Ich finde das Thema Aufmersamkeit durch Fremde im Internet spannend. Ich denke, es verdient durchaus einen eigenen Thread.
Anlass war cause illy im RL Pic Thread.
Ich finde das Thema Aufmersamkeit durch Fremde im Internet spannend. Ich denke, es verdient durchaus einen eigenen Thread.
Anlass war cause illy im RL Pic Thread.
Ich finde, du sprichst was total wichtiges an, was man durch Social Media und co. vergessen hat.
Mich hätte das als Jugendliche kaputt gemacht, ganz ehrlich. Einerseits, weil man so selbstbewusdt sein muss, andererseits, dass man mit direkten Vergleich zurecht kommt.
Und da ist man eh in so einer Phase, wo man nach Bestätigung sucht.
Ich bin, mit dem heutigen Wissen, unfassbar froh, dass ich nicht mit Internet, Social Media und einer Kamera in jeder einzelnen Hosentasche groß geworden bin.
Ich glaube das ist der Wunsch nach Aufmerksamkeit allgemein. Es gab auch zu meiner Jugendzeit schon Foren mit Up- und Downloadfunktion, auch wenn die wirklichen Social Media Seiten erst später da waren.
Ich stehe da als Mann, der vielleicht gerade so mittleres Alter erreicht hat und einen sicheren Job, Beziehung und Eigentum hat drüber, wenn mir Hans Wurst im Internet keinen Daumen nach oben gibt.
Es gibt aber auch bei mir Dinge, da hätte auch ich dort gerne Bestätigung. Wenn ich eine lange Review zu einem Film schreibe, gefüttert mit Fakten und auch viel Hintergrundinfos neben meiner eigenen Meinung, die ich unterfüttere, dann find ich das manchmal auf einschlägigen Seiten schon blöd, weil man auch irgendwie das Gefühl hat das hat niemand gelesen oder es war doch nicht so gut.
Das ist aber nun nichts, weshalb ich in Selbstmitleid verfalle.
Mich hätte das als jugendlicher auch kaputt gemacht, wobei ich sagen muss, ich bin auch so einfach ziemlich kaputt (gemacht worden).
Da brauchte es kein Social Media zu damit ich mich minderwertig und nicht zugehörig fühle, da reichten einfach Mitschüler und andere Menschen mit denen man sich irgendwie den Lebensraum teilt, wobei damit meine ich jetzt aber Explizit NICHT meine Familie.
Da war ich grundsätzlich relativ geborgen denke ich, vielleicht auch zu geborgen, aber das geht ja auch etwas zu sehr Off Topic jetzt.
Grundsätzlich ist Social Media tatsächlich, gerade in der heutigen Form mehr Gift und das nicht nur für junge Leute, denn auch Menschen im mittleren Alter kann das ein Teufelskreis sein. Ich versuche mich immer wieder Social Media zu entziehen bzw. nur noch so konsumieren, wie es mir gut tut, dennoch erwische ich mich auch immer wieder dabei, wie ich mir da vor allem (falsche?) Vorbilder raus suche oder auch ganz plump gesagt Fotos von sehr attraktiven Frauen like.
Ich kann nicht mal sagen, was ich mir von letzterem erhoffe, aber dieses Quentchen Interaktion, vor allem wenn man dann mal kommentiert und geantwortet wird oder im Zweifel sogar mal ein Bild zurück geliked wird, ist halt irgendwie doch immer ein minimaler Booster fürs Ego, der nur nicht lange anhält und es dürstet dann nach mehr.
Hier im Forum ist das noch mal anders, aber klar freue ich mich auch da über jedes Like, egal ob bei Fotos oder Beiträgen, weil es ja irgendwie doch ne Zustimmung ist, Zumindest sehe und vergebe ich das so. Hier ist es natürlich auch ein Gefühl von Zugehörigkeit. Ich schäme mich aber heute auch nicht mehr so wie früher, wenngleich mein Selbstvertrauen und Selbstwert dennoch weiterhin recht gering sind. Aber gerade hier, habe ich auch das Gefühl, dass es ein Safe Space ist/war (Illy lässt mich da ggf. auch etwas umdenken). Darum hab ich hier auch ohne große Bauchschmerzen schnell über mein Gewicht geredet, meine Beziehung und auch (fast) Ganzkörper Bilder gepostet.
Also ich mag mir ehrlichgesagt gar nicht ausmalen, wie meine Schulzeit mit Social Media gewesen wäre. Ich hatte eh schon eine furchtbare Schulzeit und hatte große Probleme mit Mobbing, Bodyshaming etc.
Wenn dann noch diverse Videos etc. auf Tictoc und Konsorten hochgeladen worden wären, ja prost Mahlzeit, vermutlich hätte ich dann irgendwann tatsächlich zum Äußersten gegriffen (wobei sich das natürlich nicht belegbar nachweisen lässt).
Hmm ja, so hab ich das noch nicht gesehen. Ich will nicht sagen, dass meine Schulzeit permanent eine Hölle war, aber es gab so phasen und wohl gefühlt hab ich mich selten. Wenn es dann Social Media gegeben hätte mit all den Möglichkeiten von heute, wo Bloßstellung per App für quasi jeden Deppen auch möglich ist, will ich mir gar nicht ausmalen was dann so passiert wäre.
Selbst heute mache ich mir noch Gedanken wenn bekannte eine WhatsApp Gruppe haben in der ich nicht bin…
Es ist eben nicht nur möglich, derjenige der so eine Scheiße hochlädt, bekommt dafür auch Likes. Und wenn das bei TikTok viral geht, dann gibt es plötzlich nicht nur 10-20 Likes aus der Klasse, sondern das geht dann auch schonmal in die Millionen Likes. Und aus der Spirale dann wieder rauszukommen, halte ich ohne Hilfe für unmöglich.
Als ich vor 2 jahren viel aktiv auf twitter war, ist mir das auch sehr oft aufgefallen. Viele leute scheinen die bedutung eines „Likes“ unterschiedlich zu interpretieren.
Auf traurige Tweets zu zb fiesen Schicksalsschlägen kam als Antwort oft, dass man das nicht guten gewissens liken könne und das fand ich immer sehr merkwürdig.
Ein Like bekommt aus meiner sicht immer eine andere bedeutung, je nachdem wie man ihn in Kontext
mit dem gelikten post setzt.
So muss ein like auf ein süßes Welpenfoto oder den positiven bericht einer urlaubsreise anders „gelesen“ werden, als ein like auf einen post wo ich erzähle, warum es mir nicht gut geht.
Ich weiß nicht, ob ich das hier richtig verständlich machen konnte. Ansonsten führe ich das nach der Arbeit nochmal weiter aus.
Jop, darf ich fragen wie du das bei deinen Kindern hältst? Mein Ansatz ist ohnehin in so ziemlich allen Bereichen ne gute mediale Erziehung, was meiner Meinung nach im deutschen Bildungssystem halt massiv untergeht.
Wird vermutlich speziell beim Thema Mobbing jetzt schwierig sein aber zumindest weiß man dann, wie man bestimmte Sachen ignorieren kann und dass Like nicht unbedingt gleich Like ist, sondern eben auch schon mal gekauft etc.
Zum Glück war meine Schulzeit gerade vorbei als es mit den „sozialen“ Medien losging. Eine absolute Hölle für alle Menschen, die eine Abscheu gegen Selbstdarstellung haben und lieber für sich bzw. (anonym) in kleinen Gruppen unterwegs sind. Über ICQ mit Schul- und Internetfreunden chatten war die perfekte Welt.
Aber „gezwungen“ sein, sich ein mehr oder weniger öffentliches Profil anzulegen und es regelmäßig zu bespielen, um dazuzugehören, ist einfach nur Stress. Gepaart mit der ständigen Beurteilung und des permanenten „Abrufbarseins“ (auch von Fremden) lässt einen nicht zur Ruhe kommen.
Damit tue ich mich auch sehr schwer, darum finde ich es bei Facebook ganz gut, dass man da mittlerweile mehrere Emoticons als Auswahl hat anstatt nur eines Likes. Unter was trauriges oder auch schlimmes kann ich echt nicht guten Gewissens ein Gefällt mir setzen. ein Herz, wie es hier im Forum ist, ist da viel diverser. Da kann ich sagen es gefällt mir, ich fühle mit dir, hier einmal Liebe für dich. Da ist mehr Interpretationsspielraum.
Mehr kannst du imo nicht machen. Und dem Kind so gut wie man kann Selbstbewusstsein, Wertschätzung und Selbstliebe vorleben.
Mich graut es aber dennoch vor den nächsten Jahren, da bin ich ehrlich.
Ich behaupte von mir selber eine hohe Medienkompetenz zu haben. Datensicherheit und -schutz sind ja zudem berufsbedingt wichtige Themen für mich. Ich versuche halt meinen Kindern das auch nahe zu bringen. Deswegen setze ich mich mit Medien wie TikTok auch auseinander und lasse mir zeigen, was mein Sohn sich da so ansieht und macht. Da ich ihm da nichts verbiete oder Dinge die ich ganz furchtbar finde nicht schlecht rede, zeigt er mir das auch (noch) freiwillig und wir reden darüber.
Das ist so mit einer der wenigen Punkte, bei dem ich nicht so traurig bin, keine Kinder zu haben, aber ich wüsste weder wie ich das vorleben, noch vermitteln sollte.
Ein Herz im Forum ist für mich aber oftmals auch nur eine Lesebestätigung.
Das handhabt dann wohl auch wieder jeder anders.
Dann weiß ich jetzt, wie ich deine Herzchen zu werten hab.
Ich hab extra „oftmals“ gesagt. Ist nicht immer so. Manchmal drückt es auch pure Liebe aus!!
Zu meiner Zeit gab es schülervz, myspace und zum Glück miese Handy und webcams. Wenn ich bedenke, wie gut heutige Geräte sind, das Internet total alltäglich und social media beinahe essentiell… Das ist so viel Druck.
Und das Internet vergisst auch nicht.