The Talos Principle (100%) & Road to Gehenna:
Nachdem ich vor kurzem “Talos Principle” soweit fertig gespielt habe wie ich es konnte, habe ich es jetzt auf 100% durch, mit allen Sternen und optionalen Geheimnissen die es zu holen gibt. Mit grosszügiger Mithilfe des Internets, natürlich, denn… nun, werde gleich dazu kommen.
“Road to Gehenna” habe ich inzwischen auch gelöst, zumindest alle Puzzles die man machen muss um zum Ende zu kommen. Wollte eigentlich auch hier 100% machen, aber ganz im Ernst…
Die Stern-Challenges (welche leider in beiden Fällen noch interessante Enden freischalten) sind vollkommen, absurd unfair konstruiert. Bei “Talos Prinzipel” war ich schon völlig verwirrt, wie man diese Lösungen ohne Hilfe finden sollte, denn zum Teil muss man da Lichtstrahlen über ein ganzen Level reflektieren, wo die Reflektoren durch die extremen Distanzen kaum mehr einen Pixel gross sind… und wohlbemerkt hat man dieses Pixel-Fenster nur dann, wenn man vorhin wirklich alles sauber aufgestellt hat. Die Lösungen die ich zum Teil online fand sehen so absurd aus, dass es mehr nach einem ungewollten Exploit in den Leveln aussieht, als etwas das wirklich so vom Designer gedacht war.
Bei “Road to Gehenna” habe ich es dann schlussendlich aufgegeben. Die eine “Lösung” konnte ich nichtmal nachkonstruieren, obwohl ich wusste wie sie ging, da das Fenster, wo man die Reflektoren hinstellen muss so winzig klein ist, und die Wege die man zwischen den Stationen hin und herlaufen muss, um sie wieder umzustellen, wenn man merkt, dass man das Fenster nicht getroffen hat, dass ich einfach keine Lust mehr hatte. Egal, wie toll das Ende ist, das sich dahinter verbirgt, für den Moment habe ichs satt. Optional oder nicht, die Herausforderungen die einem ein Spiel stellt sollten trotzdem noch irgendwie fair und nachvollziehbar sein. Was hier absolut nicht der Fall ist.
Was schade ist, denn das ist wirklich nicht der letzte Eindruck, den diese Spiele verdienen.
Nachdem ich jetzt beide Geschichten durchgespielt habe muss ich sagen, dass sind zwei durch und durch brilliante, toll geschriebene Puzzle-Spiele!
Sie haben zum Teil wirklich gute Mechaniken für die Rätsel und die meisten (optionale ausgenommen) sind fair und knifflig, und geben zum Schluss das Hochgefühlt, das man erhält, wenn alle Teile endlich zusammen kommen und sich die letzte Tür öffnet!
Was mir auch extrem gut gefallen hat sind die Charaktere und die Story.
“Talos Principle” hat nur eine kleine Hand voll Charaktere, welche direkt mit dir interagieren, die meisten anderen Charaktere lernt man nur durch Aufzeichnungen aus der Vergangenheit kennen.
“Road to Gehenna” hingegen rekreiert im Prinzip die quasi-anonymen Beziehungen eines online-Forums, eine brilliante Idee für die Prämisse dieses Spieles. Denn in dieser Erweiterung zum “Talos Principle” muss man eine Gruppe Roboter retten, Roboter welche alle völlig identisch aussehen, und eigentlich nichts gross machen ausser rumzustehen und vor sich hinzustarren. Oft wirken sie völlig leblos.
Aber wenn man sich an einem der Computer-Terminals einloggt, welche überall in der Welt rumsteht und die Foren-Einträge dieser Charaktere durchliesst, dann kristallisieren sich mit der Zeit richtige Persönlichkeiten heraus. Und das wiederspiegelt eines der zentralen Themen dieses Spieles, denn vieles was die Roboter miteinander austauschen bezieht sich darauf, was intern in ihnen vor sich geht, da sie nach aussen hin völlig limitiert in ihren Möglichkeiten sind.
Was ich an der Story dieser zwei Spiele auch mag ist der fast schon gemeine Sinn der Ironie (und hier muss ich etwas in Spoiler gehen):
Der erste Teil zeigt, dass diese digitale Rätsel-Welt kreiert wurde um eine künstliche Intelligenz zu finden, welche die Erinnerung der Menschheit nach deren Aussterben durch eine undefinierte aber unaufhaltsame Katastrophe wieder aufleben zu lassen. Ist dies erreicht wird das ganze Programm gelöscht, die KI in einen Roboter eingeschleust, und dieser lebt dann weiter als Hinterlassenschaft des Menschen.
Was “Road to Gehenna” aber klar macht ist: Die Existenzielle Krise welche die Menschen durchmachten, als sie realisierten, dass sie vor der Ausrottung stehen ist der genau gleiche Terror, durch den die künstlichen Intelligenzen jetzt auch durch müssen. Um ihre eigene Welt zu wahren kreierten die Menschen eine Welt mit Bewohnern, welche dazu verdammt ist, zum Schluss selber ausgelöscht zu werden…
Und dieser Aspekt gibt dem “Road to Gehenna” nochmals eine ganz eigene Atmosphäre, und ist für meinen Geschmack der perfekte Punkt wo man Ansetzen musste, wenn man eine Erweiterung zu einem Spiel wie “Talos Principle” kreieren will.
Ich mag diese zwei Spiele (oder dieses Spiel mit seiner Erweiterung) wirklich sehr.
Allerdings will ich hier betonen, dass man absolut in der richtigen Stimmung sein muss, um diese Spiele in ihrem ganzen Umfang zu geniessen.
Denn obwohl die Rätsel reines Gameplay sind, so haben beide Spiele zwischen den einzelnen Rätselräumen auch eine ganze Menge Story und Charakterentwicklung welche ausschliesslich aus geschriebenem Text in Form von Chat-Logs, Foreneinträgen oder Geschichten besteht.
Ja, all das ist Optional, und man kann auch einfach durch die Rätsel rasen, aber in meinen Augen verpasst man dann einen sehr gelungenen Aspekt dieser Spiele. Und darum würde ich dieses Spiel nur dann empfehlen, wenn man gerade in der Stimmung ist ein langsam gepactes Rätsel-Spiel zu zocken, welches zwischendurch auch gerne völlig in philosophischen Gedankenaustauschen verschiedener Charaktere versinkt.
Ich persönlich mag das absolut, aber verstehe auch, dass das nicht jedermans Sache ist.
Fazit: Bescheuert unfaires optionales End-Game. Dafür ist der Rest dieser Spiele absolut genial, mit coolen Rätseln, guter Story und Charaktere und wirklich gelungener Atmosphäre.