Thema #4: Naturkatastrophen
Film: Aftershock von Feng Xiaogang
Erscheinungsjahr: 2010
Laufzeit: 136 Minuten
Wo gesehen: Amazon Prime
Der Film behandelt das reale Erdbeben von Tangshan (China) im Jahr 1976, welches mit geschätzten 650.000 Todesopfern als das verheerendste Erdbeben des 20. Jahrhunderts gilt.
Der Film fackelt nicht lange, schon ziemlich am Anfang wurde mein neues Soundsystem ordentlich auf die Probe gestellt: das Beben der Stärke 7-8 und seine Nachbeben ließen das Wohnzimmer erzittern während (laut Wikipedia) über Fünf Millionen Häuser zerstört werden. Die Bilder einstürzender Häuser, Menschen, die von Trümmern erschlagen werden und hilflos zusehen müssen, wie Kinder, Eltern und Nachbarn aus dem Leben gerissen werden, sind hart und (in meinen Augen) äußerst realistisch dargestellt.
Im Mittelpunkt steht eine vierköpfige Familie, deren Haus zerstört wird. Der Vater, der die beiden Zwillinge – Junge und Mädchen – aus dem Haus retten möchte, stirbt und die beiden Kinder werden verschüttet. Als das Beben nachlässt beginnen die Überlebenden mit den Bergungsarbeiten. Leichen pflastern die Straßen, aus den Trümmern hallen Hilferufe, es herrscht Verzweiflung und die unverletzte Mutter wird von einer Gruppe Helfer zu einer unmenschlichen Entscheidung gedrängt: beide Kinder leben, liegen aber unter derselben Steinplatte und die Rettung des einen Kindes bedeutet den Tod des anderen.
„Rettet meinen Sohn.“
Drei Worte, die sich tief in die Seele des kleinen Mädchens eingebrannt haben, welches „für tot befunden“ auf der Straße liegt, doch inmitten der Bergungsarbeiten wieder erwacht. Mutter und Bruder sind auf dem Weg zum Krankenhaus. Sie ist allein inmitten der Zerstörung, verstummt und wird von einem Armeeangehörigen aufgelesen, später dann als vermeintliches Waisenkind zur Adoption freigegeben.
Die Haupthandlung des Films besteht aus der Verarbeitung der Geschehnisse auf beiden Seiten der auseinandergerissenen Familie.
Ein emotional harter Film mit teilweise beeindruckend realistischen Effekten und sehr schönen, aber auch äußerst bedrückenden Bildern. Die Kinderschauspieler machen ihre Arbeit gut, zumindest die deutsche Synchronisation (der Kinder, nicht der Erwachsenen) ist stellenweise aber wirklich furchtbar. Manche Handlungsweisen der Charaktere (insbesondere der (Groß-)Mütter) haben mich genervt und kopfschüttelnd zurückgelassen, jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass da auch ein gewisser Unterschied der Mentalität reinspielt.
Die lange Laufzeit von über zwei Stunden hat auf mich keinen negativen Einfluss gehabt, obwohl praktisch die gesamte „Action“ auf die ersten ~zwanzig Minuten beschränkt ist. Neben der grausamen Erdbebenszenen hat der Film noch ein weiteres Highlight zu bieten: Die Hauptdarstellerin Zhang Jingchu. Schauspielerisch in meinen Augen grundsolide, wenn auch nicht hervorstechend, aber… Wie kann man nur so unheimlich schön sein?
Durch die obige letterboxd-Liste war ich ursprünglich auf der Suche nach dem anderen „Aftershock“ mit Eli Roth. Der Trailer versprach Trash, Sex und Gewalt – in meinen Augen nicht das verkehrteste, doch Amazon Prime präsentierte mir statt des amerikanisch-chilenischen Quatschfilms einen chinesischen Kassenschlager und (erneut laut Wikipedia) den ersten außerhalb von Amerika produzierten IMAX-Film. Über diese glückliche Fügung bin ich sehr froh.^^
3,5/5
Für die lulz noch der trailer des anderen Aftershocks:
Ich sehe kaum einen Unterschied.