The Evil Within
Ein meiner Meinung nach gutes Spiel. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Positiv
Stark fand ich den Grafik-Stil. Optisch hätte es nach meinem Empfinden auch ein aktuelles Spiel sein können. Gerade das Gegner-Design und die Level-Abschnitt, die etwas albtraumhaftes an sich haben, machen echt was her. Auch wechseln sich ruhige Abschnitte, Kämpfe, Flucht-Passagen etc. sehr gut an.
Auch die Möglichkeit, an vielen Stellen schleichend vorzugehen, hat mich positiv überrascht (wobei die Frage bleibt, warum der Hauptcharakter sein Messer nur bei Stealth-Angriffen einsetzt und sonst dieses Messer nicht existiert).
Die Waffenauswahl war jetzt nichts weltbewegendes, wobei zumindest die Armbrust mit ihren verschiedenen Munitionstypen, die man selbst herstellen kann, sehr positiv hervor sticht.
Sehr zuträglich für die Spannung ist, dass - so ging es mir jedenfalls auf ‘‘Normal’’ - man selten völlig frei von Munitionsknappheit ist. Immer wieder hat man auch mal alle Reserven voll, allerdings werden sie auch schnell wieder verbraucht, wobei man durch Stealth, Fallen und andere Tricks auch dafür sorgen kann, den Munitionsverbrauch in Grenzen zu halten.
Neutral
Absolut gar nicht gefallen hat mir die Story, wobei das eine sehr persönliche Kiste ist. Ich hasse einfach diese Geschichte, wo nie klar ist: ‘‘Ist das jetzt ein Traum? Realität? Fantasie? Wahnvorstellung?’’ Egal, ob es am Ende aufgelöst wird oder nicht, bin ich davon einfach kein Fan.
Kritisch sehe ich auch etwas das Figuren-Verhalten bei der Steuerung. Ähnlich wie bei Alan Wake kann ich die Motivation der Entwickler verstehen, einer Figur maximal glaubwürdige und geschmeidige Animationen zu geben. Leider führt das immer zu einer gewissen Schwammigkeit und ich wünsche mir schnell lieber direktere Kontrolle zurück, auch, wenn sich die Hauptfigur dann vielleicht nicht so smooth bewegt.
Negativ
Was sich generell jeder Entwickler von Horrorspielen auf den Unterarm tätowieren lassen sollte: Sobald einem nichts mehr einfällt als ‘‘Wir geben Zombies Schusswaffen’’, genau dann sollte bzw. muss ein Horrorspiel enden. Das letzte Drittel hat schon Ähnlichkeiten zur Militärinsel von Resident Evil 4, als dort ebenfalls die Action noch mal richtig angezogen hat und es etwas befremdlich wurde.
Apropos Resi 4: Leider muss man Shinji Mikami unterstellen, dass ihm etwas die Ideen auszugehen scheinen. Insgesamt ist es ein gutes 3rd-Person-Erlebnis, allerdings ohne einen Hauch von Überraschungen und vielleicht ein paar Anspielungen zu seinen früheren Werken zu viel. Ich bin ohnehin mit der Erwartung rangegangen, dass ich im Idealfall ein Spiel vorfinde, dass vielleicht hier und da an Resi 4 anknüpfen kann. Hätte ich mehr erwartet, ich wäre definitiv enttäuscht worden.
Ebenfalls zu viele: Instant Death-Momente gepaart mit suboptimalen Rücksetzpunkten. Über weite Strecken ist das kein großes Ding, manchmal aber kommt beides zusammen und sorgt schon mal für Frust. Ganz besonders, wenn die berüchtigte ‘‘Videospiel-Logik’’ ihre Fratze zeigt. Beispiele:
Mal kann man über (hüfthohe) Hindernisse springen, mal nicht. Fallen gelten nur für den Spieler, nicht für die Gegner. Für manche Aktionen, wenn man geduckt irgendwo in Deckung geht, steht der Charakter trotzdem auf, was mich zweimal (buchstäblich) den Kopf gekostet hat.
Und mein Highlight: Die Streichholz-Mechanik. Auf dem Papier bestimmt ne gute Idee (wenn auch nur wieder eine Anspielung auf Resi 1), aber in der Praxis als strategisches Element im Kampf selten effektiv. Damit, dass Gegner instant in Flammen aufgehen durch ein einfaches Streichholz, als hätte man sie komplett mit Benzin übergossen, darüber kann ich hinwegsehen. Absolut albern ist aber, dass die Gegner, wenn sie nicht praktisch Hautkontakt zu dem Kollegen habe, den ich anzünde, vom Feuer komplett unbeeindruckt sind. Stehen sie nahe genug, gehen sie ebenfalls sofort in Flammen auf. Laufen sie über eine gerade eben entzündete Leiche, passiert NICHTS. Da war Far Cry 2 schon um Längen weiter beim Thema Feuer.
Das sind so diese vielen Kleinigkeiten, die mir ein Erlebnis richtig madig machen können und mich immer wieder TotalBiscuit zitieren lassen: ‘‘Cause you know, why not!? Video game logic!!’’
Fazit
Insgesamt würde ich das Spiel durchaus empfehlen. Das erste Drittel ist sehr stark, das Design sorgt für eine super Atmosphäre und gerade die Armbrust macht beim Kämpfen viel Spaß. Von einem Meilenstein alla Resi 4 - ich meide so gut es geht das Wort ‘‘perfekt’’, aber ich habe im 3rd-Person-Bereich bis heute nichts gespielt, was auch nur ansatzweise mithalten kann - kann man aber zu keinem Zeitpunkt reden. Es wird gute 3rd-Person-Unterhaltung geboten und um etwas Stealth erweitert, aber bietet insgesamt nichts, was man spielerisch nicht schon woanders gesehen hätte. Trotz einiger Kritikpunkte muss ich aber zugeben, dass es trotz knapp 20 Stunden Spielzeit eigentlich keinen Moment gab, wo ich mir ein Ende herbeigesehnt habe, weil ich keine Lust mehr hatte.
Auf die DLCs werde ich wohl dennoch verzichten.