Thema: Cyberpunk
Film: Blade Runner (Original Theatrical Cut)
Erscheinungsjahr: 1982
Laufzeit: 118 Minuten
Wo geschaut: Blu-ray
Die Blu-ray-Box mit allen Versionen von Blade Runner liegt schon seit längerer Zeit ungesehen bei mir rum. Und das, obwohl ich den Film nicht in schlechter Erinnerung habe, seit ich ihn vor einigen Jahren das erste Mal gesehen hatte. Wie viele andere auch war ich nach dem ersten Schauen, sagen wir, etwas unsicher über das, was ich gerade gesehen hatte. Dass ich enttäuscht war, könnte ich nicht behaupten, aber ich hatte schon etwas anderes erwartet.
Nun habe ich vor Kurzem die Entscheidung gefasst, mir in Anbetracht der anstehenden Fortsetzung alle Versionen anzuschauen. Angefangen hatte ich vor etwa zwei Wochen mit dem Final Cut aus 2007 und ich muss sagen, der hat mich bei dieser zweiten Sichtung regelrecht umgeblasen. Da ich noch ungefähr wusste, auf was ich mich einstellen musste, konnte ich den Film ganz anders erfahren und damit auch genießen im Vergleich zum ersten Mal.
Die gesamte Welt in ihrer absolut glaubhaften und greifbaren Darstellung, der Soundtrack bzw. die Geräuschkulisse an sich, die Themen, die angesprochen werden, die Bilder, die unzähligen Details, die nur im Hintergrund stattfinden. Alles passt so stimmig zueinander und wird zu einem faszinierenden Gesamtwerk verwoben, über das man auch nach dem Abspann noch gerne nachdenkt.
Da mein Vorhaben und das Thema optimal zusammenpassen, war dann heute der Original Theatrical Cut von 1982 an der Reihe. Zunächst einmal lässt sich sagen, dass sich der Eindruck von vor zwei Wochen mehr als bestätigt hat: Der Film ist ein fantastisches Sci-Fi-Meisterwerk, das es dem Zuschauer nicht ganz einfach macht, einen direkten Zugang zu finden. Wieder fand ich alles Dargestellte extrem faszinierend.
Trotzdem hat mir diese Version nicht ganz so gut gefallen wie der Final Cut, was größtenteils an den Voice Overs von Deckard lag, in denen gewisse Sachen für den Zuschauer noch mal explizit erklärt wurden, wie etwa was es mit der allgemeinhin in der Stadt gesprochenen Sprache auf sich hat. Das reißt einen immer wieder aus dem Sog, den der Film im Final Cut entwickelt, heraus. Auf der anderen Seite bekommt man auch ein paar Informationen, die im Final Cut nicht oder nur schwer zu erfahren sind. Auch das eindeutige Ende empfand ich eher als einen Bruch mit dem Vorangezeigten und hat mir nicht so gut gefallen wie das im Final Cut. Einige Szenen schienen auch gefehlt zu haben und nehmen einigen anderen Szenen damit ein wenig die Bedeutung. Wenn ich das richtig gesehen habe, kam die “Traumsequenz”, in der ein Einhorn vorkommt, in dieser Version nicht vor, was die Interpretation, dass Deckard ein Replikant sein könnte, nicht aufkommen lässt.
Man sollte diese Version wahrscheinlich schon mal gesehen haben, aber vielleicht für die Erstsichtung lieber eine andere wählen, auch wenn man die bessere Atmosphäre dann mit etwas weniger Erklärung der Welt in kauf nimmt.
9/10, noch mit Steigerungspotenzial nach weiteren Sichtungen.