Thema: Wichteln (@Herzer)
Film: Groll (Kin)
Regie: Türkan Derya
Erscheinungsjahr: 2021
Laufzeit: 106 Min.
gesehen auf: Netflix
Harun könnte es aktuell in seinem Leben wohl kaum besser gehen. Als Hauptkommissar der Polizei von Istanbul erhielt er und sein Team gerade eine Auszeichnung für ihre Arbeit zur Aufklärung von Verbrechen in Stadt. Die Beförderung zum Polizeichef ist somit für ihn zum Greifen nah. Das Team geht zur Feier des Tages Essen und Harun beschließt mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Doch der Taxi-Fahrer hat anscheinend andere Pläne. Er bringt Harun in ein abgelegenes Plätzchen der Stadt und versucht ihn mit einem Messer zu töten. Es kommt zu einem Zweikampf, bei dem der Taxi-Fahrer sein Messer verliert und stattdessen versucht Harun zu erwürgen. Dieser kann sich jedoch das Messer schnappen und tötet damit seinen Angreifer. Anstatt jedoch den Vorfall zu melden verlässt Harun den Ort des Geschehens in der Hoffung alles zu vergessen. Aber Pustekuchen, die Leiche des verstorbenen Taxi-Fahrers wird am Tag darauf an einen Kran aufgehangen aufgefunden. Direkt vor dem Polizeipräsidium der Stadt.
Jetzt geht es nicht nur um die Aufklärung eines Verbrechens, sondern auch um das Ansehen der Instanbuler Polizei. Harun soll daher den Fall schnellstmöglich aufklären, aber da er selbst in die Sache verwickelt ist, verzögert er die Ermittlungen. Und wie sich herausstellt, ist er noch viel tiefer in diesen Fall verwickelt, als er selbst ursprünglich angenommen hat.
@Herzer hat mir diesen Film vorgeschlagen, weil er den Trailer auf Netflix ziemlich cool fand. Ich habe mir den deswegen auch mal angesehen und fand ihn auch ziemlich cool. Zudem ein Kriminalfilm aus der Türkei? Wie oft sieht man sowas schon? In der Hoffnung hier vielleicht einen Geheimtipp vor die Füße gelegt bekommen zu haben, entschied ich mich dazu diesen Film eine Chance zu geben. Und naja ich bin so ein bisschen mit gemischten Gefühlen aus diesen Film rausgegangen.
Inszenatorisch ist der Film auf jeden Fall absolut top. Der Schnitt, die Kameraarbeit etc. setzt alles super in Szene und allein deswegen macht es Bock den Film zu gucken. Die Handlung hingegen hat deutliche Stärken und deutliche Schwächen. Einerseits bietet der Film eine interessante Prämisse zum Thema Gut und Böse und wo das eine aufhört und das andere anfängt. Auf der andere Seite wird das dafür benötigte Szenario auf eine Art und Weise aufgebaut, die einfach keinen Sinn macht.
Bestes Beispiel ist der Vorfall am Anfang selbst. Fast der gesamte Plot hat darauf aufgebaut, dass Harun seinen Mord nicht gemeldet hat. Ich meine ja, er hat jemanden umgebracht und das wäre sicher nicht ohne Folgen für ihn geblieben. Aber dieser Mord ist aus reiner Selbstverteidigung entstanden. Hätte Harun seinen Angreifer nicht erstochen, wäre er selbst an dem Abend gestorben. Davon abgesehen hätte Harun beinahe wirklich den Vorfall gemeldet und es ist eher zufällig dazu gekommen, dass er es nicht getan hat. Der gesamte Plot wäre hinfällig gewesen, wenn der Zufall ihm nicht in die Karten gespielt hätte. Und der Film beinhaltet noch ein paar weitere Vorfälle wie diese. Da muss man sich hin und wieder schon an den Haaren raufen und fragen: „Warum?“
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass der Film teilweise auch etwas sehr dick aufträgt und sich etwas zu melodramatisch präsentiert, doch im Gesamtbild halte ich das für eine eher nebensächliche Sache. Im Großen und Ganzen ist der Film schon okay, aber der Streifen ist halt nichts herausragendes. Man kann ihn sich mal geben, muss man aber nicht.
Ich vergebe 6/10 blutige Hände.
@Herzer, trotzdem Danke für die Einreichung. War zwar ein nicht perfekt geglücktes Experiment, aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und der Reiz mal etwas zu wagen macht es meiner Meinung nach auch wert etwas zu probieren, selbst wenn das Ergebnis enttäuschend sein könnte.