Dr. House - Season 1 - 4:
Ich hatte immer eine Hass-Liebe-Beziehung mit dieser Serie. Die ersten drei Staffeln habe ich gefühlte hundert mal durchgeschaut. Die vierte Staffel dann etwas weniger. Und die fünfte glaub nur zweimal und die sechste dann nur einmal und auch dann nur zur Hälfte. Die ganze Serie habe ich noch nie fertig geschaut, weil ich einfach fand, dass die Serie um die Drittel Staffel rum anfing ihren Kern zu verlieren.
Jetzt habe ich das ganze nochmals von vorne angefangen, mit dem Ziel die Serie endlich mal ganz bis zum Ende zu schauen. Und muss sagen, hatte einige Überraschungen hier.
Staffel 1 & 2:
Für mich nach wie vor die quintessentielle Dr.House-Erfahrung. Der A-Plot jeder Episode ist das medizinische Mysterium, und dann gibt es immer noch den B-Plot, der sich mehr um die Persönlichen Probleme des Protagonistenteams dreht. Dieses Team ist auch super, der Kern dieser zwei Staffeln ist House, sein dreiköpfiges Team, sein Freund Wilson und seine Chefin Cutty. Diese sechs Charaktere sind alle hervorragend geschrieben, jede/-r hat seine eigenen Charaktereigenschaften und seine eigene Rolle innerhalb des Castes. Und die medizinischen Rätsel sind fantastisch und trotz komplexer Themen sehr zugänglich gemacht sodass die Auflkärung am Ende der Folge oft ein „OHHH! Das ist cool und macht irgendwie Sinn!“ Moment hat.
Was man der Serie aber anmerkt ist, dass sie durchaus etwas älter ist. House ist definitiv einer dieser „anti-political-correctness“-Charaktere, wo man keine zu dünne Haut haben darf und akzeptieren muss, dass die Serie so tut, als seien permanent rassistische und sexistische Witze und Sprüche nicht wirklich schädlich, sondern einfach etwas, was Arschlöcher wie House macht, nicht weil er rassistisch oder sexistisch ist, sondern weil er einfach „edgy“ ist. Und die Ausrede wäre wohl: „Sind alles nur Witze und machen keinen WIRKLICHEN Schaden“.
Wie sehr man das akzeptiert ist jedem selber überlassen.
Dennoch: fantastische erste Staffeln.
NUR: Lustigerweise sind eine Handvoll Folgen an die ich mich erinnere, die ich nicht sonderlich mochte bereits in dieser Staffel vorhanden. In meinem Kopf kamen die erst später, in Staffel 3 und 4. Was ein bisschen zeigt, wie sehr meine eigene Erinnerung und Bias mir hier ein Streich spielte. Ich mochte die ersten beiden Staffeln immer besser als die dritte und vierte, und darum versetzte meine Erinnerung die negativen Folgen der ersten und zweiten Staffel einfach in die späteren Staffeln. Interessant, wie sehr dir deine eigene Erinnerung einen Streich spielen kann.
Staffel 3:
Hier fängt die Serie definitiv an, den Ton etwas zu ändern. Die A-Plots werden immer weniger klar definiert, die medizinischen Fälle werden oft etwas unklarer und weniger der Fokus, und die B-Plots, wo es um die persönlichen Dramen der Charaktere geht, werden immer wichtiger und zentraler. Und das hat seine positiven und negativen Aspekte. Ich kann mich noch erinnern, dass ich es früher primär als negativ eingeschätzt habe (als Teenager als ich die Serie zum ersten Mal sah war ich nicht unbedingt eine Person, welche gut damit umgehen konnte, wenn sich etwas plötzlich änderte), aber heute, wo ich weiss dass es kommt und ich die Staffel als das sehen kann, was sie ist und nicht das, als das ich sie sehen WOLLTE, kann ich sagen: Die Staffel funktioniert noch immer sehr gut. Gewisse Plotelemente in einzelnen Folgen gefallen mir nicht und House wird ab und zu etwas zu einer Karrikatur von sich selber, aber insgesamt hat die Staffel einige wirklich fantastische Momente und der übergeordnete Plot funktioniert nach wie vor toll.
Staffel 4:
Definitiv die Staffel, welche zu einem der grössten Brüche kommt, mit der ich mich klarfinden musste.
Heute mag ich die neuen Charaktere sehr gut und muss gestehen, dass ich ihnen früher keine richtige Chance gegeben habe. Und die Staffel hat einige sehr starke Plotmomente, vor allem in der zweiten Hälfte. Die medizinischen Rätsel sind immer zweitrangiger und der Fokus wird immer mehr auf House und sein Team gelegt. Aber das ist nicht unbedingt schlecht, es ist einfach anders.
Was ich aber sagen muss ist, dass House selber immer mehr absurde Momente hat, wo er etwas gar überzeichnet daher kommt, wie gesagt: er wird etwas zu einer Karrikatur von sich selber. Ein gewisses Grad an Flanderisation findet hier definitiv statt.
Insgesamt ist keine der ersten vier Staffeln schlecht. Meine Meinung hat sich nicht geändert, dass die ersten zwei Staffeln die stärksten sind, aber ich muss definitiv zugeben, dass Staffel 3 und 4 besser sind als ich es im Kopf hatte.
Jetzt bin ich gespannt zu sehen, wie sehr ich Staffel 5 und 6 mag. Ich kann mich nicht mehr gut an Details erinnern, ich weiss noch drei Plotpunkte dieser zwei Staffeln, der Rest ist fast so als ob ich sie nie gesehen hätte. Aber ich weiss noch, dass der Übergang von Staffel 5 zu Staffel 6 damals für mich der absolute Tiefpunkt der Serie war und in einem Abbruch der Serie für mich führte. Mal schauen, ob ich auch hier mit neuen Augen an die Serie ran kann.