Ich find das alles echt faszinierend zu lesen, als jemand der mit komplett anderer Tradition aufgewachsen ist.
Dem Christkind hat man halt eine Wunschliste geschickt, dann hat es an Heilig Abend sich hereingeschlichen und die Geschenke gebracht und das wars.
Da gabs gar kein Szenario von Bestrafung oder Interaktion mit einer fremden Person, der man etwas vorträgt und die einem dann was gibt.
Klar hieß es, dass man brav sein muss, damit das Christkind einem Geschenke bringt, aber mehr war es auch nicht.
Manche Beschreibungen hier klingen für mich aber auch eher beänstigend.
Ich möchte da gar nciht so ins Detail gehen vor allem auch weil ich nicht glaube dass gerade die katholische Kirche ein gutes Beispiel für positiv geprägte Kindheitserinnerungen sind.
Ich persönlich jedenfalls halte es für sinnvoller wenn Kinder den Nikolaus als vertrauenswürdig und gütig kennen lernen, weil es für Kinder auch wichtig ist Zufluchtsorte und Vertrauenspersonen außerhalb der Familie zu haben, weil alle Eltern auch mal doof und unfair sind und gerade so eine Figur die einem sagt dass man bedingungslos immer gut ist wie man ist und geliebt es und wertvoll ist nicht schlecht.
Eine Erziehung, die altersabhängige Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt, vermittelt dem Kind Sicherheit und stärkt seine Psyche. Das wissen wir heute. Denn das Kind entwickelt dadurch ein gesundes Selbstvertrauen und emotionale Kompetenz. Im Gegensatz dazu kann eine autoritäre Erziehung dem Kind schaden. Denn sie vernachlässigt die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes – sie geht mit psychischer Gewalt einher.
Also an Nikolaus gabs schon was in den Stiefel, aber ansonsten war Nikolaus halt eher eine Geschichte und keine Person, die vorbeikommt.
Für mich war das halt eher so eine Legende.
Und Christkind hat den Weihnachtsmann einfach ersetzt.
Aber wenn man sie nicht irgendwann loslässt wird es sie immer wieder nehmen weil es einfacher ist und merkt gar nicht „Moment der Typ da will gar nichts böses von mir“
Ich seh das ja bei meinem Neffen der sich nicht traut mich zu fragen ob ich mit ihm spiele aus Angst Ich könnte nein sagen. Und da versucht seine Mutter ihn auch nach vorne zu stupsen in dem sie ihn signalisiert das nichts schlimmes passieren kann. Wenn sie ständig für ihn fragen würde würde er es nie lernen.
Damit ermutigt sie ihn ja nur und akzeptiert dann vermutlich auch, wenn er es dennoch nicht macht. Zwang wäre es, wenn sie das mit irgendeiner Strafe oder Drohung verknüpft.
das sind aber schon andere situationen. ein kind dass ein wenig schüchtern vorm Shppingcenter Weihnachtsmann steht und sich nicht traut aber mama merkt es will ganz gerne versus ein Kind das wirklich angst hat aber gedrängt wird ist ja ne andere situation. und je nachdem lernt es halt auch gar nicht dass der weihnachtsmann nicht gruselig ist sondern verknüpft ihn nur noch mehr mit dieser Angst. Exposure Therapie funktioniert ja nicht umsonst selbst bei Erwachsenen noch eigentlich super behutsam, statt dick auf die 12
Nein, nicht zwangsläufig. das Kind mag Geschenke wollen, aber das ist ja nicht gleichbedeutend damit dass das Kind sich bei dem fremden Mann auf den Schoß setzen will. Je nach Alter kann ein Kind nicht einmal vernünftig verknüpfen was das eine mit dem anderen zu tun haben soll. Und es ist auch schwierig sowas wie Geschenke als Ausdruck der Liebe derart transaktionell zu gestalten. Ich weiß dass das früher anders gemacht wurde, aber Stand der Pädagogik ist das schon dekaden nicht mehr
Ich versuche es mal auf ner anderen Ebene: mir persönlich denkst du gerade zu schwarz/weiß und zu sehr, dass man die Kinder immer bepudert.
Selbstverständlich gehört zu einer Erziehung auch, dass man die Kinder versucht „zu bestärken“ selbstständig zu sein (das ist natürlich sehr pädagogisch ausgedrückt). Und natürlich gibt es auch Kinder, die sich noch mit 16 von Mama ihre Brote schmieren lassen. Das ist aber dann doch eher die Ausnahme.
Und das Kind lernt ja viel besser mit Drucksituationen umzugehen, wenn es beigebracht bekommt „hey, das ist wirklich gar nicht schlimm“ im Gegensatz zu „Du machst das jetzt sonst lachen dich alle aus!“.
Das kannst du so per se halt auch nicht voraussetzen. Es wird genug Kinder geben die sich sagen „nö, wenn ich den alten Ekelmann anfassen muss, verzichte ich eben darauf!“ und das ist ja eigentlich ein viel besseres Learning zu lernen, dass man auch nein sagen darf und seine eigenen Konsequenzen aus sowas zieht.
Hab erst neulich gelernt, dass bei Phobien/Angststörungen, die mit Traumata verknüpft sind, Konfrontationstherapie sehr oft gar nicht bzw. nicht nachhaltig funktioniert, da der Ursprung nicht bearbeitet wird sondern nur das Symptom.