Nachdem sie es zuletzt nicht geschafft hatte eine Dampfmaschine für ihre Pläne zu verwenden, ist Risky Boots zurück. Dieses mal hat sie es auf eine scheinbar wertlose Öllampe abgesehen und stiehlt diese erfolgreich aus Scuttle Town. Shantae, ihres Zeichen Halb-Dschinni und Beschützerin der Stadt, versucht sie aufzuhalten, scheitert jedoch daran. Aus diesem Grund wird sie erstmal prompt von Bürgermeister der Stadt gefeuert. Pflichtbewusst möchte Shantae Risky Boots trotzdem das Handwerk legen, obwohl ihr Onkel Mimic sie daran die hindern möchte. Die unscheinbare Öllampe ist nämlich nicht ganz ungefährlich. Doch da Risky anscheinend weiß wie diese Lampe funktioniert, ändert Mimic seine Meinung und schickt Shantae auf den Weg drei Magische Siegel zu finden, die benötigt werden, um die Kräfte der Lampe zu entfesseln.
Die Handlung von Shantae könnte 1:1 aus einem Samstag-Nachmittag-Cartoon stammen. Ist halt das typische Gut gegen Böse mit einer Prise Humor und einem gewissen Charme. Simpel, aber es erfüllt seinen Zweck. Nur eine Sache ging mir in der Handlung auf den Keks und auch wenn das an und für sich bei einer Spielereihe wie Shantae keine große Sache ist, es ist mir einfach negativ aufgefallen. Mimic wusste ziemlich genau, dass die Lampe die Möglichkeit hat Shantae ihrer Kräfte zu berauben oder vielleicht sogar ihr den eigenen Willen zu nehmen. Und anstatt ihr dieses Wissen mitzuteilen schweigt der Typ einfach? Ich meine ja, er hat Shantaes Mutter versprochen zu schweigen, aber wie Shantae selbst sagt wusste Risky Boots wahrscheinlich schon von Anfang an alles was sie wissen musste. Wenn die Katze also aus dem Sack ist, warum dann immer noch nichts sagen? Vor allem vor dem Hintergrund, dass sich die eigene Nichte gerade in Gefahr begibt Opfer dieser Kräfte zu werden und sie mit diesem Wissen vielleicht besser die Situation meistern könnte? Ziemliche Fehlentscheidung wenn ihr mich fragt.
Aber naja so viel zur Handlung. Beim Gameplay gibt es nämlich sehr viel weniger zu meckern. Der erste Teil hatte bereits viel Potential, doch leider auch so einige Schwachpunkte. Das Gameplay konnte ziemlich träge sein, Speicherpunkte wurden zum Teil umständlich platziert und das Schnellreisesystem musste man sich mehr oder weniger erkaufen, was unmöglich ist, wenn man das Spiel nicht zu 100% durchspielt. Im schlimmsten Fall hat diese Mechanik dafür gesorgt, dass das Spiel nur noch nerviger anstatt angenehmer wird. All diese Probleme hat der Nachfolger gefixt.
Wie auch schon der erste Teil ist Risky’s Revenge eine Mischung aus Zelda II: The Adventure of Link und Castlevania. Ausgehend von Scuttle Town reist man durch Sequin Land um die Magischen Siegel zu finden. Auf seinem Weg gilt es einige Platforming-Rätsel zu bestehen und mit verschiedenen Items sowie Shantaes Haarzopf Gegner aus dem Weg zu räumen. Und gerade Shantaes Haare sind ein klarer Indiz für die Castlevania-Inspiration. Wenn man blinzelt könnte man meinen, dass man Simon Belmonts Peitsche in der Hand hält. Mit diesen Waffen schlägt man sich durch die Welt, um letztendlich ein Dungeon zu erreichen. Diese sind im Prinzip wie die Dungeons aus Zelda II, also ein Side-Scroller-Labyrinth mit einem Bosskampf am Ende. Besiegt man diesen erhält man Siegel und es geht weiter zum nächsten Dungeon.
Diese Formel wurde mehr oder weniger vom ersten Teil übernommen, doch hier kommen die zuvor erwähnten Verbesserungen nun besonders zu tragen. Zunächst einmal ist das Gameplay deutlich schneller, da Shantae nun standardmäßig rennt und nicht wie zuvor erst einen Angriff durchführen muss, bevor sie durchstarten kann. Darüber hinaus kann man sich nun schneller in andere Lebewesen transformieren, eine Sache die man häufiger tun muss, da die Transformationen bestimmte Fähigkeiten haben, die man für den Spielfortschritt braucht. Zusätzlich ist die Schnellreisefunktion jetzt deutlich angenehmer, da man nur noch an einer Tintenfisch-Statue anhalten muss, um einen Schnellreisepunkt zu aktivieren, zwischen denen man frei hin und her reisen kann. Durch diese Änderungen ist das Gameplay nun deutlich flotter und es ist einfach sehr viel angenehmer von A nach B zu kommen. Zusätzlich sind Speicherpunkte nun sinnvoller verteilt und auch mehrfach in den Dungeons platziert, sodass man seinen verlorenen Fortschritt schnell wieder aufgeholt hat.
Shantae: Risky’s Revenge spielt sich flott und knackig und kombiniert spaßiges Platforming
mit gut gestalteten Dungeons. Das Problem ist nur, das Ganze ist schneller vorbei als man gucken kann. Das Spiel hat nur 3 Dungeons, wobei einer nicht mal wirklich ein Dungeon sondern eher ein Gegner-Gauntlet ist und Sequin Land ist super winzig. Seht euch dazu einfach mal die Karte an. Man kann diese am Spielanfang kaufen und ihr seht hier wirklich die gesamte Spielwelt.
Sequin Land ist so winzig, es würde in eine Couch-Ritze passen. Und dementsprechend schnell ist man auch mit dem Spiel durch. Ich war in ca. 9 Stunden fertig mit einem 100% Run. Wenn man weiß man tun muss schafft man das auch locker in der Hälfte der Zeit. Dafür ist diese Zeit aber auch wirklich gut. Ich hatte keine längen in diesem Spiel und das Gameplay bockt einfach richtig hart rein, was nicht zuletzt auch an der Technik liegt.
Besonders die Grafik von Risky’s Revenge ist fabelhaft. Es ist mit Sicherheit eines der schönsten 2D Pixel Art-Spiele die ich kenne. Die Spielwelt und alle Sprites sind farbenfroh, detailverliebt und zugegebenermaßen ziemlich freizügig. Der YouTuber Alpharad hat es in seinem Video zu Half Genie Hero ganz gut beschrieben als er sagte:
Das ist auch hier der Fall. Aber ehrlich gesagt sieht man darin auch wie gut die Künstler im Entwicklerteam bei ihrer Arbeit waren. Sobald man das Spiel durchspielt schaltet man den sogenannten Magic Mode frei, bei dem Shantae einen auf Prinzessin Leia in Episode 6 macht. Man kann dadurch ihre Beine sehen und obwohl Shantae ein Pixel-Sprite und somit kantig ist, wirken ihre Körperteile trotzdem rund. Gerade die Oberschenkel sehen halt nicht klötzig, sondern rund aus. Ich finde das ehrlich gesagt beeindruckend wie gut es die Künstler geschafft haben etwas eckiges rund aussehen zu lassen. Was ich jedoch etwas merkwürdig fand ist der Nippel-Blitzer bei einer Transformations-Fähigkeit, die man zum Ende hin erhält. Das Spiel ist USK 6 btw.
Nun genug zur Grafik. Das Spiel kann auch noch bei anderen Punkten glänzen, denn ein weiterer Kritikpunkt, welchen die Entwickler gefixt haben, ist das kleine Sichtfeld. Im Original konnte man nie gut sehen was um einen herum passiert, was öfters mal dafür gesorgt hat, dass man schnustracks in sein Verderben gefallen ist. Die Kamera ist nun weiter zurückgezoomt, heißt man hat mehr Übersicht und wird nicht mehr von irgendwelchen Gefahren überrascht. Auch die Musik ist ordentlich, auch wenn sie einem nicht wirklich im Kopf bleibt.
Unterm Strich hat Risky’s Revenge gute Aufräumarbeit geleistet. Es hat nahezu alle Macken des Vorgängers beseitigt und spielt sich tadellos. Der einzige wirkliche Kritikpunkt an diesem Spiel ist eigentlich nur die Länge. Es müssten min. noch 5 weitere Stunden Kontent in diesem Titel sein. Nichtsdestotrotz hatte ich viel Spaß. Und da ich gerade voll Bock auf 2D-Platformer habe überlege ich gerade auch direkt mit dem Nachfolger weiterzumachen.
Ich vergebe 7,5/10 Lampensiegel an Shantae: Risky’s Revenge.
Edit: Was ich übrigens noch erwähnen sollte, das Spiel ist ziemlich leicht. Besonders wenn man im Spielverlauf ein Item kauft, welches eure Magie regeneriert die ihr für die Verwendung von Items braucht, wird man nahezu unverwundbar. Wer also auf der Suche nach einer Herausforderung ist, wird mit Risky’s Revenge nicht glücklich.