Weil dort wieder das Thema aufkam, dass es heutzutage fast nur noch Remakes/Reboots/Fortsetzungen etc. gibt, habe ich mir die laut Letterboxd beliebtesten Filme von 2024 angeguckt.
Und wenn ich das so grob durchzähle, überwiegt die Anzahl der Filme, die keine der o.g. Eigenschaften besitzen. Das Problem ist, dass bei der Argumentation wie so oft die umsatzstärksten Filme rausgesucht wurden und von diesen 20 waren 17 Fortsetzungen/Franchises etc.
Wer sich aber mal ein bisschen Mühe gibt und den Blick nicht ausschließlich auf die großen Blockbuster lenkt, findet eine große Auswahl an Themen und Genres. Das mag einem nicht alles gefallen, aber sie sind definitiv da. Sie sind vielleicht versteckter als früher, weil die großen Studios ihre größten IP’s am aggressivsten bewerben und in den Vordergrund drängen, aber mit ein bisschen Recherche findet man sie.
Ich sage nein, das originelle Kino ist nicht tot und war es auch noch nie. Man muss vielleicht etwas mehr Aufgeschlossenheit zeigen, weil man sich nicht ins gemütliche, gemachte Nest der bekannten Franchises setzt. Dafür wird man aber mit Erlebnissen wie bei The Substance oder auch Civil War belohnt.
Gebe dir Recht, die gleiche Argumentation kann man auch anführen, wenn es um die Qualität von Filmen geht. Die letzten 2 Jahre gab es mMn so viele gute Filme und trotzdem liest man ständig das Gegenteil. Nur muss man auch das Glück haben, dass man in der Nähe ein vernünftiges Kino hat, wo die Filme auch gezeigt werden. Nicht nur einmal, oder mitten in der Woche spät Abends, wenn man keine Zeit hat. Hier auf dem Dorf ist das nicht so einfach, zumindest A24 kann ich dann doch meistens schauen.
Zumindest ist mit Chris Columbus der Drehbuchautor von damals nun als Regisseur dabei und er hat ja im Anschluss auch einige durchaus brauchbare Filme gemacht. Ich hab vor dem Goonies-Remake mehr Angst, auch wenn es da ja ebenso ist.
Es dreht sich da ja meist um den ganz normalen Konsumenten. Hier gibt es genügend Leute im Forum, die 200+ Filme im Jahr schauen oder sogar 5+ Mal im Monat ins Kino gehen, die finden natürlich auch immer ihre Perlen (auch wenn man sie gut suchen muss).
Durch Streamingdienste und die frühe Verfügbarkeit von Filmen auf diesen Diensten gehen aber natürlich auch weniger Leute ins Kino. Und wenn dann, dann wird das seltener. Das ist ja selbst bei mir so, der auch jahrelang 5+ Filme im Monat im Kino gesehen hat. Mich holt da bei weitem nicht mehr alles hinter dem Ofen hervor für den teuren und zeitaufwändigen Kinobesuch, wenn ich den Film der eventuell interessant ist eben zwei Monate später in meinem Heimkino sehen kann.
Und diese Leute gehen dann eben eher in den spektakulären Blockbuster oder in Filme, wo sie wissen, was sie bekommen. Das sind eben oft Fortsetzungen. Und das lässt den Ruf entstehen, es gäbe fast nur noch Remakes und Fortsetzungen. Und das es diese viel häufiger gibt als noch vor 20 Jahren sieht man ja auch, aber gegeben hat es die schon immer.
Auch Leute die beruflich damit zu tun haben und die, die eben viel auch Neues konsumieren verdrehen ja immer die Augen, wenn der fünfte Teil von irgendetwas rauskommt und kritisieren das, aber nicht selten sind das eben die Filme, die die Leute eben sehen wollen und nicht das französische Familiendrama mit Untertiteln. Ich finde es dann auch immer schwierig zu sagen das oder das sei schlecht, Einheitsbrei oder filmisch wertvoller. Sobald etwas Publikum findet, hat es auch eine Daseinsberechtigung. Und wenn ich an 350 Tagen im Jahr wählen müsste zwischen Actionbombast oder finnischem Gesellschaftsfilm im Kino, dann immer den Kracher. Das einem Leute dies aber dann als schlechten Geschmack verkaufen wollen, macht die Kreise der elitären Cineasten nicht wirklich sympathischer.
Ich finde es überhaupt nicht elitär Menschen darauf hinzuweisen, dass ihre Wahrnehmung falsch ist, wenn sie verallgemeinernd „Filme heutzutage sind so scheiße“ stöhnen. Das, was im Eimer ist, ist das AAA oder Blockbuster-Kino oder wie man es nennen mag, wo nur noch selten Vernünftiges kommt.
Wenn man sich nur sowas anguckt und von 9 von 10 Streifen angekotzt ist, sich ständig über das Blockbuster-Kino aufregst, aber auch nicht gewillt ist ein bisschen mehr Zeit zu investieren um für sich gute Werke zu finden… dann ist man auch ein bisschen selbst schuld.
Ich hab riesen Spaß mit Filmen heutzutage, man muss sich nur etwas angewöhnen sich selbst besser zu kuratieren.
Das Lustige ist doch, dass es gar nicht immer der finnische Gesellschaftsfilm mit Untertiteln sein muss.
Gerade wenn ich das letzte Jahre anschaue, sind es doch nicht nur elitäre Cineasten, die den ein oder anderen Film ganz gut fanden, sondern auch in anderen Foren oder Listen hat man sie hier und da gefunden. Warum? Weil sie vielleich frisch waren. The Substance (hier kann man Horror-Aspekt als Nachteil nehmen), ein Challengers, ein Anora oder Poor Things.
Wie kam es denn auf einmal zu Parasite damals? Das war doch auch erst nur ein Kritiker und Cineasten-Ding. Dann kam es zum Hörensagen und andere Leute schauten sich ein südkoreanischen Gesellschaftskritik-Thriller an. Oder wie auch bei Everything Everywhere All At Once, wo man wahrscheinlich eher mit der normalen Indie-Auswertung gerechnet hätte und dann ist der das ganze Jahr über hoch im Kurs. Also können auch solche Filme ziehen.
Ob die nun alle bei jedem im Kino nebenan laufen, ist natürlich der Punkt. Aber meiner Meinung nach hatten The Substance, Poor Things oder Challengers auch im Kino geknallt wie für andere ein The Beekeeper.
Das ist halt auch subjektiv. Wie viele Leute haben denn letztes Jahr Dune 2. den neuen Planet der Affen oder Deadpool und Wolverine gesehen und fanden die gut? Unter den Top 10 der erfolgreichsten Filme sind mit Venom 3, Bad Boys 4 oder Godzilla vs Kong noch andere Filme der Kategorie. Und die schauen ja auch nicht so viele Leute, weil sie sie alle schlecht finden.
Bitte nicht übel nehmen. Genau das ist doch eine elitäre Einstellung. Diese sei dir auch gegönnt, ich habe allerdings eine andere Einstellung zu solchen Sichtweisen.
(Gesellschaftliche) Eliten sind immer abzulehnen, weil sie exkludieren, maßregeln und die Menschlichkeit ausklammern.
Speziell im künstlerisch-popkulturellen Bereich, also höchst subjektive Gefilde, passt ein solcher Ansatz überhaupt nicht. Das stört mich auch, wenn ich mich (kunst)geschichtlich beschäftige. Mit welcher Selbstverständlichkeit Menschen andere Menschen ausschlossen und heruntermachten, ist auch heute noch in höchstem Maße problematisch. Viel mehr ist es ein gesellschaftliches Armutszeugnis, dass wir auch heute noch viel zu oft so denken und handeln.
Es wäre viel besser, anderen ihren Spaß an für einen selbst trivialen Dingen zu lassen. Aber das hieße eben auch, sich nicht auf Podest zu stellen, nur um sich erhaben zu fühlen.
Mir passiert es auch regelmäßig, dass ich in solche Muster abrutsche und ich empfinde es im Nachhinein immer schrecklich.