Wieso fader Beigeschmack? Wenn es die Quote gibt, ist es ein nachvollziehbares Entscheidungskriterium, um dafür Sorge zu tragen, dass gesellschaftliche Diversität in einem Kollegium abgebildet wird. Niemand kann etwas dafür, wie und wo er*sie geboren wird. Quoten sollen diesen Umstand berücksichtigen.
Und wenn es eine Stelle gibt, auf die sich zwei gleichqualifizierte Personen bewerben, dann wird immer eine Person den Job nicht kriegen. Es müsste also auch einen faden Beigeschmack für den Erwählten geben, wenn zwei weiße, nichtbehinderte Männer mit denselben Qualifikationen als Bewerber angetreten sind.
Ich rede ja nicht von RBTV sondern Allgemein. Ich kenne ein Unternehmen (bzw nicht nur eines, aber dort weiß ich aus erster Hand um die Problematik) mit mehreren 10K Mitarbeitern weltweit. Dort dümpeln einige Leute rum, die wesentlich weniger qualifiziert sind oder teils überhaupt nicht geeignet, weil man eben zur Erfüllung dieser Quote noch Leute gebraucht hat. Nicht immer bewerben sich ja gleich starke Leute. Dennoch gibt es natürlich zusätzlich - auch dort - das Problem, dass in gewissen Positionen dann Männer bevorzugt werden, auch wenn eben Frauen gleich oder teils gar besser qualifiziert sind.
Gibt’s ja teilweise auch. Oft spielt ja auch das Aussehen eine Rolle etc. Es ist also nicht ganz so trivial… Mir persönlich ist das komplett wurscht wenn sich jemand bewirbt, ob der eine Hand zuviel oder nen Fuß zu wenig hat oder welche Hautfarbe er / sie hat. Solange die Person kompetent UND auch im Bereich „Social Skills“ was auf der Pfanne hat Leider ist es aber auch hier so, dass sich eben einfach hauptsächlich weiße Männer bewerben und ich bin froh, dass ich mit dem kleinen Büro nicht diese Quoten erfüllen muss, denn das wäre einfach nicht möglich ohne jemanden zu bevorzugen, der auf Grund seiner Qualifikation normalerweise direkt durchs Raster fallen würde.
Hey dann sind „wir“ plötzlich die benachteiligten. Eine zusätzliche Hand waere fuer sehr viele Berufe vorteilhaft
Sieh es mal so. Eddy hat heute morgen gut erklärt, wie unterschiedlich die Startbedingungen durch Rassismus, Sexismus usw. sind. Es gibt also bereits in den Köpfen der Gesellschaft eine Art Quote. Nämlich die, dass sich Minderheiten viel mehr anstrengen müssen um eine Chance zu haben und selbst das oft nicht reicht. In einer fairen Welt wären Quoten unnötig und ungerecht, aber in einer ungerechten Welt können sie helfen diese Ungerechtigkeit etwas entgegen zu setzen. Ein Konzept mit dem ich auch heute manchmal noch zu kämpfen habe.
Das heißt nicht, dass sie frei von Kritik sind und auch nach hinten los gehen können, aber sie sind nun mal der einfachste Weg bei Problemen, die unsere Gesellschaft seit Jahrhunderten durchziehen. Sowas ändert man nicht von heute auf Morgen, aber wenn es über lange Zeit zur Norm gehört, dass 50% Frauen in Führungspositionen sitzen und das PoC in den Medien und in unserem Alltag stattfinden, dann wird diese „erzwungene Norm“ vllt irgendwann zur gelebten Norm und dann zur erwarteten Norm.
Auch wenn solche Bilder immer recht platt sind, zeigen sie doch ganz gut das Prinzip:
Eine Quote heißt, dass du denen mehr hilfst, die auf Grund der Gesellschaft die schwächere Ausgangslage haben.
Nicht nur fürs Berufsleben! Aber yo - ein zweites paar multitaskingfähige Hände wäre manchmal ganz gut - dennoch bin ich froh, keine solche Behinderung zu haben (PS: Einer meiner Freelancer hat in der Tat einen elften Finger - der ist aber dennoch langsamer im Coden als ich )
Weil man dann immer der Quotenbehinderte oder die Quotenfrau ist. Mit dem wissen im Hinterkopf das eigentlich ein weisser gesunder Mann auf meinem Platz sitzen würde.
Das ist bitte nicht dein Ernst. Und wie viele Männer werden eingestellt, obwohl sie weniger geeignet sind? Hm?
Das ist eine pauschale Behauptung und einfach nur eindimensional.
Eine Quote soll ja im besten Fall sicherstellen dass ebenso fähige Menschen aus benachteiligten Gruppen die Chance auf eine Arbeitsstelle bekommen, weil es strukturelle Benachteiligung gibt.
Sieh es aus einer etwas anderen Perspektive: Die diskriminierte Person hat es generell im Leben schwerer. Wenn man also gleich qualifizierte Personen hat, dann sehe ich es als vollkommen in Ordnung, die Person zu bevorzugen, die es schwerer hat. Zudem kommt ja indirekt noch dazu, dass üblicherweise die benachteiligte Person für die gleiche Qualifikation mehr leisten musste. Dazu gibt es genug Studien. Somit ist es sogar verdient, dass diese Person an der stelle dann vorgezogen wird.
Das ist zusammengefasst auch eins der Hauptprobleme für Previlegierte bzgl Diskriminierung. Sie bekommen davon so wenig mit, dass das einzige, was sie immer mitbekommen, das Vorziehen des Diskriminierten ist. Die ganzen Nachteile der Diskriminierung erleben sie nie. Das die Bevorzugung in solchen Fällen wie Jobwahl nicht einmal annähernd den Rest ausgleicht, den man es ansonsten schwerer hat, das kommt einem gar nicht in den Sinn.
Danke, dass du nochmal eingeordnet hast, was guter und was schwachsinniger Feminismus ist
Aber dann kommt der fade Beigeschmack nicht aufgrund einer Quote zustande, sondern aufgrund dessen, dass die gesellschaftlichen Strukturen ohne Quote Ungleichheit produzieren und nicht fair sind.
Wie sollte denn eine Quote hier eigentlich aussehen? Geht es um Leute mit Migrationshintergrund, um Afrodeutsche, um schwarze Mitbürger, um PoC?
Wenn es eine Quote für Afrodeutsche gibt, fragt der Türke oder Ostasiate auch nach ihrer Quote. Der Südamerikaner fragt sich, warum Leute aus Afrika eine Quote bekommen, er aber nicht.
Ich finde es hat einen “faden Beigeschmack”, wenn bestimmte Bereiche nur weiß und männlich sind. Ich finde es hat einen “faden Beigeschmack” in einer Gesellschaft zu leben, die sich nicht genügend für Inklusion einsetzt. Ich finde es hat einen “faden Beigeschmack”, wenn weiße Männer nicht reflektieren wie tief strukturelle Diskriminierungen und Benachteiligungen gehen.
Ein weißes Bürschchen aus Bayern hat besser Bedingungen als ein Kind aus dem Märkischen Viertel für Bildung und Studium.
Ein weißer Mann mit deutschen Namen in Hamburg hat bessere Bedingungen einen Job zu finden, als eine junge Frau bei gleicher Qualifikation, weil sie mit 30 immer noch keine Kinder hat und der Arbeitgeber denkt, als nächstes muss ich bei ihr Kosten des Mutterschutzes mittragen. Oder weil sie ein Kopftuch trägt.
Ein Mann mit deutschen Namen hat bessere Chancen im Journalismus einen Job zu bekommen, als ein Mensch mit Behinderungen und Beeinträchtigungen, weil ihm grundsätzlich weniger zugetraut wird.
DAS HAT EINEN FADEN BEIGESCHMACK !
Und wenn mir jetzt einer erzählt in Deutschland hätte alle die gleichen Chancen, FLIPP. ICH. AUS.
Wie meinst du das?
Mag schwarzen Humor extrem. Und mit überspitzter Darstellung von Dingen habe ich meist auch kein Problem.
Weisst du, was der Begriff Toxische Maskulinität bezeichnet?
Wenn ich raten müsste würde ich sagen, du misverstehst den Begriff ziemlich. Denn ich habe bisher nicht viele Leute getroffen die es als „Schwachsinn“ bezeichnet haben UND den Begriff so verstanden wie er gemeint war.
Ok.
Also:
Uns geht es verhältnissmässig gut und andere Länder haben viel schlimmere Umstände. Darum sollen wir uns hier also nicht so aufregen.
Die Demonstranten in der USA sollen sich also nicht so wegen George Floyd und dem Systemischen Rassismus aufregen, denn es gibt Länder wo Polizeigewalt und Rassismus viel heftiger ist?
Sowas in der Art?
Dem kann ich leider nicht zustimmen. Die Einstellung, dass wir uns nicht bessern sollen, und all unsere Systemischen Probleme einfach hinnehmen sollen, nur weil es in anderen Ländern noch schlimmer ist halte ich für keine sonderlich gute Einstellung.
Vielleicht wenn man das zu einer „entweder/oder“ Situation macht, wo man nur EIN Problem aufs mal angehen kann. Dann würde ich dir zustimmen, dass man sich erstmal aufs Gröbste Konzentrieren muss. Aber ich sehe nicht, dass das der Fall ist.
Die wohnungssuche ist auch so ein Thema. Was ich da schon an Geschichten Gehoert habe…
Da bin ich ganz bei dir. Eine Quote lindert dann aber nur die Symptome aber heilt nicht die Krankheit.
Das Ziel sollte doch sein die
Zu verändern und sich nicht auf der Quote auszuruhen.
Volle Zustimmung. Mir ging es nur darum, dass Personen, die aufgrund einer Quote eingestellt werden, sich dafür nicht schlecht fühlen sollen.
Quoten sind ja nur ein Mittel und können allein die Probleme nicht beheben. Wer sagt, wir haben ne Quote, wir haben die Ungleichheit besiegt, der ist genauso Teil des Problems. Irgendwo muss man aber anfangen und Normalisierung dauert zwar, kann aber auf lange Sicht gesehen, dafür umso effektiver sein. Vieles an unserem gelebten Rassismus kommt eben von dem, was uns als Kinder vorgelebt wird. Wenn diese vorgelebte Welt weniger ungleich ist, als die von der Generation davor, erwarten und fordern wir auch weniger Ungleichheit, wenn wir erwachsen sind.
Trotzdem ist es wichtig, dass wir erst mal eine normative Grundlage schaffen, aus der sich organisch ein Bewusstseinswandel vollziehen kann. Als vor über 100 Jahren das Frauenwahlrecht eingeführt wurde, gab es noch große Vorbehalte und Skepsis in der Gesellschaft. Heute würde keiner, der auch nur einigermaßen bei Trost ist, sich für die Abschaffung des Frauenwahlrechts aussprechen.