Return of the Obra Dinn:
Erstmal die drei negativen Punkte:
Erstens bin ich der Meinung, dass das Namen zuordnen zum Schluss EXTREM schwierig und undurchsichtig wird. Über weite Strecken sind die Lösungen durchaus ersichtlich, wenn auch nicht immer ganz einfach. Aber gegen Ende musste ich dann doch ab und zu recht trial-and-error machen, und als ich dann online nachschaute, wie man die Identität hätte herausfinden können, musste ich sagen: Ok… ich glaube da wäre ich mit Überlegen und Kombinieren nie drauf gekommen.
Die zweite Schwäche ist, dass man anscheinend nicht einfach so in die Erinnerungen springen kann, wenn man sie im Buch gefunden hat. Das bedeutet, dass man zum Schluss extrem viel hin- und herlaufen muss, nur um schnell etwas in einer Erinnerung nachzuschauen. Eine Schnelle „One-Click-Option“ wäre da vielleicht angenehmer gewesen, speziell zum Schluss, wo man zum Teil wirklich immer wieder nur ganz schnell ein Detail raussuchen muss.
Und zu guter Letzt: Das Schiff hat eine verschlossene Tür, ein verstecktes Kapitel und eine Gruppe Leute, welche bis zum Schluss nicht rausgefunden werden kann, was mit ihnen passiert. Nachdem man alle Rätsel gelöst habt öffnet sich einem endlich dieses letzte Kapitel, und man kriegt den Eindruck, dass man jetzt noch etwas wichtiges lernt.
Aber irgendwie… keine Ahnung, das letzte Kapitel war dann doch sehr enttäuschend. Man lernt nichts wirklich viel Neues.
Dass er mit jemandem einen Handel eingegangen ist, um den Kraken zurück zu rufen weiss man schon, aufgrund des Titels des Kapitels und der Tatsache, dass schon vorher angesprochen wurde, dass niemand weiss, wie der Käpten es geschafft hat, dass sich der Kraken zurück zog.
Das einzige wirklich „Neue“ ist, dass die Kreaturen das Schiff wohl zurück gebracht haben. Aber irgendwie ändert das nicht viel an der Story. Und wenn man schon ein Twist-Kapitel anteast, dann sollte das in meinen Augen vielleicht doch eine etwas grössere Überraschung haben.
Abgesehen von diesen Drei Punkten:
Dieses Spiel ist einfach fantastisch!
Die Idee ist so genial! Mal wirklich ein Spiel, wo man kombinieren und Detektiv spielen muss, und das Game eine Mechanik hat, dass man wirklich beweisen kann, dass man die richtige Lösung gefunden hat. Denn obwohl man zum Schluss (wie oben gesagt) dann doch etwas raten muss, so hat man bei sicher 3/4 der Crewmitglieder sehr, sehr realistische Chancen, die Puzzlestücke zusammen zu setzen… und es fühlt sich einfach super an, wenn es plötzlich „click“ macht!
Es ist auch einfach eine coole Geschichte, und wie sie erzählt wird ist einfach genial.
Erst kommt man einfach mal auf das Schiff und findet eine Menge Leichen und fragmentierte Erinnerungen… und die machen erstmal nicht so wirklich Sinn. Und da man vieles dann auch noch rückwärts oder in nicht-linearer Reihenfolge findet und entdeckt ist man vermutlich auch eine Zeitlang wirklich verwirrt… aber je mehr man rausfindet und je mehr man anfängt zu realisieren, welche Charaktere jetzt was gemacht haben, und vor allem wenn man dann nochmals zurück in gewisse Erinnerungen geht, und mal andere Orte des Schiffes erkundet, welche gar nicht zu dem spezifischen Tod gehört, in dessen Erinnerung man ist… plötzlich fängt an alles Sinn zu machen.
Ganz ehrlich, sowas kann ich wirklich nur loben.
DAS ist genau ein Beispiel für das, was ich meine, wenn ich immer wieder sage, dass in guten Spielen das Gameplay und das Storytelling Hand in Hand gehen sollen, und nicht separat sein sollten!
Diese Geschichte kommt durch das Gameplay erst so richtig zusammen… und das ist hevorragend.
Die Atmosphäre ist auch extrem gelungen. Da man es hier mit einem eher kleinen Indi-Spiel zu tun hat ist das Spiel natürlich etwas limitiert… aber wie so viele gute Spiele nutzt es die Limiten als Stärke, nicht als Schwäche.
Die Grafik ist sehr minimalistisch gehalten, aber vor allem in den Erinnerungen macht das völlig Sinn! Nicht nur sorgt es für eine seltsame, sureale, traumartige Atmosphäre, es hat auch gameplay-relevanz, weil man zum Teil wirklich genau hinschauen muss, und immer wieder solche Momente hat, wo man denkt: Warte mal… da muss ich jetzt ranzoomen… Ist das ein Tatoo, oder nur ein Pixel-Schatten…?
Wirklich genial!
Ehrlich, ich kann das Spiel wirklich nur hochloben! Die Kreativität und die Art wie das Medium hier genutzt wird ist einfach erstklassig.
Fazit: Wer narrative Rätselspiele, kreatives Gameplay mit Hirn und gute Atmosphäre mag, und gerne hat, dass ein Spiel das Gameplay braucht um eine Geschichte zu erzählen, der sollte sich dieses Spiel wirklich nicht entgehen lassen.