Allgemeiner Thread zu Diskriminierung - (Teil 3)

Halte ich für eine Gewagte These. Das ist einfach nur eine Frage der Gewohnheit, wenn es lang genug ein normaler Job ist wird es auch als solcher wahrgenommen.

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Also bist du gegen Menschenhandel, Gewalt und Zwangsprostitution, nicht gegen Prostitution per se.

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Welche Gesellschaft hat es in der Geschichte der Menschheit geschafft, das eine grundsätzlich vom anderen zu trennen?

Dieser Job wird immer risikobehaftet sein aufgrund der Art der Leistung, die offeriert wird. Aufgrund von problematischen Personengruppen, die in dem Business aktiv sind. Und aufgrund der Frauen, die sehr oft aus Notlagen heraus diesen Job wählen (müssen) und besonders vulnerabel sind.

Ich bezweifle, dass man das Business so gut regeln und vor allem kontrollieren kann, dass die von dir genannten Probleme verschwinden. Und dass es einfach ein Job wieder jeder andere wird, den alle vollkommen freiwillig machen und glücklich dabei sind.

Ich kann sowohl die Argumente der Befürworter eines Sexkaufverbots als auch die einer weiteren Legalisierung nachvollziehen. Große Verbesserung erwarte ich bei keinem Modell.

Ich bezweifle, dass man Menschenhandel, Gewalt, Zwangsarbeit und Ausnutzen von Notlagen, besonders vulnerabler Personengruppen, unterbindet, wenn man schlechthin Prostitution verbietet.
In welcher Gesellschaft in der Geschichte der Menschheit hat es das denn gegeben?

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Ja eben. Beides, ein komplettes Verbot, wie auch eine komplette Legalisierung, sind beide nicht die Lösung.
Weil es eben nicht einfach nur ein Job wie jeder andere ist.

Und ein vergleichsweise liberales Prostitutionsgesetz wie in Deutschland hat die Probleme auch nicht gelöst.

Das ist ja eben der Treppenwitz an der ganzen Sache. In diesem „nordischen Modell“ wird geglaubt das ein Verbot und ein paar Hilfsangebote reichen um die Probleme zu lösen. Nur surprise auch in Schweden gibt es noch Prostitution, sei es der schlimmste Fall von Zwangsprostitution oder Nebenbei-Prostitution über Whatsapp. Twitter, Instagram und co.

Wenn man sich mit Leuten unterhält die dieses Modell befürworten, werden sie meist leise wenn nach direkten Mittel fragt um Zwangsprostitution einzudämmen. Oder man erklärt das das schieben der Prostitution ins Dunkelfeld Hilfe viel schwerer und gefährlicher macht.

Natürlich ist es ein tolles Ideal das man keine Prostitution mehr braucht, nur ist das Illusorisch, besonders wenn man das gesamte Spektrum des Sex workings mit einbezieht.

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Nur ne Idee:
Vielleicht sollte man die Themen Prostitution, Menschenhandel, Gewalt, Zwangsarbeit und Ausnutzen von Notlagen, besonders vulnerabler Personengruppen, dann differenzierter behandeln und diskutieren, als so zu tun, als könne man es über eine platte Verbots- und Liberalisierungsdebatte von Prostitution lösen.

Stimme dir natürlich zu, mit der Anmerkung dass Prostitution und andere Sexarbeit schon sehr unterschiedlich sind und auch separat diskutiert werden sollten.

Zur praktischen Veranschaulichung, warum Prostitution kein Job wie andere ist:
Als ich mich das letzte mal mit zwei Prostituierten unterhalten habe, verrieten sie mir, dass sie für die Ausübung ihrer Arbeit Koks nehmen. Und das waren keine Bordsteinschwalben.

Leelo hat es ja schon angedeutet, dass eine gewisse Regulation und damit auch ein Arbeitsschutz erforderlich ist. Nur kriegst du das Ausbeuterische nicht komplett aus dieser Industrie raus, das geht immer damit einher.

Also kein Job wie jeder andere, aber wie im Finanzministerium.

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Warum antwortest du dann modulaire und mir, dass ein Verbot keine Lösung sei, obwohl keiner von uns beiden das hier geschrieben hat und ich es sogar explizit abgelehnt habe? Wenn du eine differenzierte Debatte willst, lass dann bitte auch deine Strohmänner Zuhause und gehe auf das ein, was tatsächlich geschrieben wurde.
Außerdem greift mir dieses „Aber Menschenhandel ist doch schon verboten“ Argument zu kurz. Zum einen, weil zu viele Zwänge gibt, die eine Person in die Prostitution bringen, ohne dass diese illegal sind. Und Menschenhandel auch nicht immer wie im Film beinhaltet, dass Frauen in einen LKW über die Grenze geschmuggelt werden. Das ist wahrscheinlich sogar die unwahrscheinlichste Form.
So gibt es zum Beispiel die Form, bei der erst eine Beziehung zum Opfer aufgebaut wird. Und sobald man es dazu überredet hat in ein anderes Land zu kommen, die Person zur Prostitution gezwungen. Über physische oder psychische Gewalt aber genauso über emotionale oder finanziell Erpressung. Darüber dass man der Person Pass wegnimmt und den Kontakt zu Familie und Freunden verbietet.
Wie soll da ein einfaches Verbot wirksam sein? Kontrollieren wir dann jede Beziehung in Deutschland, ob sie wirklich einvernehmlich ist? Denn das Opfer hat in diesem Fall ja zu niemanden außer den Freiern Kontakt und wie wahrscheinlich ist es, dass denen auffällt, dass die Person gezwungen wird und es sie auch interessiert?
Wie hat eine weitere Legalisierung oder wie im Video gefordert Entkriminalisierung einen positiven Effekt auf solche Fälle oder verhindert sie? Denn ich sehe keinen. Nur weil es legal Prostitution gibt verschwindet illegale nicht einfach. Dafür ist das ein viel zu lukratives Geschäft. Und bisher habe ich von den Befürwortern legaler Prostitution noch keine Antwort darauf gelesen.
Das kann auch damit zusammenhängen, dass die Befürworter meist aus dem privilegierten Spektrum der Prostitution kommen. Und für die würde eine weitere Normalisierung sicher sehr viel besser machen. Aber für jene, die am meisten von Gewalt betroffen, bringt das alles eher wenig.

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Das habe ich in meiner ersten Antwort bereits festgestellt, dass es dir offenbar gar nicht um ein Verbot an sich geht.
Modulaire hat nach meiner Antwort auf ihn seinen Post dahingehend editiert, dass er sowohl Gründen für und wider einem generellen Verbot folgen kann. Als ich das feststellte, war die Diskussion schon fortgeschritten. Das ist das Problem, wenn man seine Posts inhaltlich noch ändert, wenn andere schon darauf geantwortet haben.

Allgemein gesehen würde ich vielleicht nicht jeden Post als Gegenrede oder Kritik lesen, wenn er auch schlicht ein Kommentar sein kann.

Insofern ist meine Überlegung darüber, was womöglich die tatsächlichen kritikwürdigen Umstände sind, nämlich Machtungleichgewichte, Menschenhandel etc. kein Strohmann-Argument, denn ich werfe es dir ja gar nicht vor, das unberücksichtigt zu lassen - im Gegenteil.

Schade finde ich allerdings, dass du nun in deinen Ausführungen am Ende doch wieder nur auf eine generelle Verbots- / Legalisierungsdichotomie zurückfällst.
Und ich glaube, ‚Aber Menschenhandel ist doch schon verboten‘ wurde von niemandem in dieser Diskussion als Argument vorgetragen.

Abschließend vielleicht noch mal ausformuliert meine Überlegung:
Wenn das Ziel sein soll, Sexarbeiter:innen eine sichere, eigenverantwortliche, menschenwürdige (und womöglich sogar möglichst stigmafreie) Ausübung ihrer Arbeit zu gewährleisten - darüber scheint ja Konsens zu herrschen - , dann sollten wir Lösungsvorschläge dahingehend untersuchen, ob sie in der Lage sind, dieses Ziel zu erreichen.
Und dieses Ziel scheint weder ein generelles Verbot noch eine generelle Legalisierung erreichen zu können.
Deshalb brauchen wir wohl eine andere Debatte als eine Diskussion über ein generelles Verbot oder eine generelle Legalisierung von Prostitution.

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Weiß nicht. Ich könnte mir schon vorstellen, dass auch der Freier an sich eher ungern mit zwielichtigen Zuhältern verkehrt und auch ein reineres Gewissen hätte, wenn ihm bekannt ist, dass die Frauen/Männer dies freiwillig machen, volljährig sind, keine Geschlechtskrankheiten haben.
So ein bisschen wie Netflix dann die Raubkopie als gesellschaftliche Norm abgelöst hat.
Sehe das Problem in D eher darin, dass man Prostitution zwar erlaubt hat, aber eigentlich auch neue Strukturen schaffen müsste, wo Frauen nicht auf teils gewalttätige Zuhälter angewiesen sind. Man könnte ja theoretisch auch legale Räume schaffen mit der Polizei als Wachdienst, die dann durch Steuern auf die Dienste bezahlt werden. So lange man da die Anonymität gewährleistet, sehe ich das auch für die Freier als das bessere Angebot an.
Die 10% mit Straßenstrich, Gewalttaten und Menschenhandel kann man dann auch besser bekämpfen, weil es dann klar ist, dass die an einer legalen Alternative gar nicht interessiert sind und dann können sich auch die Freier nicht raus reden.

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Ich zitiere mich mal selbst:

Ich glaube immer noch, dass das ein gangbarer Weg wäre.

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Um es mal auf die Spitze zu treiben

Ein „normaler Job“ würde ich so klassifizieren, dass es etwas ist, wo das Arbeitsamt jemand reinvermitteln würde zu versuchen, weil man qualifiziert ist und STellen offen sind.

Prostitution IST DAS NICHT.

Na, aber da hat die Logik doch schon ein Loch.
Das AA, kann ja gar nicht vermitteln, weil es keine offenen Stellen gibt.
Würde ein Bordell offiziell ausschreiben würde das AA auch vermitteln, bin ich mir ziemlich sicher. :sweat_smile:

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Sind die 10% Straßestrich, dass was dann sein würde oder das was aktuell ist? Weil letzteres möchte ich dann doch stark anzweifeln. Auch dass Freier per se die legalen Optionen bevorzugen würden. Denn im legalen gibt es ja dann immer noch Regeln, die manche Freier nicht einhalten wollen. Gerade Minderjährigkeit dürfe da für eine relevante Anzahl an Menschen kein Gegenargument sein, sondern das Gegenteil.

@Slice sieh dir zu deinem Vorschlag das oben verlinkte Video an. Da wird zum Teil drauf eingegangen. Dass die Polizei illegale oder Hintertürprostitution einfach aufdecken könnte halte ich für höchst zweifelhaft.

Wobei das Thema hast du ja quasi bei allem.

Es gibt legale Rennstrecken, genauso wie es auch high end Bordelle gibt bzw high end escort services und co.

Warum gibt es dann trotzdem illegale Straßenrennen?

Kosten Kosten Kosten.

Hans Günther und Mehment Yergan, mit ihren getunten Polos, haben nicht die Kohle für eine Clubsport Rennserie auf dem Hockenheimring etc, wollen aber Rennen fahren.
Also machen sie es illegal irgendwo auf LAndstraßen.

Bei Prostitution genauso (vom Thema underage, GEwaltfantasien und co ganz abgesehen)

Selbst wenn es in jeder großen Stadt perfekte, „ethisch korrekt geführte“ Bordelle gäbe, wären dort die Preise nunmal entsprechend hoch.
Schon alleine weil angemeldetes Putzpersonal und richtige SEcurity mehr kostet als Schwarzarbeit und paar Hells Angels die per Bargeld auf KRalle, Security machen.

Sprich nur weil es ein teures legales Angebot gibt, ist ja trotzdem die Nachfrage nach etwas günstigerem da was früher oder später unweigerlich zu STraßenstrich, illegalen Bordellen, Zwangsprostitution und co führt.

Ja, aber das wäre ja dann illegal und dann kann keiner mit „Ich habs ja nicht gewusst“ kommen. Es gäbe dann keinen Graubereich.

Aber ich würde mich auch sicherer fühlen, wenn es da ordentliche Security gibt und nicht irgendwelche Halbkriminellen. Gibt ja auch genug Beispiele, wo Freier ausgenommen wurden.

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