Teil 1:
Puh, das ist auf jeden Fall ein schwieriges Thema, aber als Fazit kann ich eigentlich schon sagen, dass ich das deutsche System schätze. Aber erst mal vielleicht zu meinem Schulweg und wie ich zu diesem Fazit komme:
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und in eine kleine Grundschule gegangen. Dort lief wirklich alles so wie es mMn nach sein sollte. Wir waren ca. 15 Kinder in der Klasse und haben ständig Ausflüge veranstaltet und dabei neue Sachen gelernt. Bei uns stand vor allem immer die „Natur“ im Vordergrund. Wenn zum Beispiel bei meinem Opa auf dem Bauernhof kleine Lämmchen zur Welt gekommen sind, ist der Schultag einfach mal „ausgefallen“ und hat sie sich anguckt, Fragen gestellt um dann am nächsten Tag das Thema innerhalb des Unterrichts zu vertiefen. Und das war dann auch alles Fächerübergreifend. Kenne jetzt die genauen Aufgaben nicht mehr aber der Bezug zum zuvor „gesehen“ war immer gegeben und das hat eben Spaß gebracht.
Zum Ende meiner Grundschulzeit erfolgte dann der Umzug in die „große“ Stadt. Dort war natürlich alles etwas anders. Weil ich im mathematischen Bereich noch ein paar Defizite hatte (und bis heute habe^^) bin ich dann erst mal auf die Realschule gekommen und hatte dort trotz Großstadt, die Möglichkeit meine Interessen frei zu wählen. Die Schule war meistens um 1 oder früher zu Ende. Danach wurden dann freiwillige AGs angeboten, welche auch sehr gut besucht waren, selbst wenn die Eltern z.B. nachmittags zu Hause waren. Dort konnte man aus einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen… es gab Bibliotheksdienst, Streitschlichtung, Programmierung, Sport, Musik, Hauswirtschaft, etc… also quasi alles was nicht im normalen Unterricht vermittelt wurde. Wichtig zu erwähnen ist vielleicht auch noch, dass keine Benotung der AGs vorgenommen wurde sondern lediglich eine regelmäßige Teilnahme auf dem Zeugnis vermerkt war. Es ging also nur darum, woran die Kinder Spaß hatten.
In der achten Klasse kamen dann noch die 4. Hauptfächer dazu, wo glaube ich Technik, Physik, Französisch auf dem Plan standen und diese auch ganz normal bewertet wurden.
Trotz dieser vielen Wahlmöglichkeiten fehlte mir immer noch ein wenig die Freiheit innerhalb des Schulprogramms. So standen Fächer wie Kunst immer noch fest im Lehrplan, was mir dann sogar in der 10. Klasse fast zum Verhängnis wurde. Während alle meine Noten besser als 3 waren, hatte ich als Vornote in Kunst eine 6, weil mir einfach völlig das Interesse an dem Ganzen fehlte und ich daher kategorisch meine Mitarbeit verweigerte. Um das mal kurz zu erklären: Eine 6 in der 10. Klasse bedeutet, kein Abschluss, Jahr wiederholen. Das galt es natürlich zu verhindern und ich schafte es durch ein Referat und viel Überzeugungsarbeit noch eine 5 zu bekommen und dann Abschluss mit Q-Vermerk zu erhalten.
Da ich mich trotz einer Menge Praktika für keinen Beruf so richtig entscheiden konnte, bin ich dann erst mal aufs Wirtschaftsgymnasium (Abitur) gegangen weil es dort kein Kunst gab und ich außerdem nicht Französisch als Voraussetzung benötigte.
Dort fing es dann an, dass mir vor allem in Mathe der logische/anwendbare Bezug komplett verloren ging und ich ab der 12. Klasse anfing Minderkurse zu sammeln, welche ich allerdings durch andere Fächer (u.a. BWL, VWL, Englisch, Geschichte, Politik) sehr gut ausgleichen konnte. Wie oben schon geschrieben muss man Mathe abgedeckt haben um ein Abi zu bekommen, aber das du kein Abi bekommst, wenn du überhaupt kein Mathe beherrscht stimmt nicht. Dafür bin ich das lebende Beispiel (hatte in den 4 Halbjahren glaube 8 Punkte in Mathe). Und wenn du nichts zum Ausgleichen hast, solltest du eventuell auch kein Abitur erhalten, da es ja immer noch den höchsten schulischen Abschluss darstellt. Das ist jedenfalls meine Meinung.
Teil 2:
Lange Rede gar kein Sinn, obwohl ich Mathe nicht beherrsche und daraus resultierend in Mathe und Physik Minderkurse hatte, hab ich ein gutes Abi geschafft, weil mir das System erlaubte, schlechte Leistungen zu streichen und nur bessere Einbringen zu lassen.
Eigentlich wollte ich jetzt noch einen großen Absatz verfassen und auf die einzelnen Aspekte eingehen, aber das spar ich mir jetzt mal… da man ja schon erkennen sollte, dass ich (vielleicht) auch durch Glück, bis auf ein paar Stolpersteine eine gute Schullaufbahn absolviert hat. Jetzt hab ich aber irgendwie komplett den Faden verloren, daher einfach mal aufgelistet, was meine Verbesserungsvorschläge für unser Schulsystem:
- Zufällige/Bestimmte Sitzverteilung (verhindert meiner Meinung nach Mobbing, Gruppenbildung und hilft dabei, dass schwache Schüler Hilfe durch andere stärkere Schüler bekommen.
- Eigenständiges Erarbeiten von Inhalten in Form von Referaten (hilft vor allem im Berufsleben mMn mehr als irgendein Gedicht auswendig zu lernen.
- Erkennen und Vertiefen verschiedener Lernmethoden (jeder lernt unterschiedlich und sollte daher nicht gezwungen werden, eine Methode (z.B. Abschreiben) zu nutzen)
- Mehr Praktika (Wieso nicht jedes Jahr 2 mal in ein Unternehmen gehen und sich die Bereiche anschauen? Dafür dann mal weniger Filme zeigen in der Schule und gut ist)
- Religionsunterricht (ersatzlos streichen)
Thema Frontalunterricht: Für mich war es immer die beste Art zu lernen, da ich mir Gesprochenes viel besser merken kann als Dinge die man aufschreibt, daher schätze ich es eigentlich. Wie aber oben schon geschrieben, sollte die Lehrer ihren Unterricht so anpassen, dass alle Lernmethoden berücksichtigt werden.
lg Rednu