Wenn ich alle Geschichten durchgelesen habe, kommt der Faktencheck! Hier aber erstmal meine sehr persönlichen Ansichten zu den ersten Geschichten:
Ingo’s Trio
Ich weiß nicht, ob durch das Kopieren etwas kaputt gegangen ist, aber hier fehlen auf jeden Fall ein paar Absätze. So ist es mühsam zu lesen. Die Geschichte erinnert mich ein bisschen daran, dass ich schrieb, dass es ja eigentlich reichen würde, wenn man 3 Personen handeln lässt. Die Handlung an sich fand ich aber etwas schwach, ich hatte noch ein Plottwist erwartet. Auch bleiben Fragen offen: Warum hat er das Geld nicht überwiesen? Warum reagiert er so unterwürfig auf die beiden anderen? Warum reagieren sie so böse, wenn sie ihm dann sofort problemlos und nett eine Lösung anbieten? Ansonsten hatte die Geschichte ein paar nette und kreative Einfälle in einigen Nebenbemerkungen/-sätzen. Besonders den Beginn der Geschichte mit dem Abzählen des Geldes fand ich als Einstieg sehr gelungen.
Die Hunde von Berikur
Ich habe immer so ein wenig das Gefühl, dass man es sich mit der Wahl eines Märchens immer etwas leicht macht. Die Sprache ist mehr oder weniger vorgegeben und man kann sich bei vielen bekannten Handlungselementen bedienen. Dennoch muss man erstmal ein gutes Märchen zu Papier bringen und das hat der Autor hier. Nette Handlung, gute Sprache, auf jeden Fall eine der Geschichten, die mir mit am meisten gefallen haben. Auch wenn ich nichts gelesen habe, was man nicht schon irgendwo anders in ähnlicher Form (weil viele Märchen eben für mich auch in Bezug auf die Handlung sehr ähnlich wirken) gesehen hätte.
Einmal Heiligkreuz und zurück
Die Religionskritik und die Genervtheit von Kirchenglocken finde ich sehr sympathisch. Das Thema wurde auch sehr gut getroffen, aber die Handlung ist wenig spektakulär. Mich persönlich hat das leider nicht vom Hocker gehauen.
Zweifelhafte Bekanntschaft
Gefühlt die halbe Geschichte werden Regentropfen beschrieben. Das empfand ich wirklich nervig. Der Autor macht das super, er hat dazu viel Talent und wäre es nur stellenweise eingesetzt gewesen, hätte ich das wahrscheinlich richtig toll gefunden. Aber so leidet auch der richtig gute zweite Teil der Geschichte. Die fand ich richtig gelungen und auch diese Geschichte gehört defintiv zu meinen Favoriten. Nur habe ich nicht verstanden, warum der alte Mann so wütend war. Nur wegen dem Lachen und dem Spruch? Er war einfach nur sauer? Das ist mir irgendwie zu einfach, habe ich da irgendetwas übersehen? Das Ende habe ich übrigens nicht als Cliffhanger gesehen. Das Ende des Protagonisten war für mich bereits besiegelt und somit die Geschichte (für mich) auch zufriedenstellend zu Ende erzählt. Nur fehlte irgendwie dazwischen ein wenig Handlung. Im Prinzip gehen sie nur durch den Wald, halten an und der Protagonist wird ermordet. Ich habe bei der Geschichte einfach das Gefühl, dass da viel Potential verschenkt wurde, weil sie mir an vielen Stellen richtig gut gefallen hat.
Mein bester Freund
Dadurch, dass die Eltern schon relativ früh in der Geschichte vermuten, dass er sich Erik nur ausgedacht hat, ist schade, weil einem dieser Gedanke dann die ganze Zeit im Kopf rumschwirrt, auch wenn man wahrscheinlich durch die vielen anderen Situationen auch vor der Auflösung schon darauf kommt. Daher glaube ich kaum, dass jemand das Ende wirklich überraschen wird. Die Antwort des Polizisten wirkt auf mich auch sehr eigenartig. Weil man deutlich merkt, dass er nicht wirklich auf den Ich-Erzähler antwortet, sondern nur dem Leser mitteilt, dass Erik nie existiert hat. Ansonsten fand ich die Geschichte aber ganz gut geschrieben und sympathisch. Sehr nett zu lesen.
Ich, Du, Er, Sie, Es, Wir, Ihr, Sie
Gute Story, und vor allem sehr gut geschrieben. Ich hätte mir vielleicht noch mehr Interaktion mit den anderen Identitäten gewünscht als dieses zweimalige „Durchbrechen“. Am Ende waren es auch für meinen Geschmack zu viele Identitäten, wirkte dann doch ein wenig zu ungaubwürdig. Und das Ende ist halt wirklich der pure Holzhammer, das ist völlig unnötig. Entweder man verpackt das besser oder transportiert die Moral durch die Handlung. Aber man merkt auf jeden Fall Talent und Anspruch des Autoren.
Zwei Mal Drei Musketiere
Ich bin durch die Geschichte ziemlich durchgerast im positiven Sinne, sie hat einen sehr guten „Handlungsstrom“.
@Lassic schrieb, dass die Geschichte manchmal knapp am Kitsch vorbeischrammt. Für mein Empfinden schrammt sie leider nicht nur Vorbei. Die Gruppe wird an einem Tisch sitzend nacheinander beschrieben. Das Pärchen sitzt auf dem Dach und redet über Probleme. Das hat man alles schon so oft gesehen.
Ich tue mich mit Namen meiner Protagonisten auch immer sehr schwer, aber die Namen fand ich doch sehr gekünstelt. Den Titel der Geschichte fand ich im Nachhinein aber ganz nett. Und bisher trifft diese Geschichte für mein Empfinden das Thema (so wie ich das Thema intuitiv auffassen würde) am besten. Für mich ist die Geschichte vielleicht nicht eine der besten, aber eine der besseren Geschichten im Wettbewerb.
Das Kind im Hasenpelz
Wieder ein Märchen und wieder gut geschrieben. Im Vergleich mit Die Hunde von Berikur finde ich sie sogar noch ein Stück besser. Sehr viel Handlung in den wenigen Wörtern.
Alles sehr positiv, darum nur einzelne Aspekte, die mir (als einziges!) negativ aufgefallen sind: zu viele unnatürliche (im Sinne von nicht alltägliche) Gestalten. Ein Weiser, eine Waldhexe, ein Räuber. Für die kurze Geschichte ist das für mich mindestens ein die Handlung voran treibender Protagonist zu viel. Das Abtrennen und Verspeisen fand ich unnötig brutal. Wenn es zur Geschichte passt oder es nötig ist, habe ich normalerweise auch kein Problem damit. Aber hier wirkt es für mich nur störend, ich hätte eine weniger drastische Lösung besser gefunden (z. B. dass der Weise das Gesicht durch einen Zauber verunstaltet). Und dann ist da noch das Ende. Ich habe das Gefühl, dass ich da irgendetwas übersehen habe. Das Kind tilgt Streit und Argwohnt und stiftet Einheit… darum prügeln und töten sich die beiden Männer um das Kind? Deswegen raubt ein Räuber das Kind? Darum will die Mutter das Kind nur für sich allein? Und warum ist der Mutter so extrem egoistisch? Ich wäre wirklich sehr dankbar, wenn das jemand aufklären könnte.
Auch wenn es anders klingt, das sind die einzigen und auch nur wenig bedeutungsvollen Kritikpunkte, die den sehr guten Eindruck nicht trüben können. Eine meiner Favoriten.
Feuerraben
Was @Lassic bei Zwei Mal Drei Musketiere schrieb, gilt bei dieser Geschichte sogar noch stärker: gutes Tempo. Nicht zu viel und nicht zu wenig Handlung. Die Geschichte ist richtig rund, gute Sprache, glaubhafte Charaktere. Das Ende war besser als ein Happy End (vor dem ich kurz vor Schluss Angst hatte, weil es überhaupt nicht gepasst hätte), ich hätte mir aber vielleicht noch einen stärkeren Plot Twist gewünscht. Auch ein ganz klarer Favorit für mich.
Wow, schon vier Favoriten. Ich mus nach allen Geschichten dann nochmal überlegen, wie meine persönliche Reihenfolge aussieht…
Und ich hoffe, @Mevarit erstellt nach dem Ende des Votings wieder eine Excel-Datei mit den Bewertungen?