Ich hatte die Assassin’s Creed Reihe von Anfang an gespielt. AC 2 war für mich eines der besten Spiele der PS3-Ära. Nachdem dann aber AC 3 ein sehr liebloses Ende der Desmond-Story darstellte, war die Reihe für mich erstmal gestorben. Letztes Jahr hatte ich dann Black Flag und Rogue nachgeholt. Beides sind spaßige Piraten-Abenteuer, haben mit der Assassinen-Story aber im wesentlichen kaum etwas zu tun. Unity war dann nicht nur aus Sicht der Assassinen enttäuschend, auch das eigentliche Spiel war gruselig.
Nun habe ich Syndicate eine Chance gegeben und wurde positiv überrascht.
Man spielt ein Zwillingspaar. Einen Mann, der mehr auf offene Konflikte aus ist und eine Frau, die eig. eher der sneaky Assassine ist. Das ist darum interessant, weil es so eine Art Kompromiss aus den älteren Spielen (Assassine, Schleichen, Mystik) und den eher neueren, mehr auf Action ausgelegten Spielen ist.
Gibt dann auch ne Story zwischen den beiden. Beide haben unterschiedliche Ziele. Der eine will London erobern/befreien, die andere sucht einen Edensplitter.
Diese Mischung hat soweit gut funktioniert. Es lockerte die Story auf, es gab unterschiedliches Gameplay. Die Charakter hatten leichte Boni für unterschiedliche Spielweisen.
Leider wurde dann aber die Story von dem Typen in der 2. Hälfte immer dominanter. In Sequenz 7-8 kam zu der Frau quasi gar nix mehr. Plötzlich hieß es dann in der letzen Sequenz: ‘Der Edensplitter ist übrigens da und da.’ Obwohl man aber gar nix mehr gemacht hat, was dazu beigetragen hat, das herauszufinden. Fühlte sich an, als ob da einfach 2-3 Story-Missionen fehlen. Der mystische Aspekt, wo man z.B. sonderbare Orte und Geheimnisse entdeckt, wurde nur angedeutet, aber kam letztlich zu kurz.
Das Ende war dann wieder so richtig cringy, wie man es mittlerweile kennt von der Serie. Endboss war richtig lame. Lame war ja eig. schon, dass dieser fiktiv war… Früher hatte die Reihe viel Wert darauf gelegt, die Story mit der Historie zu verweben. Aber davon sah man in den letzten Teilen nur noch rudimentäre Grundzüge und einzelne historische Charakter. Das ist nichts im Vergleich zu AC 2, wo
wo man am Ende den Vatikan infiltriert, um Rodrigo Borgia zu töten (nur ein Beispiel von vielen).
Es wurde aber immerhin versucht, Persönlichkeiten dieser Zeit, wie z.B. Marx oder Darwin durch Side-Quests in die Spielwelt zu integrieren. Das kommt zwar nicht an die alten Teile ran, war aber wesentlich besser als dies z.B. bei Unity der Fall war.
Kommen wir zur übergeordneten Story. Scheinbar versuchen sie jetzt, dieser wieder eine gewisse Relevanz zu geben, nachdem sie in den letzten Teilen quasi nur als Alibi drin war.
Aber statt dass man da was machen konnte, hat man alles nur in Cutscenes via Drohnenaufnahme gesehen. Die “Story” war dabei weiterhin recht eingeschränkt, aber wenigstens hat man den roten Faden der Reihe wieder etwas aufgenommen, alte Charakter gezeigt und dem Schaffen der Protagonisten einen Sinn gegeben (Edensplitter finden).
Deutlich besser, vllt. in dem Punkt sogar der beste Teil seit der Ezio-Trilogie, war die Stadt und das generelle Setting. In den letzten Teilen fühlten sich die Karten leer an, es gab sehr viel copy-paste. Dem industriellen London wurde aber wieder mehr Liebe zum Detail geschenkt. Schiffe fahren über die Themse, es gibt Züge. Man kann Kutschen klauen (fast schon, als wäre es GTA). Die Stadtviertel fühlten sich unterschiedlich an. Vom Arbeiter-Viertel mit Fabriken bis hin zum Regierungs-Viertel mit großzügigen Parks und vielen bekannten Orten.
Die generischen Nebenmissionen passten zum Setting, waren aber recht monoton. Lediglich die Kutschen-Rennen (im Midnightclub-Stil) stellten eine schöne Ausnahme da. Dafür gab es aber Side-Quests mit eigener Story.
Es gab endlich wieder eine “Gang-Mechanik”. Man konnte Leute anheuern, die mit einem kämpfen und diese auch verbessern. So kann man sich zu sechst in eine Kutsche hocken und die Straßen unsicher machen. Generell waren die Banden recht gut in die Welt integriert. Die Missionen zur Befreiung Londons wurden zwar hinten raus recht repetitiv, gingen dann aber auch sehr schnell von der Hand.
Die Renovierungs-Mechanik war auch wieder dabei. Statt aber die Viertel zu renovieren, konnte man dieses Mal in seine Gang, Kutschen, oder generelles Gewerbe (für regelmäßiges Einkommen) investieren. Es war eine gute Abwechslung zu vorherigen Spielen, es wäre aber schön gewesen, die Auswirkungen dieser Upgrades stärker zu sehen. Das HQ ist dieses mal in einem Zug. Auch das ist, wenn auch kein Game-Changer, eine nette Auflockerung.
Dazu gab es ein paar wenige Gameplay-Erweiterungen, wie z.B. ein Grabling-Hook und eins, zwei simple Kombis für den Kampf. Nichts aufregendes, aber eben doch gut funktionierend. Gerade der Grabling-Hook ist ein Quality of Life-Feature, das viel Zeit erspart.
Nun zu einem wirklich negativen Aspekt: Die letzten Missionen wirkten unpolished, verbuggt und unlogisch. Z.B. muss man auf eine Party, auf der keine Waffen erlaubt sind. Man macht sich dann in mehreren Missionen daran, Einladungen zu bekommen und die Waffen-Regel zu umgehen. Am Ende hat man dann aber das Gefühl, dass man auch einfach hätte über den Zaun springen können. Auf Waffen kontrolliert hat auch keiner. Das ist zwar für das Gameplay und die Story nicht schlimm, aber gibt einem das Gefühl, dass das eigene Handeln überflüssig ist. Der Boss-Fight war bei mir leider verbuggt, eine Sequenz wurde nicht abgespielt, wodurch ich in einen Endloskampf geraten bin. Ich konnte das dann zwar auflösen, indem ich vom letzten Checkpoint geladen habe, aber dennoch killt sowas gerade in der letzten Mission doch die Stimmung.
Zusammenfassend muss ich sagen, dass mir Syndicate wieder deutlich besser gefallen hat als die vorherigen Titel seit Teil 3. Aber auch Syndicate hat so seine Probleme mit dem es nicht an die Ezio-Triologie rankommen kann. Microtransactions und Sammelgegenstände an jeder Straßenecke sind nur einige davon.