Thema #80: Verarbeitung durch Fantasie
Film: Beasts of the Southern Wild von Benh Zeitlin
Erscheinungsjahr: 2012
Laufzeit: 93 Minuten
Wo gesehen: Sky
Das sechsjährige Mädchen Hushpuppy lebt mit ihrem Vater in einer eigenwilligen Kommune in den überfluteten Sumpfregionen von Louisiana. Irgendwo zwischen sozialem Elend und den wirren Erzählungen der Erwachsenen, lebt Hushpuppy in ihrer eigenen Welt und doch mittendrin im Amerika der Jetztzeit.
Magischer Realismus, ein Filmgenre mit dem ich mich nicht immer leicht tue (mit „Bittersüße Schokolade“ hat mich hier bei der Challenge ja schon mal ein viel gelobter Film des Genres sehr enttäuscht) bietet sich aber für dieses Thema ziemlich gut an und hat mir hier wirklich gefallen. 10 Jahre ist das schon wieder her, dass dieser Film nicht nur beim Sundance abgeräumt hat, sondern besonders mit einer Oscarnomminierung für eine Neunjährige als beste Hauptdarstellerin Schlagzeilen gemacht hat. Aber genauso kurz oder lang läuft die Zeit an einem selber vorbei, deshalb wie schön, dass ich durch das Thema jetzt auch mal diesen Film angeschaut habe.
Ja, der Film ist sicher nicht ohne Ecken und Kanten. In einigen Übergängen und Schnitten fand ich hat man ihm schon das recht geringe Budget und den Erstlingscharakter angemerkt und so hab ich mich schon das ein oder andere mal gefragt: „Wie lief das jetzt bitte ab?“ Aber irgendwie passte das auch bisschen zu dem täumerischen Aspekt des Films.
Und man kann den Spieß auch umdrehen; für eine gute Million US-Dollar, dass hat der Film nämlich insgesamt gekostet; bekommt man doch beeindruckende Landschaftsbilder, eine kreative Idee und einen tollen Film – umgekehrt gibt es dafür heute nicht mal mehr die linke Arschbacke von Dwayne Johnson oder die rechte Titte von Scarlett Johansson.
Neben sozialen Disparitäten hat der Film einen starken Fokus auf Umweltthemen und Ökologie im Allgemeinen. Aber der Film hat auch eine starke emotionale Ebene und so war ich gerade gegen Ende mindestens so nah am Wasser gebaut wie unsere Aussiedler in Louisiana.
Abgesehen von interessanten Inhalten und kreativen Ideen, hat mir auch der Fokus auf unsere Hauptdarstellerin gefallen. Sicher für 6 Jahre macht sie einen super Job aber ich meine damit eher den Gesamtfokus des Films. Man sieht eigentlich immer alles mit den Augen einer 6 Jährigen und bekommt vor allem die Kommentare von ihr mit. So hat der Film für mich perfekt die Naivität und doch die Stärke von so einen kleinen Mädchen eingefangen, was gefangen in diesem geradezu apokalyptischen Umfeld und ihrer eigenen Fantasie ist. Der Film hat somit auch immer eine sehr schöne Balance aus Traurigkeit und Hoffnung.
Vorsicht ist vielleicht mit der Zielgruppe geboten. Der Film hat zwar die durchgehende Sicht dieses kleinen Mädchens, ist aber doch für Erwachsene konzipiert. Es gibt wirklich eine Menge Gewalt gegen Tiere und auch allerlei Kadaver in denen die Eingeweide überquellen etc. sind zu sehen. Also nur weil es ein Film „von einem sechsjährigen Mädchen“ ist sollte man sich den eher nicht mit seinen kleinen Kindern anschauen.
Sicher nicht der rundeste Film, den ich die letzten Wochen so gesehen habe und man muss sich wohl schon auf Indie-Art einstellen – dann bekommt man aber ein richtig gutes, kreatives Werk, unterlegt mit viel Zeitkritik.
7 von 10 frittierte Alligatoren (die Hälfte meines Forenprofilbilds zittert schon )