Der Verein um den es geht hat auf Rückfragen, ob sie mal über den Subtext nachgedacht haben geantwortet, dass jeder der die Probleme nicht sieht, Teil des Problems ist. Da ist keine Auseinandersetzung mit der Szene, nur Empörungs-Rhetorik. An meiner These ist nichts steil und ich bleibe bei meiner Kritik, dass man so eine vernünftige Debatte unmöglich macht.
Und da ist halt unser weltanschaulicher Unterschied: Ich berücksichtige die zeithistorische Dimension in der Kunst entstanden ist und mache es den Machern nicht zum Vorwurf in ihrer Zeit verhaftet zu sein und die unmögliche Forderung zu stellen ein Kunstwerk zu erschaffen, das für alle Zeiten up to date ist.
Deswegen bin ich - wie Du hoffentlich gelesen hast - voll und ganz für eine Einbettung. Beispielsweise mit einer Texttafel oder wenn er im Fernsehen läuft mit einer Doku danach oder man kann bei Wiederaufführungen im Kino Flyer verteilen etc…
Und ich erachte den Zuseher einfach als intelligenter und mündiger als Du: Wenn der im Kreis der Familie gesehen wird, dann erwarte ich von den Eltern oder älteren Geschwistern, dass sie ihre Kinder über die Szene aufklären. Sie ERklären und vor allem sagen, dass das N-Wort heute (und eigentlich auch schon damals) nie in den Mund gehört. Und dass der Eskimo-Witz (wie im Film übrigens schon reflektiert durch einen Rocker) nicht witzig, sondern rassistisch ist.
Eine Frage, die ich mit einem eindeutigen und höchst überzeugtem JA beantworte. Er sollte sogar Unterrichtsstoff sein. Neben anderen problematischen Werken wie „Vom Winde verweht“.
Seit Jahren wird ein Fach „Medienkompetenz“ in der Schule gefordert. Für mich gehört es zur Medienkompetenz, dass man problematische Inhalte in „veralteten“ Werken erkennt.
Wie oft bemerkt wurde, gibt es ja keine wirkliche Zensur. Die Werke werden nie ganz verschwinden (und übrigens gerade durch solche Debatten macht man sie interessant) und es ist eine viel bessere Lösung zu lernen, wie man damit umgeht, als zu versuchen sie aus der Öffentlichkeit verschwinden zu lassen.
Und ganz am Ende noch dieses: Da es hier um Kunst geht, geht es um Interpretationen. Die sind subjektiv. Auch Du leitest mehrere Sätze mich „Ich“ ein. Ich habe es bei Sam_Jones schon angedeutet: Wie anmaßend ist es zu sagen, dass man mit etwas nicht einverstanden ist, aber es dann für alle aus dem Kino verschwinden soll? Du vertrittst - genau wie ich - nur eine Seite der Medaille.
Auch die ganzen Blackface-Episoden von Comedys auf Streamingplattformen. Sind die unproblematisch? Nein. Man hatte aber nicht mal die Chance einer Debatte, wie man sich dazu stellen und wie man damit umgehen kann, bevor sie für alle Menschen (die für die Dienste zahlen) verschwunden sind.
Ich stehe halt auf der Seite der Kunstfreiheit.