Aufgrund des regen Interesses im Shoppingthread ( Eure letzten Shopping-Errungenschaften II - #4672 von InspectorPatronum ) bekommt Ihr hier einen ausführlichen Einblick in meinen Ausbau des CamperVans.
Alles ist frei Schnauze ohne großartige Vorkenntnisse entstanden.
Die Basis ist ein Fiat Ducato 244, 2.3 JTD von 2004 mit 170.000km auf der Uhr. Der Wagen war ein alter Reifentransporter von Euromaster. Entsprechend war der Wagen von Innen leider echt in einem beschissenen Zustand.
Eine Sache die ich beim Kauf ignoriert hab, sollte später noch zu einem nervigen Problem werden. Die Schiebetür war anscheinend nicht original und eher schlecht als recht in den Wagen reingeprügelt worden. Sie war komplett verzogen und sowohl oben als auch unten lag sie nicht am Fahrzeugrahmen an.
Als erstes flog die Trennwand zwischen Fahrerhaus und „Wohnraum“ raus. Das nimmt leider die Möglichkeit den Wagen günstig als LKW zuzulassen, ist für mich persönlich aber viel schöner ein offen gestalteten Wagen zu haben, als auf eine Trennwand zu schauen wenn ich Frühstücke. Mit der Trennwand flogen dann auch alle Platten von den Wänden raus.
Anschließend ging es an das Grundreinigen des Fahrzeuges. Dazu war das Fahrzeug völlig nackt, auch die Front im Fahrerhaus ist dafür einmal duschen gegangen.
Es folgte nun der mit Abstand aufregendste Part. Löcher in sein Auto sägen. Hier ist drauf zu achten keine Holme zu entfernen die in die Statik des Fahrzeugs eingreifen. Das hat bei uns gut geklappt.
Damit wir im Sommer nicht unnötig schwitzen und im Winter vor allem nicht erfrieren muss der ganze Bums natürlich ordentlich Isoliert werden. Dazu gibt es die verschiedensten Philosophien. Einige dämmen gar nicht, einige dämmen mit Kork (was ich eigentlich ganz cool finde, aber leider sehr teuer und aufwendig) wir haben uns für einige günstige und angenehme Variante entschieden und mit Armacell / Armaflex gedämmt. Es handel sich dabei um eine Art selbstklebenden Schaumstoff den man super mit einem Teppichmesser zuschneiden kann. 6 qm davon kosten ca 60-70 Euro. Für den kompletten Van haben wir 4,2 Rollen gebraucht.
Auf den Bildern ist auch schon der Boden zu erkennen. Auf die Dämmung wurde 22er OSB Platten gelegt, das gibt eine zusätzliche Dämmung und vor allem einen angenehm ebenen Boden für den späteren Möbelbau.
Bzgl. der Elektronik habe ich unter die OSB Platten und hinter die spätere Wandverkleidung Schläuche für die Kabel verlegt. Das hat zwei Gründe. Erstens sind die Kabel so vor Reibungen und Scheuern geschützt und zweitens kann man nach belieben zusätzlich weitere Kabel auch nach dem Ausbau durch die Leitungen führen.
Bzgl. der Elektronik habe ich dann auf die Hilfe eines Kumpels zurückgegriffen der mit die Solaranlage mit der Batterie und dem Laderegler verbunden hat. Das Set aus Solaranlage und Laderegler habe ich für ca 340 Euro als Set gekauft. Auf dem Brett ist zusätzlich ein 230 Volt Stecker der es mir ermöglicht die komplette Elektronik abseits der Batterie mit „Landstrom“ zu betreiben. Dafür wird die 230V auf 12V gewandelt. Alles im Bus ist dafür ausgelegt auf 12V zu laufen um möglichst lange mit der Batterie klarzukommen. Die Batterie an sich ist eine 180ah AGM Gel Batterie die mich 260 Euro gekostet hat.
Mit der Solaranlage folgten auch alle Fenster (also Dachfenster, Bullaugen und Seitenfenster) in den Van. Die Solaranlage wird auf dem Dach mit Kleber befestigt, für mein Gefühl habe ich sie noch zusätzlich mit Schrauben gesichert, was eigentlich nicht notwendig ist.
Die Fenster (alle Fenster) benötigen einen Rahmen. Dazu empfehlt sich Leimholz welches auch Wasserfest ist. Denn wenn Wasser eintreten sollte trifft es hier zuerst drauf. Wasserfestes Holz saugt sich dann nicht voll und kann nicht weggammeln. Wer aber die Fenster an sich gut abdichtet der hat damit später aber keinen Ärger. Zum Kleben empfehle ich Sikafelx 221i, damit bekommt man alles geklebt. Sowohl die Solaranlage, als auch die Fenster rahmen und eben alles was sich nicht mehr vom Fahrzeug lösen soll.
Bzgl der Bullaugen ist zu sagen. Je nach Ausführung muss man eine Keder durch das Dichtungsgummi ziehen. Das ist also ob man versucht, seinen kleinen Finger in ein Schlüsselloch zu stecken. Wird schon irgendwie klappen, tut dann aber weh und wird blutig. Nach ein paar Stunden des verzweifeln haben wir es dann durch eine Fachwerkstatt für ein kleines Trinkgeld machen lassen. Selbst die hat mit dem passenden Werkzeug noch eine halbe Stunde benötigt.
Nach den Fenstern konnte es an die Innenverkleidung gehen. Das ist bei diesem Fahrzeug leider leichter gesagt als getan. Da der Wagen ein Hochdach aus GFK hat fehlen die Metallholme im Dach. Dadurch entsteht erstens ein total nerviger Übergang den es zu überwinden gilt und eine Befestigung für den Dachhimmel zu konstruieren der im besten Fall das Dach gar nicht weiter berührt.
Ich habe mich dann für eine „schwebende“ Variante entschieden wodurch das Dach mit Querträgern, die an der Wandverkleidung entspringen, getragen wird.
Den Übergang zum GFK Dach habe ich genutzt um eine indirekte Beleuchtung zu verstecken.
Auf dem Bild mit dem grünen Licht sieht man auch schön eine kleine praktische Idee wie man sein Bett trotz Innenverkleidung quer bekommt. Solange es nicht die statikbedingten Metallholme verhindern, lässt sich mit etwas handwerklichem Geschick eine Auskofferung fertigen. Diese verbreitert dann die Liegefläche. So haben wir 180 statt 170 länge für das Bett. Was bei einer Körpergröße von 165 gut hinhaut
Und ach popo Beleuchtung die indirekte LED Leiste ist zwar echt schick, aber bietet nicht die nötige Leuchtkraft um an einem dunklen Tag den Van komplett auszuleuchten. So kamen noch vier LED Spots dazu. Beides verbraucht ca 2a zusammen. Ist also mit 180ah eine weile zu betreiben.
Auf diesem Bild ist auch gut die Verkleidung für die Türen zu erkennen. Eine Holzverkleidung flog leider direkt raus. Die Tür würde sich nicht mehr öffnen lassen. Zudem ist holz auch recht schwer und muss grade bei der Tür sehr exakt verarbeitet werden. Da ich aber lieber den Weg des geringsten Widerstandes gehe fiel die Entscheidung auf Filz. Die Schiebe- und beide Hecktüren wurden auf eine 2mm Spanplatte übertragen und ausgeschnitten. darauf wurde der Autofilz geklebt und das Endresultat an den Türen befestigt. Das ging überraschend einfach und sieht am Ende echt gut aus (finde ich )
Bevor das Dach eingezogen wurde, mussten noch Dachträger auf den Wagen. Da wir gerade beim Campen mit unseren Kajaks unterwegs sind, diese zu Lang für einen Innentransport sind und ein Anhänger nicht in Frage kommt. Der Wagen hat aber leider keine Dachreling oder überhaupt aufnahmen dafür. Durch eine Nachfrage beim TÜV wurde uns bestätigt das eine eigene Konstruktion durchaus gestattet ist. Mit Aluprofilen und selbstgebauten Befestigungen wurde also eine Dachreling an dem Wagen befestigt.
Zu guter letzte folgten dann die Möbel. Hierbei habe ich soweit alles mit Rahmen vorgebaut und anschließend die Lackierten Platten an den Rahmen geschraubt. Die Türgriffe sind aus Lederband. So bleibt man nicht dran hängen sollte man mal dagegen kommen, was bei einem solch engen Gefährt durchaus passieren kann. Die Küche wurde um den Kühlschrank gestaltet. Diesen haben wir günstig bei kleinenanzeigen geschossen und wieder aufgepeppelt. (50€ statt neu über 1.000). Dieser Kühlschrank läuft nämlich ebenso auf 12V.
Stand heute ist noch nicht alles ganz fertig. Bei der gefliesten Stelle in der Küche fehlen noch die Abschlussleisten aus Alu, die Schubladen sind noch nicht eingebaut und Vorhänge zum Fahrerhaus und an den Bullaugen fehlen auch noch. Alles in allem sind wir aber Reisebereit (sobald die Matratze da sind)
Noch Fragen? Immer her damit.