Guten Tag, ich habe mir eigene Gedanken zur Auflösung des Falls gemacht und bin zu einem Ergebnis gekommen:
Meine Theorie zu Im Namen des Chats 2
Ich glaube, dass Laura die Mörderin ist. Ich werde die Beweisstücke zusammenführen und anmerken, welche Fragen mir im Prozess gefehlt haben, die möglicherweise zu einer Aufklärung des Falls hätten führen können. Ich kann es allerdings nicht mit Sicherheit sagen, deswegen werde ich auch meine Zweifel anmerken mit dazugehörigen Unstimmigkeiten.
Motiv: Rache. Sie hat ihren Bruder verloren und der oder die Mörder/in konnte nie gefunden werden bzw. zur Rechenschaft gezogen werden.
Hierbei möchte ich anmerken, dass es möglicherweise „nur“ ein Autounfall war mit anschließender Fahrerflucht. Man kann also dem Fahrer keine Absicht unterstellen einen Menschen getötet haben zu wollen.
Sie kann sich nicht mehr an das Nummernschild erinnern, wohl aber an den Sticker auf dem Auto, da dieser gut beleuchtet wurde. Sie ist sich bei dem Sticker ganz sicher. Damals war sie aber keine Verdächtige, also wurden ihr vermutlich auch aufgrund des Verlusts keine detaillierten Fragen gestellt. Blauer Honda Civic mit Schlangensticker ohne erkennbares Nummernschild.
Sie war zu dem Zeitpunkt gerade mal 18 Jahre alt und mit ihrem Bruder abends/nachts unterwegs in der Nähe des Hafens. Warum? Vielleicht haben sie damals was getrunken. Auch ein Grund warum sie nicht zuerst auf das Nummernschild geschaut hat. Auch die Ausrede aufgrund der Situation ist sie zu überfordert und mehr mit ihrem Bruder beschäftigt als sich das Nummernschild zu merken lasse ich nicht gelten, denn warum kann sie sich dann so genau den Sticker merken, der angeblich gut beleuchtet war und alles andere nicht? Außerdem sind Nummernschilder immer beleuchtet aus genau diesem Grund. Hier muss ich sagen, dass sie sich einfach das Logo eingeredet hat: Schlange auf gelbem Grund. Wurde sie je gefragt ob sie vielleicht eine Zeichnung davon machen könnte? Als angehende Grafikerin traue ich ihr durchaus zu diesen Sticker in etwa genau nachzeichnen zu können. Aber hier hatte die Polizei vermutlich wieder Mitleid und ist deswegen diesen Schritt nicht gegangen.
Nach Jahren endlich sieht sie das Auto mit dem Sticker wieder auf dem Parkplatz vor dem Gebäude in dem sich das Büro des Opfers befindet.
Frage auch hier wieder: Warum wurde zum Beispiel Herr Sommerfeldt nicht befragt ob sein Kollege mal einen Autounfall hatte? Denn sicherlich hat das Auto damals Schaden davon getragen.
Kommt diese Frage und Herr Sommerfeldt beantwortet das mit ja, wird das Motiv immer deutlicher. Kam aber nicht im Prozess. Beantwortet Herr Sommerfeldt das mit nein bzw. er wisse nichts davon, dann ist das keine eindeutige Entlastung für das Motiv von Laura, denn das Opfer hätte den Unfall auch vertuschen können. Möglicherweise ist das auch ein Grund dafür, warum er unbedingt ein neues Auto haben will.
Dann hätte der Staatsanwalt meiner Meinung nach die Sekretärin oder den Vermieter fragen müssen ob es vorher schon Kontakt gab mit der Angeklagten. Weiterhin hätte man sofastgirl als langjährige Zuschauerin befragen können von wo aus Laura früher gestreamed hat und ob sie diesen Umzug mit anderen geteilt hat und wie sie über den neuen Streaming-Raum berichtet hat. Möglicherweise wären dazu Antworten ans Licht gekommen, die die Angeklagte noch mehr verdächtigen.
Unklarheiten:
Im Chat des Streams (Beweisstück 1) wird darauf hingewiesen, dass sie mal mit einem Fußballer zusammen war oder ist.
Wieso wurde dieser Freund oder Ex-Freund nicht befragt? Er hätte vielleicht Aufklärung geben können wann und warum sie das neue Büro bezogen hat.
Stream von Laura live oder eine Aufzeichnung?
Ich denke hier ist beides der Fall. Sie hat erst eine Aufzeichnung laufen lassen und später ging sie live. Der Stream muss am Ende live gewesen sein, da der Notarzt reinkommt und sie auffordert das Gebäude zu verlassen. ABER! Ich habe den Stream vollständig angeschaut und die Zeitpunkte mit einer vermeintlichen Chat-Interaktion aufgeschrieben, die sehr fragwürdig sind.
- Bei 18:43 im Stream geht sie auf die vermeintliche Frage nach der Musik ein. Niemand im Chat hat nach der Musik gefragt. Ein Beweis, dass dies eine Aufzeichnung ist.
- Bei 22:20 steht sie an einer Gabel und fragt den Chat nach dem Weg. Sie möchte gerne investieren und der Chat stimmt ihr 100% zu. Sie schaut zwar in den Chat, aber geht auf keine Antwort ein. Üblich wäre hier die Reaktion: ja, go for it, ja, rein da. Ok ihr wollt es so, dann machen wir das. Diese Reaktion kommt aber nicht, weil sie natürlich gar keinen Live-Chat an hat, denn das Video ist eine Aufzeichnung. Beweis Nummer 2.
- Bei 25:40 geht sie wieder auf den vermeintlichen Chat ein, obwohl der Chat gar nichts geschrieben hat, was ihre Reaktion hervorrufen hätte können. Beweis Nummer 3.
- Bei 26:50 fragt sie etwas im Chat, schaut in den Chat, aber liest die Antworten nicht vor um dann gekonnt im Schauspiel wieder aufs Spiel zu lenken, dass sie nicht aufgepasst hätte. Beweis Nummer 4.
- Bei 27:45 wieder eine Frage in den Chat, auf die nicht eingegangen wird. Beweis Nummer 5.
- Bei 31:01 Sie schaut in den Chat, sagt dann „Wir hassen Luke“ obwohl im Chat nur Herzen stehen. Beweis Nummer 6.
- Bei 50:04 liest sie vermeintlich im Chat: Und wie geht die Geschichte aus? Die Frage wurde im Chat nie gestellt. Beweis Nummer 7.
Bei 50:38 kommt dann der vom Staatsanwalt angesprochende Cut. Sie ist zwar weiterhin nach vorne gelehnt, aber ihre Hand bewegt sich zurück, obwohl sich die Hand vorher nicht auf dem Schreibtisch befunden hat. Dazu kann man auch noch mal ein paar Sekunden zurückspulen und sieht, wie sich ihre Hände in ihrem Schoß befinden und nicht auf dem Desktop. Bei 50:30.
Außerdem befindet sich ihr Schreibtisch-Stuhl an einer anderen Position, welches man erst auf der anderen Kamera erkennen kann. Sie muss also aufgestanden sein zwischen den Streams oder den Stuhl verrückt haben, was man aber im Live-Stream nicht erkennen kann.
Ab da ist übrigens der Stream live und sie reagiert ab da auf den Live-Chat und liest auch Subs vor während sie das Spiel spielt. Das ist vorher nicht passiert. Ihr Verhalten ist also nachweislich anders und die naheliegendste Erklärung ist, dass es sich um eine Aufnahme vorher gehandelt haben muss. Für mich besteht kein Zweifel, dass die ersten 50 Minuten und 38 Sekunden des Live-Streams aufgezeichnet wurden.
Die Frage ist also warum hat sie eine Aufnahme gestartet für ca. 50 Minuten? Was wollte sie damit erreichen?
Im übrigen möchte ich anmerken, dass sofastgirl im Gerichtssaal angemerkt hat, dass Laura ihren Namen einmal falsch ausgesprochen hat, nämlich „sofagirl“. Da möchte ich einmal darauf hinweisen, dass es den User „sofaboi2000“ in ihrem Chat gibt und sie vermutlich diese beiden Namen vermixt hat, was durchaus passieren kann. Sie hat also vermutlich nicht falsch gelesen, sondern eben die Namen nur vermixt.
Bei 1:02:30 kommt die Frage im Chat, ob sie was anderes in ihrem Leben machen würde. Da wir wenig aus ihrem Leben kennen, wäre unserer erster Gedanke: Das Nummernschild des Autofahrers merken, der ihren Bruder getötet hat und nicht nur den Sticker auf dem Heck. Oder sogar ganz anders: Nicht mit ihrem Bruder nachts dort langlaufen wo er gestorben ist, sondern woanders, damit er noch lebt.
Laura antwortet aber: Gar nichts, sie ist sehr happy im Moment.
Das kann man nur sagen, wenn man überhaupt keine Empathie mehr besitzt und das Böse von einem Besitzt ergriffen hat. Falls Laura die Mörderin ist, dann macht ihre Aussage Sinn. Falls nicht, dann macht ihre Aussage weniger Sinn oder belügt ihren Chat. Und wenn sie ihren Chat belügt, obwohl sie vorher gerade eine peinliche Real-Life-Story erzählt hat, dann stimmt etwas nicht mit ihr.
Und genau hier hätte der Staatsanwalt noch weiter bohren müssen um diese Unklarheit aus dem Weg zu räumen. Wenn die Angeklagte trotz der Beweise weiterhin lügt, dass der Stream vollständig live war, dann macht sie sich strafbar und der Richter hätte das vermerken müssen. Denn vollständig live war dieser Stream ganz sicher nicht. Zumindest war sie nicht live vor der Kamera und das ist beweisbar.
Es gibt allerdings noch eine Unklarheit, die nicht vollständig geklärt wurde. Und zwar handelt es sich um Herrn Sommerfeldts Gerät zur Fernsteuerung der Heizung.
Er sagt er hätte es von der Polizei wiederbekommen, die Polizei streitet dies ab.
Man kann von Herrn Sommerfeldt behaupten was man will, aber er ist ein sehr gründlicher Mensch, wie man auch anhand des Chatverlaufs der WhatsApp-Nachrichten sehen kann, die er mit Laura hatte, wo es um den Müll ging (15c)
Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass Herr Sommerfeldt sich nicht daran erinnern kann, woher er seine Fernsteuerung bekommen hat. Da hätte man nach der Aussage der Polizistin noch mal Herrn Sommerfeldt befragen müssen! Ich weiß nicht warum das nicht gemacht wurde.
(Vielleicht ging die Verhandlung schon zu lange und der Verteidiger hätte diesen Zeugen noch mal aufrufen sollen, wusste aber dass es nicht zur Entlastung seiner Mandantin führt, sondern vielleicht noch mehr Fragen aufwirft?)
Wenn also die Apparatur fehlte als das Opfer im Büro war, wieso ist ihm das nicht selbst aufgefallen? Hätte er nicht eine kurze Nachricht an ihn senden können, dass die Apparatur verschwunden sei?
Wenn Herr Sommerfeldt diese Apparatur auf die Gasflasche gebaut hätte, dann müsste er dies schon in der Nacht oder ggf. am Tag vorher gemacht haben und er hätte von der Ferne aus viel früher seinen Kollegen umbringen können. Was er aber nicht hätte machen können ist das Fenster zu schließen und dann wäre das Opfer vielleicht mit Vergiftungen davongekommen und nicht gestorben. Herr Sommerfeldt als Mörder ist mehr als unwahrscheinlich, es sei denn er hatte KomplizInnen vor Ort.
So oder so es gibt nur eine Möglichkeit wie Pascal Noffke gestorben ist: Die Gasflasche wurde aufgedreht und das Fenster wurde geschlossen.
Beides kann Herr Sommerfeldt nicht im Alleingang gemacht haben, auch nicht mit einer Fernsteuerung. Laura hingegen schon.
Vielleicht hat auch Laura die Apparatur abgenommen um Herrn Sommerfeldt zu belasten, später hat sie vielleicht durch eine Komplizin, die sich als Polizistin getarnt hat ihm das Teil wieder übergeben, damit die Polizei es bei ihm findet. Aber das ist vielleicht ein wenig zu weit hergeholt.
Und dennoch bleibt diese Unklarheit wo war die Apparatur und wo war der 3D-Drucker?
Aber selbst wenn das geklärt ist, bleibt die Frage offen wo hat sich Laura befunden, als sie ihre Aufnahme im Stream wiedergegeben hat?
Was hat sie in der Zeit gemacht?
Da bliebe genügend Zeit, sowohl die Gasflasche aufzudrehen, das Fenster zu schließen und wieder in den Streamingraum zurückzukehren um sich auf eine nahezu nahtlose Überblendung vorzubereiten um zu kaschieren, dass sie nicht die ganze Zeit live war.
Eine weitere Sache ist mir im Chatverlauf der Whats-App-Nachrichten aufgefallen (15a):
Beide, Pascal und Laura, schreiben relativ herzlich miteinander, bis das Gespräch auf sein Auto gelenkt wird, von dem sie ausgegangen ist, dass es Herrn Sommerfeldt gehört. Als sie erfährt, dass das Auto Pascal gehört, beendet sie das Gespräch sehr zügig und abgehakt, ohne darauf einzugehen, dass er seine Eltern besuchen wird. Wieder ein Beweis, dass ihr sämtliche Empathien fehlen, was nur darauf schließen lässt, dass sie bereits seit Jahren und konkret seit Monaten einen Rache-Mord plant, weil sie eben vom Bösen ergriffen wurde.
Kommen wir nun zum Paket, dass ihr eine Woche später als geplant geliefert wurde:
- Zuerst einmal ist es bereits über einen Monat her, dass sie neues Streaming Set Up bekommen hat, als sie es im Stream neu vorgestellt hat (15c, 1).
- Etwa eine Woche vorher hat sie vom Gasunfall in der Werbeagentur mitbekommen (12a). Durch ihren VPN-Zugang könnte sie relativ geschützt im Darknet eine Gasflasche bestellen (2).
- Dann bestellt sie neues Set-Up von Elgato gleichzeitig mit der Gasflasche. Aber da es das Darknet ist, konnte sie nicht sicher sein wann es ankommt.
- Nun hat also Laura mit der Empfangsdame gesprochen über das Paket, was noch nicht ankam.
Im Zuge dessen kam vielleicht auch ein kleiner Plausch zustande, denn Frau Gumprecht (Empfangsdame) ist laut Dossier interessiert daran Kontakt zu Mietern aufzubauen.
Was wäre, wenn der Staatsanwalt sie gefragt hätte worum es in diesem Plausch ging?
Vielleicht hätte sie geantwortet: Nur um das Paket.
Vielleicht hätte sie aber auch geantwortet, dass man sich über den kürzlichen Unfall in der Werbeagentur unterhalten hat und dass die Freundin von Laura dort gearbeitet hat. Möglicherweise hätte Frau Gumprecht dann gesagt, dass der Vermieter Herr Brandi kein Interesse hat Kohlenmonoxid-Warnsysteme zu installieren und ihr Plan ohne Probleme aufgehen kann am richtigen Tag und sie deswegen vielleicht sogar noch Zeit hat weiter und richtig zu planen, indem sie den Verdacht von sich auf Herrn Sommerfeld lenkt, indem sie seine Apparatur entfernt am Tattag und ihn durch eine gefälschtes Schreiben (sie hat mal als Grafikerin gearbeitet) vom Büro fernzuhalten, da sie kein Interesse daran hat ihn mitzutöten, weil der Verdacht auf sie noch schwerer zunehmen würde.
Auf der Überwachungskamera übrigens (8) trägt sie eine Mütze und hat die Kapuze nach oben gezogen, was darauf schließen lässt, dass sie unerkannt bleiben möchte, was ihr aber nicht gelungen ist, da sie mittlerweile eine große Fanbase hat.
Was also war in dem Paket? Die Elgato-Pakete waren ja schon da, eine Woche vorher.
Oder ist es unüblich, dass Elgato eine Sammelbestellung zeitversetzt schickt?
Hätte man vielleicht bei Elgato anrufen können um nachzufragen wann die Sachen bestellt und verschickt wurden?
Wie viele Pakete waren es?
Warum hat der Staatsanwalt das nicht gemacht?
Da hätte er sicher eine Antwort bekommen, die noch mehr Fragen zu dem schweren Paket aufwerfen.
Es gibt also zwei entscheidende Punkte, auf die der Staatsanwalt nicht beharrlich genug eingegangen ist:
-
Warum wurde im Live-Stream eine Aufzeichnung gezeigt und wo war Laura währendessen?
-
Was war in dem schweren Paket?
Gibt sie darauf keine Antwort oder es deckt sich nicht mit anderen Aussagen oder Beweisen ist sie schuldig zu sprechen.
Gibt sie darauf eine Antwort, dann belastet sie sich damit nur selbst oder gesteht direkt und sie ist schuldig zu sprechen.
Im Namen des Chats
KonWUzius
*Ergänzung: Am Ende des „Live-Streams“ erzählt sie eine Story, in der ein ehemaliger Vermieter sie mit einer Kamera überwacht hat und sie die Miete bar auf der Reeperbahn in einem Lokal zahlen musste. Auch hat sie es damals abgelehnt zur Polizei zu gehen, weil sie offenbar kein Vertrauen in die Ermittlungen der Polizei hat und hat die Sache selbst in die Hand genommen, indem sie einfach ausgezogen ist.
Da kann man sich schon fragen, ob eine Person, die sich mit so dubiosen Gestalten allein auseinandersetzt, doch nicht so unschuldig ist, wie sie sich gern gibt. Außerdem kann man ihr nun Erfahrungen im Bereich Spionage unterstellen, die sie möglicherweise selbst nun auch beim Mord angewandt hat.