Letztendlich doch ein recht kurzweiliges Spiel, das leider auch nicht viel neu gemacht hat. Ich habe zuvor schon ein paar Mal gehört, dass Half-Genie Hero mehr wie ein Remake des zweiten Teils rüberkommt und das kann ich auch nachvollziehen.
Das liegt zum einen daran, dass das Gameplay sich wieder sehr stark am zweiten Teil orientiert. Der direkte Vorgänger, Pirate’s Curse, hat die Verwandlungen und Tänze, welche in den ersten beiden Spielen der Reihe ein zentrales Thema waren, abgeschafft und durch direkt einsetzbare Fähigkeiten ersetzt, während das Castlevania-artige Gameplay auf ein Metroidvania angepasst wurde. Für Half-Genie Hero wurden diese Schritte nun wieder Rückgängig gemacht. Heißt es gibt wieder Verwandlungen in unterschiedliche Tiere (und andere Dinge), die unterschiedliche Fähigkeiten mit sich bringen und anstatt eines Metroidvanias ist das Spiel nun wieder linearer aufgebaut, so wie es auch die ersten zwei Spiele waren. Einziger Unterschied, während die beiden ersten Teile eine zusammenhängende Welt hatten, die höchstens mal durch eine Ladepause in verschiedene Bereiche geteilt wurde, sind die Level in Half-Genie Hero nun strikt voneinander getrennt. Man muss das gewünschte Level erst auf einer Karte auswählen und um es zu beenden muss man entweder das Levelende erreichen oder eine Fähigkeit im Pausen-Menü verwenden.
Schlimm ist dieser Wechsel nicht, nur ist es so auch nicht wirklich besser. Die ganze Bauchtänzerei und die daraus resultierenden Verwandlungen waren ursprünglich das Hauptaugenmerk der Reihe. Und die Idee ist ja auch nicht schlecht. Bauchtanz ist in keiner anderen Videospielreihe ein so wichtiges Konzept wie hier und es ermöglicht viel Spielraum für Verwandlungen, die ein abwechslungsreiches Gameplay hervorbringen können. Das größte Problem dabei war jedoch, dass diese Tänze auszuführen speziell im ersten Teil sehr lange gedauert und das Spiel ziemlich eingebremst hat. Daher haben die Entwickler die Verwandlungen immer weiter gestreamlined, sodass man nun in Half-Genie Hero nun eigentlich gar keinen Tanz mehr aufführt, sondern einfach nur noch die entsprechende Verwandlung aus einem Menü auswählt, während Shantae im Hintergrund eine Tanzanimation durchführt. Die ursprüngliche Idee ist damit zwar ein wenig verloren gegangen, aber da der Spielfluss dadurch um einiges flotter ist, war das ein Opfer was sich ausgezahlt hat.
Allerdings ist es nicht ganz perfekt. Zunächst einmal ist das Gameplay trotz des Streamlinings nicht so flott wie von Pirate’s Curse, weil da die Fähigkeiten direkt einsatzbar waren und sich so auch direkt ins Gameplay eingebettet haben. Zwar gingen die Verwandlungen bereits im zweiten Teil so schnell von der Hand, dass sie da bereits nicht mehr problematisch waren, so ist es aber dennoch ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger, der halt einfach das Tempo ein Stück weit höher gehalten hat. Und dann haben die Verwandlungen an sich auch ein paar Probleme. Es gibt nun mehr verschiedene Verwandlungen als jemals zuvor in Reihe, doch anstatt das ich mir direkt meine gewünschte Verwandlung aussuchen kann, gibt es quasi drei Verwandlungsmenüs mit jeweils vier Verwandlungsoptionen. Diese drei Menüs laufen im Takt der Musik nacheinander durch und man muss dadurch immer auf das richtige Menü warten, um sich richtig zu verwandeln. Dabei ausversehen die falsche Verwandlung ausgewählt? Tja, schade musst du wohl nochmal warten. Ich verstehe nicht, warum die Entwickler hier nicht auf ein Kreismenü ähnlich wie im Ratchet & Clank-Remake oder gar in Counter-Strike zurückgegriffen haben, wo alle Optionen kreisförmig angeordnet werden. 12 Optionen sollten sich da immer noch übersichtlich unterbringen lassen, da die Entwickler hierfür den gesamten Screen nutzen können.
Davon abgesehen waren einige Verwandlungen ziemlich unnütz. In erster Linie fallen mir da die Spinnen- und Fledermaus-Verwandlungen ein. Erstere kann sich mittels eines Spinnenfadens an eine Decke ziehen und an dieser über Kopf entlang klettern, während letztere in horizontaler Lage schweben kann. Diese beiden Fähigkeiten sind viel zu spezifisch, sodass die Entwickler eher künstlich Levelabschnitte einbauen mussten, wo diese Fähigkeiten zur Verwendung kommen, damit sie eine Daseinsberechtigung haben. Denn ansonsten kann man diese Fähigkeiten kaum wirklich vorteilhaft einsetzen, zumal die spätere Harpyien-Verwandlung und in manchen Situationen auch die Affen-Verwandlung diese beiden Fähigkeiten nahezu komplett obsolet machen. Ich denke hier wäre weniger mehr gewesen.
Außerdem möchte ich mal anmerken, dass sie Shantaes Sprunghöhe in diesem Spiel ziemlich verkackt haben. Ich bin andauernd auf Plattformen gestoßen, auf die ich ohne eine Verwandlung nicht draufspringen konnte. Für Secrets und manche Gameplay-Passagen macht so eine Designentscheidung Sinn, aber es wird ein bisschen übertrieben, wenn ich diese Fähigkeiten einsetzen muss, um Standardsituationen zu meistern. Das Spiel wird dadurch nur unnötig eingebremst.
Auch die Handlung ist mehr oder weniger die gleiche, wie sie auch schon in Teil 1 und 2 war. Ohne Scheiß, ihr werdet ein Déjà-Vu erleben, wenn ihr diese Spiele gespielt habt und dann Half-Genie Hero spielt. Das ist schade und hier wäre schon ein bisschen mehr Kreativität gut gewesen.
Aber genug von der Negativität. Shantae: Half-Genie Hero macht auch vieles richtig. Größte Stärke ist für mich das Art Design und die Animationen. Alle Charaktere haben einzigartige Animationen, die ihren Charakter hervorheben. Shantae hüpft herum wie ein kleines Energiebündel, Bolo ist relativ regungslos und versinnbildlicht einen stoischen Helden, während Rottytops die Hüften schwingen lässt, was die süße und spaßliebende Seite ihres Charakters hervorstechen lässt. Selbst Nebencharaktere wie die Schlangen, die einem Tänze verkaufen, haben fantastische Animationen, die allein beim Zusehen Spaß machen. Also wirklich großes Lob an die Animateure, so viel Charme sehe ich selten in Animationen ausgedrückt. Dann ist da noch der Humor. Shantae ist eine Reihe, die sich von Anfang an nie ganz ernst genommen hat und das stellen die Entwickler immer wieder zu Show. Mal versucht man ganz offensichtlich die Vierte Wand zu brechen oder man lässt eine vollkommen banale Situation aufkommen, einfach weil man’s kann. Diese Art von Humor ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber zumindest bei mir hat er gezündet. Und bei all der Kritik am Gameplay die ich gebracht habe hat Half-Genie Hero immer noch ein sehr spaßiges Plattforming-Gameplay, was jeden Genre-Fan zufrieden stellen sollte.
Alles in allem ist das hier also schon ein spaßiges Spiel, allerdings mit ein paar Schönheitsfehlern, weshalb es leider nicht ganz an seinen Vorgänger herankommt. Ich vergebe 7,5/10 Punkte.
So jetzt muss ich mal überlegen, ob ich mir jetzt noch den Bonus-Kram aus der Ultimate-Edition ansehe, oder Super Mario Bros. Wonder dazwischenschiebe. Und dann wartet hier natürlich noch Seven Sirens auf mich.