Mir ging es tatsächlich gar nicht darum, dass die Aussage auf die ich mich bezog (mit der befürchteten Fehlinterpretation) harmlos wäre und ich verstehe auch die heftige Reaktion auf die, auch meiner Meinung nach, unglücklichen Zuschreibungen irgendwelcher Charaktereigenschaften. Es ist auch nicht unangemessen, sich so aufgebracht dazu zu äußern, nur vielleicht nicht vermittelnd oder zielführend; in kurzer Folge haben viele Leute scharf geurteilt, sich lustig gemacht, Unverständnis gezeigt und sich darin gegenseitig bestärkt. Dieser verständlichen, aber nicht notwendigen Frontenbildung wollte ich nur einen weiteren Blickwinkel hinzufügen. Es geht ja in beiderlei Hinsicht um die Unterstellung von Intentionen oder inhärenten negativen Eigenschaften, wo dies gar nicht der Fall sein muss.
Was Du ansprichst ist ein wesentlicher Aspekt des ganzen Gefüges, denke ich. Hatte da auch mal ein sehr interessantes Gespräch zu, mit meinem Vater und seiner Frau. Er berichtete, wie genervt er davon war, dass seine Mutter niemals klare Aufforderungen oder Anweisungen gab, sondern alles in freundliche Befindlichkeitsfragen verpackte, z.B. „magst du nicht mit dem Hund gehen“ statt „geh bitte mit dem Hund raus“. Seine Frau erinnerte daran, dass Frauen in vielen Fällen jahrelang geradezu dazu konditioniert wurden, mindestens aber gewohnt waren, eben genau diese direkte Sprache zu vermeiden, um keine Zielfläche für Begriffe wie „schwierig“, „hysterisch“ oder eben „zickig“ zu bieten.
Es tut mir sehr leid, dass auch Du solche Erfahrungen machen musstest. Diese gezielt-gestörte Kommunikation, um Menschen zu missachten, ihnen die Anerkennung zu verwehren und sie gefüg zu machen, mindestens aber ihr Verhalten zu beeinflussen, ist einfach scheisse und so lange und nachhaltig destruktiv wirksam, dass ich manchmal fürchte, dass wir da nie wieder rauskommen. Ich finde es deshalb sehr gut, dass Du das hier nochmal so ausgeführt hast.
Und ich hoffe, dass wir genau durch so eine Aufarbeitung davon wegkommen können.
Dazu gehört für mich aber auch, dass man bei der gerechtfertigten Benennung von Konfliktstellen, aber auch den Raum zur Weiterentwicklung offen lässt.
Also nur um es nochmal deutlich zu sagen: Es geht mir nicht darum irgendein Verhalten oder Vokabular in Schutz zu nehmen. Es wurde nur so gewohnheitsmäßig mit flotten Sprüchen, Unverständnis, Mutmaßungen und Urteilen reagiert, wo mir eine verständnisvollere Wortwahl lieber gewesen wäre, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass Leute „dicht machen“, weil ihnen nur Ablehnung entgegenschlägt.