Der Rasiererhersteller Gillette hat vor 4 Tagen eine neue Werbekampagne gestartet (Spot auf Youtube), mit der umstrittenen Aussage gegen „Toxische Männlichkeit“. Dies wurde sehr kontrovers aufgenommen und auch bei RBTV bei MoinMoin erwähnt.
Dies ist der allgemeine Thread um über den Spot und die gesellschaftliche Debatte zu diskutieren.
Ich liebe Eddy für seinen Tweet, gerade weil es so schön aufzeigt wie bekloppt diese ganzen Gender Diskussionen sind und wie sehr sich die Leute in ihren Meinungen versteifen, ohne zu merken, dass sie mit ihrer Sicht eigentlich nichts besser sind.
Gerade anhand des Werbespots fällt einem schnell auf, wie verrückt diese vorgelebte Moral ist und wie eingefahren die Meinungen der Leute dabei ist. Vertausch in diesem Spot von Gillette nur mal die Rolle von Mann und Frau oder tausch die Männer durch Schwarze aus, mit der gleichen Thematik und Wortlaut.
Ich wüsste nur zu gern was dann los wäre.
Der Gillette-Spot richtet sich an ein amerikanisches Publikum, nicht an Deutschland. Die Situation der Gesellschaft dort lässt sich nicht eins zu eins auf Deutschland übertragen.
Macho-Kultur, Sexismus, die Macht von Werbung und Stereotypen ist dort anders als hier und von Frauen, die sowohl in Deutschland als auch in den USA gelebt haben, hört man fast einhellig, dass es in Amerika deutlich unangenehmer für sie ist.
Wenn man als deutscher Mann sagt, die Situation in dem Spot ist doch total unrealistisch, liegt das vielleicht auch einfach daran, dass Deutschland nicht die USA ist und die Probleme hier nicht so tiefgreifend oder einfach anders sind.
Ich verstehe nicht, warum sich so viele von dem Werbespot angegriffen fühlen.
Ich finde die ganze Grundstimmung ist äußerst positiv (ich meine, es ist ja auch immer noch ein Werbespot). Die ganze Aussage die ich da rauslese ist, dass es ein gewisses Bild von “Männlichkeit” gibt und dieses eben nicht immer positiv ist und welches schädlich sein kann für andere Frauen aber auch Männer und Kinder. Alles was ich da sehe ist die Botschaft, dassdieses veraltete Bild eben nicht “das Mann-sein” ausmacht.
Ich will nicht behaupten, dass es mich überrascht aber der Spot hats geschafft nicht mal besonders edgy zu sein und trotzdem extrem zu provozieren.
… du scheinst dich nicht sehr viel im Internet aufzuhalten…
Wenn du dich nicht angesprochen fühlst, dann ignoriere ihn doch einfach? Oder sag dir: „Stimmt, es gibt es manch behindertes Verhalten, da haben sie nen Punkt“ (unabhängig davon ob du das Verhalten an den Tag legst)
Ich lauf hier auch nicht durch die Straßen und rege mich darüber auf, dass überall „Dont’ litter“ Hinweise hängen, obwohl ich persönlich ja nie Müll neben die Mülltonnen schmeiße.
PS: Forum hör auf mich mit deinem Hauptteil-Mist zu ärgern!
Aber ich hatte es so verstanden, dass du als “unschuldiger Mann” dich davon genervt fühlst, mit solchen Themen zugeballert zu werden und dich davon direkt angesprochen fühlst.
Diese Haltung verstehe ich eben nicht. Wenn irgendwo jemand sagt: “Seid keine Arschlöcher”, dann denke ich mir “cool, bin ich nicht, aber recht haben sie ja”.
Ähnlich wie z.B. beim Fussball ich mich als Fan nicht angesprochen fühle, wenn irgendjemand gewaltbereite Hools kritisiert
Also ich persönlich fand den Werbespot nicht schlecht, wenn man mal von etwaigen kommerziellen Absichten von Gillette absieht. Was ich nicht nachvollziehen kann ist, wo viele einen Angriff auf Männer sehen. Der Spot spricht toxic masculinity an, was ein gesellschaftliches Problem ist, unter dem Männer und Frauen leiden.
Ach, du bist nicht 1,80, durchtrainiert mit Bartwuchs, prügelst dich am laufenden Band, stehst auf Frauen und machst jeden Abend 10 Blondinen klar? Dann bist du kein Mann.
Und wenn manche Männer Frauen belästigen ist das halt so. Sie können ja nicht anders. Boys will be boys. Ist halt genetisch veranlagt, dass sie sich scheiße verhalten. Hormone und so.
Das ist es doch, wogegen sich ausgesprochen wird! Es geht darum, Menschen zu ermutigen, für andere einzustehen und ein Vorbild für die nächste Generation zu sein. Und nicht darum, einen Generalverdacht zu äußern.
Ist vielleicht nicht der beste Vergleich, es ist ein Unterschied ob man die Allgemeinheit oder eben eine Gruppe anspricht, zu der man nunmal gehört oder sich sonst irgendwie zugehörig fühlt.
Vielleicht haben ja auch manche einfach ein mulmiges Gefühl bei so manchen “Entwicklungen” und möchten gerne früh gegenlenken und sich dagegen aussprechen. Zu sagen “ich fühl mich nicht angesprochen also ignorier ich es” ist doch ähnlich wie “ich hab nix zu verbergen also ists mir egal wer meine Daten hat.”
Ich hätte vielleicht dazuschreiben sollen, dass es viele nicht zu stören scheint, die sonst bei Generalisierungen der eher konservativ/rechten Seite die Heugabeln in der Hand haben
Ich finde gut, dass der Spot mich früh genug vor dem Sommer gewarnt hat, dass grillen „toxic masculinity“ ist. Das hätte in ein paar Monaten ganz schön schief gehen können.
Es gibt Verhaltensweisen von Menschen, die nicht tolerabel sind. Dazu gehört Gegrabsche von Menschen (hört euch Haukes UBahn Story aus Japan an), und natürlich auch Sexualverbrechen, die Hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, durch Männer begangen werden.
Der Begriff „toxic masculinity“ stört mich weil er suggeriert, dass derartiges Verhalten nur von Männern kommt. Auch stört mich die die Überreizung dieses Begriffs durch irgendwelche Twitter Feminist/Innen. Darf ich diesen Sommer noch ein Stück Fleisch auf den Grill packen, mich darüber freuen und ein Bier trinken ohne mich dessen „schuldig zu machen“? Fragen über fragen.
Deshalb habe ich das Beispiel mit den Fussballfans noch dazugenommen.
Wenn jemand die Arschlöcher anspricht, sehe ich mich als friedlicher Stadionbesucher nicht angesprochen. Dennoch wird quasi ein Subset der Gruppe Fan/Stadionbesucher angesprochen.
Klar, kann ich ein wenig verstehen, dass man das Gefühl hat als Mann in Sippenhaft genommen zu werden.
Aber der Spot spricht doch auch nicht “alle” Männer an, sondern “manche”. Ich verstehe da halt so manche Überreaktion nicht. Eher kann ich die Kritik an dem Begriff selbst verstehen, weil er eben ganz klar auf ein Geschlecht gemünzt.
Ich verstehe nicht ganz (jetzt auch nach mehrmaligem Schauen, könnte mir ja was entgangen sein), wie sich so viele von der Sache angegriffen fühlen können.
Wenn man der Meinung ist, dass man so ein Verhalten nicht an den Tag legt: gut so. Ist ja auch richtig so. Niemand sagt, dass alle Männer so sind. Aber dass es eben doch (manchmal ein bisschen versteckt) Verhalten gibt, was toleriert wird. Sowohl von Frauen als auch auf Männern selbst. Und das ist dann eben sowas wie: Jungs backen nicht, Jungs spielen nicht mit Puppen, Jungs müssen untereinander Kräfte messen, etc. Toxic masculinity bezieht sich eben nicht komplett nur auf Sexualverbrechen oder Übergriffe, sondern auch auf Verhalten, was in den Köpfen einiger “Männlichkeit” definiert und das eben toxisch sein kann, wenn man nicht in dieses enge Raster fällt, was manche noch leben und für sich ausgemacht haben.
Es sagt ja niemand, dass jeder Vater so denkt, aber manche eben. Und dass man so etwas doch auch mal ansprechen soll, damit es sich lockert für nachkommende Generationen. (Für mich alles auch ein Teil des Feminismus, der eben nicht nur für Frauen einsteht).
Zumal man auch bei dem “Boys will be boys”-Spruch auch nicht vergessen darf (wenn man sich nicht angesprochen fühlt), dass es ein amerikanischer Werbespot ist und ich den Spruch da wirklich oft höre als Ausreden für unangemessenes Verhalten.
So wie ich Eddy im Moin Moin verstanden habe ist die Aufregung, es werden “gute” Männer gezeigt und mit der Aussage “some are good” unterlegt. Dann wird Arschlochverhalten gezeigt. Somit ist die Kernaussage “es gibt ein paar anständige Männer, aber der Großteil sind Idioten.”
Das war wohl der Hauptkritikpunkt laut Eddy, und vielen die diesen Spot daher kritisch sehen. Der zweite Kritikpunkt ist dann, das ein Unternehmen welches hauptsächlich rein kommerzielle Ziele verfolgt, sich jetzt als White Knight gegen eben jene toxic masculinity aufschwingt.
Das darfst du natürlich. Aber darf man sich als Mann auch mit einem Bier in den Liegestuhl setzen, während die Freundin am Grill steht oder erntet man dafür Unkenrufe der Kumpels? Und lässt man die folgende Frustration dann vielleicht abends an der Freundin oder den Kindern aus?
Eddys Tweet war ein Gag. Vielleicht kein guter aber das ist ja nicht die Frage. War er sexistisch? Nein. Im Gegenteil: Er greift eine gewisse Art von Doppelmoral an. Für mich sagt der Tweet, dass auf der einen Seite alle Gillette für einen progressiven Werbespot feiern aber auf der anderen Seite wirklich sexistische Formate sich großer Beliebtheit erfreuen. Bachelor (was er ja explizit erwähnt) ist ein Format in dem so gut wie alle Männer/Frauen Klischees bedient werden: Frauen müssen schlank sein und große Brüste haben. Männer müssen Waschbrettbauch haben und ein Job, bei dem er viel Geld verdient, ist auch nicht verkehrt.
Jetzt habe ich keine Zahlen und kann das nur subjektiv bewerten: Aber in meinem Familien-/Freundeskreis sind es vor allem Frauen die solche Formate schauen. Ist nicht vielleicht das viel eher ein Problem? Das junge Mädchen schon bei Bachelor oder Topmodels mir völlig übertriebenen Schönheitsidealen konfrontiert werden? Ist das nicht viel eher das Problem, auf das Eddy (zu mindestens interpretiere ich das so) mit seinem Gag auch hinweisen will?
Und ja ich finde den Spot von Gilette auch positiv. Ist am Ende aber ein Spot einer Firma mit der Absicht Produkte zu verkaufen. Das die Firma an einem Konzern hängt der vor allem durch Tierversuche und Umweltverschmutzung auf sich aufmerksam gemacht hat, ist natürlich wieder eine andere Geschichte,
Die ewige Doppelmoral des Kapitalismus. Sexismus ist böse. Aber Sex sells!
Wobei ich da auch ein bisschen anderer Meinung bin. Jetzt mal ganz ab davon, worum es genau geht, aber oftmals wünscht man sich doch von großen Unternehmen, dass sie in irgendeiner Art und Weise Stellung beziehen und mit ihren Millionenumsätzen noch was anderes machen, als nur ihren Profit maximieren.
Coca Cola wurde doch damals mega gefeiert wegen dem Fake-Plakat über die AfD
Wenn irgendjemand den Ratschlag formuliert “Männer seid keine Idioten/Arschlöcher” wüsste ich keinen einzigen Grund der dagegen spricht. Natürlich. Dem würde ich uneingeschränkt zustimmen oder selber formulieren.
Das würde ich auch für Frauen formulieren (aber darum geht es hier ja nicht, daher ist es eher ablenkend).
Andererseits ist es auch sehr merkwürdig, dass Gillette dies in einem Werbespot unterbringt (deren Ziel wird ja leider keine gesellschaftliche Debatte sondern Aufmerksamkeit und Umsatz sein).
Daher finde ich den Schlussabsatz in der Süddeutschen passend:
“Früher beschäftigte sich Gillette eher damit, gute Rasierer herzustellen und die Kunden davon zu überzeugen, für eine zusätzliche Klinge mehr Geld auszugeben, als die Kunden dazu zu bringen, ihre Männlichkeit zu definieren.”