Thema #88: Nordamerikanischer Giallo
Film: Weiblich, ledig, jung sucht … (Single White Female) von Barbet Schroeder
Erscheinungsjahr: 1992
Laufzeit: 104 Minuten
Wo gesehen: Sky
Bridget Fonda ist in New York auf der Suche nach einer neuen Mitbewohnerin, nachdem es in ihrer Beziehung nur so mäßig läuft. Jennifer Jason Leigh scheint dafür perfekt zu sein. Doch mit der Zeit kommen ihr Zweifel ob sie sich wirklich die richtige Mitbewohnerin ausgesucht hat.
Von Barbet Schroeder hab ich in letzter Zeit einige Filme gesehen auch für die Challenge hier also warum nicht noch einer. Bisher war es eine ziemliche Achterbahnfahrt. So fand ich seine älteren Werke recht gelungen (More, Die Spieler, Sunny von B.), von seine neueren (Madonna der Mörder, Amnesia) war ich dagegen ziemlich enttäuscht.
Im Grunde geht die Fahrt exakt so weiter, denn dieser Film steht dabei zeitlich in der Mitte – und auch in der Qualität. Ich wusste nicht so recht was mich erwartet und so waren die ersten 45 Minuten mehr so ein klassischer Hollywoodfilm in New York: Junge Frau möchte im Job vorankommen, hat in der Beziehung Probleme und castet nebenher lauter Mitbewohnerinnen.
Gerade dieser WG-Aspekt in einem New Yorker Hochhaus kommt dabei gut zur Geltung und jeder der vielleicht selbst mal irgendwann in einer WG gewohnt hat, oder sogar nur aus Erzählungen solche Castings kennt, der wird da einiges entdecken können. Einige sind mit dem Teil wohl recht enttäuscht, weil für so einen Psychothriller nimmt diese Darstellung der typischen Klischees im Wohnbereich ziemlich viel Zeit ein, ich fand das aber gelungen. Gerade diesen Anfangsplot bekommt man ja oft in für mich kaum aushaltbaren Schnulzen zu sehen, da war das hier schon erfrischender.
Danach wird es ein recht typischer Horrorfilm. Weder mag ich das besonders, noch fand ich das jetzt besonders toll. Im Vergleich zu den hundertfach aus dem Boden sprießenden Home-Invasion-Horrorteilen von heute war das aber schon okay. Paar „nette Kills“, weiter diese Hochhausatmosphäre und eben der typische Horrorplot.
Ansonsten lebt der Film eben auch von dieser typisch schmierigen 90er-Atmosphäre. Das hat manchmal zur Folge, dass ich die schauspielerischen Leistungen nicht immer ganz ernst nehmen kann (mit manch fragwürdigem Klischee), aber gerade mit dem Score von Howard Shore entwickelt sich da doch eine ganz interessante schmierige Suppe aus Sex und Gewalt (ich hätte gerne noch bisschen mehr von dem Soundtrack gehabt). Muss man aber schon Bock drauf haben. Wenn man das Ganze zu ernst nimmt, dann sind da schon mehr als nur ein paar Augenroller dabei.
Sex und Gewalt ist wohl das Giallo-Stichwort. Ansonsten muss ich aber sagen ging es mir so wie den meisten bisher: Bin kein großer Giallo-Experte, aber dass was ich vor allem von Argento bisher kenne ist schon ziemlich was anderes, als jetzt der Film hier. So richtig große Blutexzesse bietet der Film hier eher nicht. Vielleicht ist der charmante Trashfaktor die größte Gemeinsamkeit.
Erstaunlich für mich, dass Schroeder bisher in jedem Film den ich gesehen habe, einen vollkommen anderen Stil fährt. Die Filme haben für mich wirklich so gut wie keine Gemeinsamkeiten. Für so einen 90er-Kultfilm war ich von dem hier aber doch überraschend ordentlich unterhalten. Gute
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