Thema #3: Animationsfilm für Erwachsene
Film: Ocean Waves - Das Flüstern des Meeres
Regie: Tomomi Mochizuki
Erscheinungsjahr: 1993
Laufzeit: 76 Minuten
Hoffe, dass ich die Aufgabe nicht falsch verstand, habe erst jetzt gesehen, dass es eine Liste gegeben hätte. Stattdessen habe ich einfach den chronologisch ersten Ghibli-Film, der mir fehlte, geguckt.
Passt, denke ich, trotzdem recht gut rein, da der Film sehr ruhig und schlicht erzählt wird und insbesondere nostalgische Gefühle an die eigene Schulzeit wecken soll.
Wohl sehr auf das japanische Publikum ausgelegt, also vermutlich für weiße Kartoffeln wie unsereins schwer zugänglich.
Im Prinzip geht es um ein Dreiecksverhältnis zwischen zwei guten Freunden und einer neuen Mitschülerin Rikako aus Tokio, die in die eher provinzielle Schule kommt und erst einmal alle anderen Mitschüler in sämtlichen Kursen übertrumpft. Da Rikako auch noch recht überheblich wirkt, wird sie schnell ausgegrenzt. Zurecht, denn sie manipuliert gefühlt jeden um sich herum und schafft es auch die beiden guten Freunde zu entzweien.
Der Film greift verschiedene Fragmente aus der Geschichte der Klasse auf, wobei der Fokus recht stark auf dem eingangs erwähnten Dreiecksverhältnis liegt. Ein Klassentreffen am Ende des Films, bei dem die vorangegangen Ereignisse noch einmal beleuchtet werden, ist dabei das erzählerische Highlight.
Was klingt wie eine von Studio Ghibli produzierte Telenovela, ist auch genau das. Ein bisschen schade, da ich mir von dem Film eher eine Art Charakterstudie gewünscht hätte wie es z.B. Only Yesterday war oder mir wenigstens ein paar nuancierte Einblicke in die japanische Jugendkultur erhofft hätte.
Aber runtergebrochen ist das Dawsons Creek in Ghibli-Optik mit Charakteren, die sich eher wie Stand-Ins als ausgearbeitete Figuren anfühlen.
So schön die Optik ghibli-typisch auch ist, stellenweise wirken die Animationen doch recht unsauber. Kein Wunder, denn wie ich nachträglich gelesen habe, ist der Film eigentlich als Fernsehfilm konzipiert worden und das merkt man leider.
Immerhin schafft es der Film abseits der farblosen Figuren wenigstens deren Probleme und Motivationen glaubhaft darzulegen. Wie gesagt: gefühlt eher Stand-Ins für bestimmte Emotionen und Rollen im Film als echte “Menschen” mit denen man empathisch auf die selbe Ebene gelangt. Ebenso ist der Film weder so richtig Coming-of-Age, noch romantisch oder dramatisch und spannend schon gar nicht. In fast allen Belangen irgendwie mäßig dahinplätschernd. Wie Döhla sagen würde: Schade. Wäre mehr drin gewesen.
Da Zeichenstil und Soundtrack auf hohem Niveau sind und ich die unaufgeregte Erzählweise grundsätzlich mag, möchte ich den Film nicht ganz madig reden, aber das war definitiv der schlechteste Film von Studio Ghibli, den ich bisher gesehen habe.
Enttäuschend, 2/5.