The Mummy (2017)
Erinnert ihr euch noch an den 1999er “The Mummy” von Stephen Sommers? Dieser Film war etwas trashig und hatte ein paar Problemchen, konnte jedoch insgesamt als ein unterhaltsamer Abenteuerfilm mit einem verschmitzt dreingrinsenden Brendan Fraser in der Hauptrolle überzeugen. 18 Jahre später sind die Universal Studios und Regisseur Alex Kurtzman auf die Idee gekommen, das sog. Dark Universe ins Leben zu rufen, das als großes Konglomerat die Neuverfilmungen der alten Universal-Horror-Filme unter ein Dach bringen sollte. Mit Tom Cruise und Russell Crowe hat man sich zudem äußerst bekannte Namen ins Boot geholt. Was kann da also schon schiefgehen? Tja, sagen wir es mal so. Nachdem ich Alex Kurtzmans “The Mummy” gesehen habe, verstehe ich nun, warum die Universal Studios ihre Dark-Universe-Idee schnell wieder verworfen haben.
Über die Handlung vom 2017er “The Mummy” braucht man nicht viele Worte verlieren, denn sie ist alter Tee neu aufgewärmt. Nick (Tom Cruise) und sein Kumpel Chris (Jake Johnson) sind US-Soldaten und landen eines Tages in einem Gefecht im heutigen Irak. Als ein von Chris angeforderter Luftschlag ihnen den Boden vor den Füßen wegbombt, staunen beide nicht schlecht, denn plötzlich sehen sie vor sich eine uralte Grabkammer. Die Archäologin Jenny (Annabelle Wallis) gibt ihnen die Auskunft, dass es sich um das Grab von Prinzessin Ahmanet (Sofia Boutella) handelt und dass wenn die Legende stimmt, sie alle nichts Gutes erwartet.
“The Mummy” fängt durchaus stimmungsvoll an. Die ersten Minuten geben dem Zuschauer genug Informationen über die Herkunft von Prinzessin Ahmanet und setzen die Tonalität des Films. Alex Kurtzmans Film soll nämlich wesentlich dreckiger und gruseliger werden als die farbenfrohe Version von Stephen Sommers. Beim Pacing orientiert sich dieser Film ebenfalls eher an modernen Blockbustern und fackelt daher nicht lange rum. Bereits nach wenigen Minuten sehen wir Tom Cruise kämpfen, rennen, schreien und springen. So vergeht die erste halbe Stunde im Handumdrehen und macht Lust auf mehr. Doch genau ab da verliert “The Mummy” plötzlich die Orientierung und weiß nicht, wohin mit seinen Charakteren und wie die restlichen 75 Minuten gefüllt werden sollen. Was also folgt, kann im umgangssprachlichen Ton als lazy filmmaking bzw. als vor die Wand fahren jeglichen Potenzials bezeichnet werden.
Das beginnt schon bei den Charakteren, die im Laufe der ca. 110 Minuten keinerlei Entwicklung durchmachen und am Ende genau so oberflächlich und uninteressant sind wie am Anfang. Den Schauspielern kann man das aber nicht ankreiden - es ist viel mehr das Drehbuch, das vorne und hinten hinkt und ihnen keinen kreativen Spielraum lässt.
Gleichermaßen enttäuschend ist die Handlung, die den Charakter von Russell Crowe benutzt, um das Ganze immer wieder in Richtung Franchise zu drängen. Wer also denkt, dass es in diesem Film nur um die Mumie geht, wird etwas überrascht sein, auch noch andere Monstrositäten zu sehen. Richtig unverschämt ist aber tatsächlich das Ende, das sowas von schwammig und auf Franchise getrimmt daherkommt, dass man sich etwas veralbert zurückgelassen fühlt. Von all den bis dahin auftretenden Patzern in Form von nicht nachvollziehbaren Ortswechsel oder an den Haaren herbeigezogenem Charakterverhalten ganz zu schweigen.
Selbst bei der Tonalität und der allgemeinen Atmosphäre schafft es dieser Film konstant lächerlicher zu werden. Wer von den Verantwortlichen ist auf die dämliche Idee gekommen, den Charakter von Jake Johnson als eine katastrophale Art Comic Relief ständig wiederkehren zu lassen? Und wenn wir schon dabei sind - wer ist für diese Kindergarten-Dialoge verantwortlich? Und diese billigen Jump-Scares erst…
Kommen wir am besten zu dem zurück, was man “The Mummy” positiv anrechnen kann. Obwohl ich das hier verwendete CGI bestenfalls als durchschnittlich bezeichnen würde, finde ich die einzelnen Designelemente von Prinzessin Ahmanet und der Sarkophage ziemlich gut. Die Idee, Ahmanet im Verlaufe der Handlung visuell immer menschlicher und lebendiger werden zu lassen, verleiht dieser Figur eine gewisse Bedrohlichkeit und Nahbarkeit. Die Action rund um Tom Cruise fand ich größtenteils ebenfalls gut in Szene gesetzt, weswegen man zumindest hieraus gewisse Schauwerte ziehen kann. Schade nur, dass Alex Kurtzman das Potenzial nicht besser auszunutzen weiß, weswegen “The Mummy” immer wieder auf’s Neue ins Straucheln gerät und das Drehbuch absolut herzlos wirkt.
In der Summe ist der 2017er “The Mummy” leider kein guter Film. Er erlaubt sich zu große Patzer und versucht mehr den Grundbaustein für das Dark Universe zu legen als ein in sich schlüssiger Film zu sein. Das Endprodukt bietet mit seiner visuellen Gestaltung und der wuchtigen - wenn auch etwas repetitiven - Action zwar ein Mindestmaß an Schauwerten, schafft es aber zu keiner Minute, in mir Sympathie oder Interesse zu wecken.