Der glückliche Prinz
(Von Oscar Wilde)
Vorab - Ja, auch bei DIESEM Buch handelt es sich um eine Sammlung von Oscar-Wilde-Erzählungen. Und Ja - In diesem Buch befinden sich einige (nämlich die Erzählungen „Der glückliche Prinz“, „Die Nachtigall und die Rose“ und „Der selbstsüchtige Riese“) die auch in der Sammlung zu finden sind, von der ich schon Anfang des Monats gesprochen habe. Allerdings befinden sich in DIESER Sammlung noch einige weitere Erzählungen, so dass sie meiner Meinung nach durchaus AUCH eine Erwähnung wert ist.
In „Der junge König“ geht es um einen Prinzen, der kurz davor steht zum König gekrönt zu werden, der jedoch stolz und hochmütig ist. Dieser Prinz hat drei Träume in denen er jedes mal von den Qualen und Strapazen träumt, die nötig sind um seine Königs-Insignien herzustellen. Dies bestürzt ihn derart, dass er beschließt seine bevorstehende Krönung gänzlich anders stattfinden zu lassen, als es bislang geplant war, was jedoch schwere Folgen für ihn hat…
In „Der Geburtstag der Infantin“ geht es um eine junge Prinzessin, die ihren Geburtstag feiert und zu deren Ehren unzählige Gaukler und Spielmänner auftreten, die sich am Königshofe eingefunden haben. So auch ein Kleinwüchsiger, der für sie tanzt. Sie findet diesen Kleinwüchsigen derart lustig, dass sie ihm eine Rose zuwirft, was dieser als Zuneigung auffasst und daraufhin fesenfest überzeugt ist, dass sie ein Paar werden. Ein Trugschluss, den er erst herausfindet, als er sich zum ersten mal selbst im Spiegel betrachtet…!
In „Der Fischer und seine Seele“ geht es um einen Fischer, der beim Fischen versehentlich eine Meerjungfrau, statt eines Fisches in seinem Netz fängt. Mit dem Versprechen dass sie jeden Tag für ihn singen wird, lässt er sie wieder frei, doch bald schon genügt ihm das tägliche Vorsingen nicht mehr und er wünscht sich ihr Gefährte im Meer sein zu können. Doch dies ginge nur, wenn der Fischer sich dazu von seiner Seele trennt. Selbiges geschieht und seine Seele reist so einige Zeit ohne ihn in der Welt herum. Doch als sie zu ihm zurückkehrt, ist es anders als gedacht…!
In „Das Sternenkind“ geht es um ein Mädchen, dass von zwei armen Leuten im Wald gefunden wird. Sie nehmen es zu sich nach Hause und ziehen es auf. Das Mädchen wird älter und sehr hübsch, doch leider auch genauso arrogant und eitel. Eines Tages begegnet ihm im Wald eine alte Frau, die sich als ihre leibliche Mutter zu erkennen gibt, doch das Mädchen schickt sie weg mit der Begründung, so eine hässliche Frau könne niemals seine Mutter sein. Selbst daraufhin ganz hässlich geworden, begibt sich das Mädchen auf die beschwerliche Suche nach der Mutter, auf der es mit den Folgen seiner Hochmütigkeit konfrontiert wird…!
In „Der treue Freund“ geht es um zwei Männer, die „befreundet“ sind. Diese „Freundschaft“ zeichnet sich aber mehr dadurch aus, dass der eine permanent ausnutzt und der andere sich permanent bereitwillig ausnutzen LÄSST. Alles gipfelt im Geschenk einer Schubkarre, die der „Ausnutzer“ als steten Grund nutzt, warum der „Ausgenutzte“ ihm nun NATÜRLICH dieses tolle Geschenk „wieder gut machen und aufwiegen“ muss. Am Ende stellt sich jedoch heraus, was es mit „diesem tollen Geschenk“ WIRKLICH auf sich hatte…!
In „Die besondere Rakete“, geht es um einen Stapel Raketen, die zu Ehren einer Hochzeit abgefeuert werden sollen. Eine dieser Raketen ist besonders eingebildet und sieht sich als etwas viel viel besseres als alle anderen. Als sie aber als mängelhaft befunden und einfach weggeworfen wird, statt abgefeuert zu werden, erkennt sie selbst DA noch nicht, dass sie nicht BESSER, sondern ganz im Gegenteil SCHLECHTER als alle ist, über die sie sich lustig gemacht hat, sondern geht davon aus, dass man mit IHR natürlich etwas ganz besonders vorhaben wird…!
Desweiteren befinden sich in diesem Buch noch einige Erzählungen, die gerade mal eine Seite lang sind. Diese haben aber weniger Erzähungs-Charakter, sondern sind viel mehr kleine philosophische Gedanken.
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Mein Fazit zu den Geschichten (SPOILER-WARNUNG!)
Zu „Der junge König“
Hier finde ich tatsächlich die Pointe sehr schön, dass der Prinz zuerst hochmütig, dann durch seine eigenen Träume geläutert, demütig vor den Priester tritt bei seiner Krönung und dieses mit den „Himmels-Insignien“ belohnt wird. Schönes Märchen!
Zu „Der Geburtstag der Infantin“
Hier finde ich das Ende, als der Kleinwüchsige vor lauter Schreck und Kummer darüber, dass die Infantin sich nur über seine Hässlichkeit lustig gemacht hat, stirbt, einfach „too much“! Außerdem ist das keine Pointe in meinen Augen, sondern eine der zynischen „So böse ist die Welt nunmal“-Enden, die ich schon in dem anderen Band von Oscar Wilde nicht mochte. Für mich persönlich müssen Geschichten ein SCHÖNES Ende haben!
Zu „Der Fischer und seine Seele“
Hier finde ich das Ende zu „belanglos“ für die ewig andauernde Spannungs-Kurve die sich wahnsinnig in die Länge zieht. Als die Seele zurückkommt und ihn bittet sich wieder mit ihr zu vereinen wenn er dafür schließlich Weisheit, Reichtum und Charme bekäme und die Tatsache dass er ablehnt, mit der Begründung seine Liebe sei wertvoller, hätte meiner Meinung nach ein perfektes Happy End geliefert. Aber dass er stattdessen nur durch ein einziges Wort was die Meerjungfrau in den falschen Hals bekommt, ihren Tod herbeiführt, zeigt nur einmal mehr, was für ein Pessimist Oscar Wilde gewesen sein muss. Bloß kein Happy End für seine Protagonisten. Auch wieder ein Märchen was mir NICHT gefällt.
Zu „Das Sternenkind“
Dieses Märchen gefällt mir durchaus, denn hier stimmt wieder der Spannungsbogen mit dem Ende überein. Ein hochmütiger Mensch wird erst geläutert und später belohnt. Letzteres wenn sich herausstellt, dass die vermeintlich hässliche Mutter in Wahrheit eine Königin ist. Allerdings ist mir hier auch die schiere Masse an negativem was dem Sternenkind passiert bis es zum Happy End kommt, einfach zuviel.
Zu „Der treue Freund“
Dies ist quasi eine Geschichte, die in die gleiche Kerbe schlägt wie „Die Nachtigall und die Rose“, da auch HIER der pure Zynismus zu Buche schlägt. Für mich weniger ein Märchen, als eine Parabel auf den Egoismus des Menschen. Als man erfährt, dass das vermeitlich ja „Ach so tolle Geschenk“ lediglich ein „Entledigen von verhasstem Plunder“ war, fühlt man den gleichen Hass auf den Protagonisten, wie im Märchen „Die Nachtigall und die Rose“ bezüglich des Mannes und seiner Angebeteten, für die die Nachtigall ihr Leben lässt.
Zu „Die besondere Rakete“
Diese Geschichte würde ich (zusammen mit „Der junge König“) als die beste in diesem Sammelband bezeichnen. Mir gefällt, wie falsch die Selbstwahrnehmung der Rakete ist, was bis zum Ende durchgezogen wird. Denn dadurch bekommt diese Geschichte etwas komisches und DAS ist bei Oscar-Wilde-Geschichten, die doch in der Mehrzahl sehr melancholisch und deprimierend daherkommen, echt etwas Besonders.
Alles in allem muss ich sagen, dass mir die Märchen von Oscar Wilde in Gänze einfach zu negativ sind. Das gleiche Problem habe ich mit einer Vierzahl von den Märchen von „Hans-Christian Anderson“. Sei es jetzt „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“, „Die kleine Meerjungfrau“ oder aber auch „Der standhafte Zinnsoldat“. Beide Autoren haben ihren Protagonisten gerne eben KEIN Happy End beschert, was für mich persönlich einfach zu einer guten Geschichte dazugehört damit ich sie mag und mich mit einem guten Gefühl einer neuen Geschichte widmen kann. Doch dies ist natürlich nur meine Meinung und soll hier keineswegs dogmatisch wirken.