Die rote Lola (Stage Fright)
von 1950
Alfred Hitchcock also! Ein Meister-Filmemacher, der mit seinen Titeln wie Psycho oder Die Vögel weltweit Berühmtheit erlangen konnte. Auch ich hatte schon einige Hitchcock-Filme gesehen, kann mich aber nur schemenhaft an die meisten erinnern - damals als kleiner Junge im Wohnzimmer neben meinen Eltern! Weiß noch, dass Die Vögel damals einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen hat und ich furchtbar Angst vor diesem Film hatte
Also eigentlich der perfekte Zeitpunkt, dieser Angst entgegen zu wirken, oder? Bei meiner Recherche bin ich dann jedoch auf einen ganz anderen Film gestoßen, der mir bis dato noch nicht allzu viel sagte: Die rote Lola! Von 1950! Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Hitchcock schon einen gigantischen Namen in Hollywood gemacht, er hatte eben erst einen Vertrag mit Warner abgeschlossen, welcher ihm freie Hand als Regissuer und Produzent für vier Filme zusicherte. Die rote Lola war der erste davon.
Auch in Sachen Cast schöpfte Hitchcock aus dem Vollen und konnte die beiden Diven Jane Wyman (gerade einen Oscar für Johnny Belinda als beste Hauptdarstellerin gewonnen) und „Femme Fatale“ Marlene Dietrich für den Streifen gewinnen. Kein Wunder, dass es während der Dreharbeiten zwischen den beiden feinen Damen ordentlich gekracht haben soll.
Zur Story: Jonathan Cooper (Richard Todd - gerade erst als bester Nachwuchsschauspieler für den Oscar nominiert) wird von der Polizei gesucht, die ihn verdächtigt, den Ehemann seiner Liebhaberin ermordet zu haben. Seine sehr gute Freundin Eve Gill (Wyman) bietet ihm an, ihn zu verstecken. Jonathan erzählt ihr in Form einer Rückblende den Ablauf aus seiner Sicht. Demnach sei seine Liebhaberin, die Schauspielerin Charlotte Inwood (hervorragend von Dietrich gespielt), die wahre Mörderin. Eve beschließt, selbst nachzuforschen…
Und so entsteht eine solide Detektivgeschichte, in der Wyman die naive „Misses Neugierig“ spielt, die sich bei ihren eigenen Ermittlungen selbst in die Bredouille bringt. Dass der Film am Ende eine überraschende Wendung nimmt, ist natürlich ganz typisch für Hitchcock - konnte mich persönlich allerdings nicht wirklich von den Socken hauen. Generell muss ich leider sagen, dass der Film sich gerade im letzten Drittel sehr verliert und keine wirkliche Spannung mehr aufbauen kann. Wyman nervt mit ihrer naiven Art von Minute zu Minute mehr, die männlichen Darsteller bleiben leider auch blass und von Dietrich gibt es leider immer noch zu wenig zu sehen.
EXKURS IN DIE FILMWISSENSCHAFT (nur für die, die sich wirklich dafür interessieren):
Aus filmwissenschaftlicher Sicht ist der Film durchaus interessant, was verschiedene Motive in dem Werk angeht. Gerade die Vater-Tochter-Komponente spielt in diesem Film - wie auch in vielen anderen Werken Hitchcocks - eine außergewöhliche Rolle und ist durchaus erwähnenswert. Alastair Sim spielt Commodore Gill, den Vater von Wyman und untersützt ihre Tochter in einigen brenzligen Situationen. Nicht nur aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit zwischen Sim und Hitchcock, sowie auch zwischen Wyman und Patricia Hitchcock (die übrigens ebenfalls eine kleine Nebenrolle spielt), lässt sich hier eine Art Selbstreferenz erkennen. Auch die Dialoge zwischen den beiden, können auf das Verhältnis zwischen Hitchcock und seiner Tochter zurückgeführt werden.
Wer sich weiter damit beschäftigen möchte - so wie ich jetzt die letzten vier Stunden- dem ist folgender Link zu empfehlen:
Bewertung: Ich gebe dem Film 6 von 10 Punkten! Eine interessante Krimi-Story, die am Ende leider etwas den Faden verliert und so auch deutlich an Spannung einbüßt! Marlene Dietrich glänzt, während die anderen Darsteller leider den ganzen Film über in ihrem Schatten stehen.