Auf Anregung von @Marcey747 eröffne ich diesen Thread, mit dem Post den ich schon im Quotenthread verfasst habe. Hier ist noch einmal der gesamte Text:
Sicherlich ist die zunehmende Professionalisierung ein Problem. Allerdings denke ich, dass es allen Beteiligten von vornherein klar war, dass dies über kurz oder lang geschehen würde und ich glaube auch nicht wirklich, dass das per se etwas Schlechtes ist. Das wirkliche Problem ist allerdings damit verwachsen und lässt sich meiner Meinung nach in drei Bereiche aufteilen:
Das Senderaster von RBTV ist mittlerweile von dem eines stinknormalen Fernsehsenders nicht mehr zu unterscheiden. Diese Tatsache unterbindet nicht nur praktisch jegliches Überraschungsmoment für den Zuschauer, sondern erstickt viel schwerwiegender jede Spontanität. Somit entgeht auch nahezu jede Möglichkeit denkwürdige Momente zu kreieren, da die Berechenbarkeit ganzer Wochen mittlerweile extrem hoch ist.
Wirklich gewichtig ist aber ein anderer Aspekt: Dem Portfolio von RBTV mangelt es zusehends an Kreativität und Innovation. Mit einem Fernseh-gleichen Senderaster wurden zunehmend Standardformate in das Programm aufgenommen. Sendungen die noch viel Eigenständigkeit verkörpern stammen praktisch alle aus der Anfangszeit des Senders, viele andere noch aus GameOne-Tagen. Bei vielen Let’s Play-Formaten fehlt es an Merkmalen um sich von von der viel zu breiten Masse abzuheben. Dies soll auch selbstverständlich keine Anregung sein, die vielen gut funktionierenden Formate über Bord zu werfen und alles umzukrempeln. Kreativer Umgang, und sei es nur leichte Variation, mit bestehenden Formaten wäre schon ein guter Schritt. Da ehemalige Format „Was kommen könnte“ wirkt wie ein Mahnmal von all dem, was sein könnte.
Zu guter Letzt hakt die Kommunikation mit der Community gewaltig. Der Blog taugt maximal noch für Pressemitteilungen, die „Bohnen“-Seite ist eine Wüste in der Ilyass noch immer unter C steht und der Newsletter schon völlig vergessen. Besonders gravierend ist aber der Umgang mit dem Q&A, das gerne mit dem schwächsten Waisenkind im Heim tauschen würde, um so seine traurige Situation zu verbessern.
Game Two ist von diesen Betrachtungen auszunehmen. Alle die genannten Punkte treffen hier nicht zu und man möchte sich wünschen, das Team unter Leitung von Colin und Mark könnte auch noch das eine oder andere Format mehr übernehmen.
Edit:
Da es offensichtlich nicht klar genug rüber gekommen ist:
Ich glaube ausdrücklich nicht, „dass das per se etwas Schlechtes ist.“
Ich bin absolut für Professionalisierung von Technik, sei es Ton oder Bild oder Upload oder MAZen, der Abläufe und der Planung!
Ich finde professionalisierung ist gut und wichtig. Man kann sich nicht dauerhaft als der symphatische 08/15 Sender mit 1000 Problemen halten.
Allerdings fände ich es auch super cool, wenn mal der eine oder andere slot für spontanes offen bleibt. Wo experimentiert werden kann. Wo man nicht starr nach Plan vorgehen muss. Quasi eine Wundertüte der Unterhaltung.
Ein was kommen könnte in Showform, wo vielleicht ein mal im Monat ein Pilot läuft oder die bohnen ihrer Kreativität einfach freien Lauf lassen.
Ich sehe ja auch gewisse Probleme wenn man den Weg der Professionalität beschreitet. Aber gerade GameTwo dient mir weniger als Beispiel, verkörpert es doch sogar das meiste an Professionalität und wenig Spontanität. Denn da ist wirklich alles durchgetaktet und durchgeplant, jede MAZ, jeder Film, jeder Beitrag, Und mit dem Wegfall der Livekomponente hat sich das eher verstärkt. Es fehlt nur noch der vorgeschriebene Text. Und Innovativ ist es auch nicht, da es exakt den GameOne-Gedanken fortsetzt. Es ist kreativ, das muss man dem zurechnen, aber daran arbeiten auch 20 Personen? mit Es ist sehr gut gemacht in Rahmen seiner Möglichkeiten, aber als Blaupause würde ich das Format nicht nehmen.
Ich glaube gerade Budi möchte dieses spontane wilde unbedingt behalten und auch Zeit dafür einplanen. Aber es scheint fast so als ob er mit seinen Aufgaben bei RB und Familie nicht mehr Zeit hat sich auch noch über den Programmgestaltung gedanken zu machen und Leute mit ins boot zu holen.
Ich stimme dir voll und ganz zu. Wobei ich die Professionalisierung nicht als Problem sehe. Jeder will ja besser werden. Besseres Equipment, bessere Qualität, bessere Umsetzung von Ideen etc. Das Problem ist, dass man sich ein zu enges Korsett angelegt hat. Man hatte den Sender ja gegründet um mehr Freiheiten zu haben, diese nimmt man sich leider mittlerweile selbst…
Vieles von dem wie es die ersten Monate lief war wohl auch schlicht dem begründet, dass man „Pionierarbeit“ als Internetsender leistete und technisch und inhaltlich sowieso erstmal improvisieren musste. Seitdem haben sich die Prozesse standardisiert und optimiert. Die Freiheit die einem der eigenen Sender bietet ist ja weiterhin da. Durch mehr fachliches Know-How sind die Wahlmöglichkeiten sogar größer. Nur nutzt man diese nicht oder verfolgt einen bestimmten Weg der Professionalisierung.
Professionalisierung muss nicht heißen, dass man sich möglichst star an im traditionellen TV etablierte Muster hält. Summoners Inn, TakeTV und co. arbeiten auch nicht unprofessionell, bleiben aber die “Gaming Streamer” Identität bei. Professionalität kann auch nur heißen, dass der Ton ordentlich abgemischt ist, der Stream flüssig läuft und die Beleuchtung stimmt - da ist bei einigen aktuellen Formaten noch gut Luft nach oben.
Wenn man aber unter Professionalität versteht, dass Let’s Plays voraufgezeichnet werden oder eine “Jugendzimmer”-Stimmung erzwingt (erinnert mich immer mehr an so Retro-Shows mit Olli Geißen), kann man das sicherlich machen und kommt damit einem “echten” TV-Sender immer näher und hat scheinbar auch Erfolg bei den Zuschauern - mein Ding ist es aber nicht.
Es ist meine eigene Wahrnehmung und hat keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit oder Vollständigkeit!!!
Mich stört am meisten die Stammbesetzung der MoinMoins. Einerseits fand ich es spannend quasi jeden mal bei MoinMoin gesehen zu haben, weil man nicht jedes Format gucken konnte/wollte und man blieb auf dem “Laufendem”. Außerdem gab es dadurch natürlich mehr Abwechslung in dem Format. Und ich habe gerade das Pech, dass mich 3.5/5 Leute der Stammbesetzung einfach null interessieren.
Es ist einfach nicht mehr das Feeling “dabei” zu sein, wenn vieles entweder Aufgezeichnet oder gescripted ist.
Es fällt mir ehrlich gesagt sogar relativ schwer es in Worte zu fassen. Aber wenn du sagst es wurden Sachen optimiert und standardisiert, sorry, das passt leider nicht zu Innovation und Spontanität.
Und zum Schluss um die Wogen glatt zu halten: Es gilt alles für mich und ist meine eigene Wahrnehmung. Wenn es Leuten mittlerweile besser gefällt und der Sender dadurch weitermachen kann ist das vollkommen in Ordnung und richtig. Nur mich persönlich holt das Programm kaum noch ab.
Das sehe ich auch so. Ich finde die Fortschritte total gut und wichtig.
Ich hätte nur gedacht, dass gerade diese Professionalisierung mehr Spontanität zulässt. Und es ist auch möglich. Das sieht man daran, dass die denkwürdigsten Momente fast immer aus einer Notsituation heraus geboren werden.
Zum Beispiel Dachtales, das erste Jugendzimmer oder das Couch an Couch mit Döhla.
Jetzt wäre es schön, wenn man diese Spontanität auch ohne Notsituation herstellen könnte.
Platz für diese Spontanität wäre dann vor allem am Nachmittag. Die Wiederholungen kann man eh unterbrechen, da dafür keiner gezielt einschaltet. Laut Morning Call war zum Beispiel diese Woche ein Testdurchlauf für den Pokerabend. Warum da nicht einfach mal die Kamera mitlaufen lassen? Wenn man das als Testlauf ankündigt, erwartet auch keiner, dass alles klappt, dass ständig mit dem Zuschauer gesprochen wird, oder die Kameraarbeit sonderlich aufwändig ist. Spannend wäre so ein kleiner Einblick auf jeden Fall. Eine andere schöne Idee, die ja auch schon länger umherschwirrt, wäre im Multistream eine zusätzliche Regiecam, zum Beispiel bei NDA.
Damit würde man dann auch deinen letzten Punkt, mit der gefühlten Distanzierung von Zuschauern und RBTV einfangen .
Zum Schluss möchte ich noch einmal klar machen, dass ich das Programm im Durchschnitt heute vieeel besser finde als früher! Nur die Ausreißer nach ganz oben, welche fast nur durch spontane Aktionen möglich sind, werden halt immer seltener.