Kino+ Sammelthread 2020

Sehr gut auf den Punkt. :+1:

Was heißt das jetzt insgesamt für dich, wenn Mulan, die “weniger schlimmere” Propaganda ist? (Im übertragenen Sinn.)

Ich konnte dem jetzt nicht ganz folgen. Die Kritik erscheint mir nicht unbegründet und wenn der Umgang damit und der Aufschrei selbst zunehmend kritisiert wird, macht es diesen Punkt ja nicht irrelevant.

Und wie sieht es mit dem Grundsatz aus, dass Filme im Grunde immer eine Form von Ideologie-Träger sind? Im Vergleich Ideologie und Propaganda natürlich. (Letzteres setzt ja eine bewusste Form der Beeinflussung voraus, was man (theoretisch) erst mal belegen muss, aber wir sind ja auch nicht blind.)

Und was bedeutet es für zukünftige Kritiken?

Geil ein New York Post article geschrieben von Rich Lowry, kann man auch gleich dass Cato Institute verlinken.

Unabhängig davon nein die Masseneinknastung der Uighuren ist auf keinen Fall zu verharmlosen. Nur sollte man nicht Amis, die ihren Weltmachtstatus in Gefahr sehen als Referenz nehmen bzw deren Geschreibe dazu komplett unkritisch rezipieren.

Die Darstellung von brutalen Ordnungskriegen (sei es Irak, Somalia, Afghanistan, Vietnam, Laos, Kambodscha) in Hollywood, die in der westlichen Wahrnehmung das komplette Leid der dortigen Bevölkerung kollektiv ausblendet find ich wesentlich schlimmer als China’s möchtegern Grossmachts Kitsch. Das Leiden mit den Protagonisten von Platoon z.B. (einen “expliziten” Anti-Kriegsfilm) ist für den Zuschauer präsent, dass von dem Dorfbewohnern dass diese im Film abgefackelt haben ist sofort vorüber. Wie präsent ist das Leid der Kinder von dem Dorf in Apocalypse Now das vom Hubschrauber-Angriff platt gemacht wurde?

Hollywood Filme erzeugen Empathie mit den amerikanischen Protagonisten die vor einer im Prinzip austauschbaren Kulisse ihre Heldenreise durchziehen während in der Realität diese Kulisse für unbeschreibares Leid von gelben, braune und schwarzen Menschen steht.

Frankie Boyle hat das mal überspitzt zusammen gefasst

Not only will america go to your country and kill all your people. But they’ll come back 20 years later and make a movie about how killing your people made their soldiers feel sad.

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Ich konnte die Artikel noch nicht lesen, aber den besten Film bei den Oscars scheint es nur noch zu geben, wenn man ethnische Quoten erfüllt. Sehe ich das richtig?

Der Oscar ist schon all zu oft einfach ein politisches Ding. Das wurde jetzt nochmal in schriftlichen Regeln festgehalten.

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Hier wird es auch schon diskutiert^^

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Was ich wissen wollte ist: Empfindest Du die Propaganda in Mulan so übel, intensiv oder schlimm, weil sich hier zwei Ansichten (Disneys Weltanschauung und Chinas Position) potenzieren und weil sie im Namen des Kapitalismus vermengt werden? Oder weil sich der westliche Konzern im Namen des Geldes an das System anbiedert?

Ich weiß, Du möchtest mich immer gern politisch oder positionell herausfordern, aber ich kann nicht so fundiert politisch oder gesellschaftswissenschaftlich reden oder schreiben. Das fällt mir mit Filmen einfach etwas leichter. Propaganda ist Propaganda. Wenn Du meine Meinung wissen willst: sie sollte nicht in “schlimm” und “weniger schlimm” unterteilt werden. Mir ging es vor allem darum, von Bladerunner zu erfahren, warum Mulan Propaganda der übelsten Sorte ist. Eben, um seinen Blickwinkel mit meinem abzugleichen und vielleicht Dinge zu entdecken, die mir in meiner Beobachtung entgangen waren. Aber auch, um es im Vergleich mit anderen propagandistischen Filmen aus China zu sehen. Mir geht es also nicht um schlimm oder weniger schlimm, sondern um direkter/intensiver und weniger direkt/intensiv.

Die Kritik ist auch meiner Ansicht nach begründet, allerdings kennt man bisher nur diese Danksagung, weiß, dass der Locationscout mehrmals und die Regisseurin einmal da war. Vielleicht wurde sich für die Möglichkeit des Umsehens bedankt, vielleicht für finanzielle Hilfen beim Dreh. Ich weiß es nicht, würde jetzt aber auch noch ein wenig abwarten, ob und wie sich Disney zu der Sache äußert. Aber letztendlich hat der Film schon so viel in seiner Entstehung falsch oder unglücklich gemacht, dass er vermutlich als Werk an sich völlig untergehen und/oder wie andere Disney-Filme verdammt wird.

Ist das wirklich ein Grundsatz? Sehen das wirklich alle Filmschaffenden/Künstler so? Oder ist das die Sicht, die man darauf anwenden muss? Ernst gemeinte Fragen. Ich würde mir gerne die Optionen offen lassen, ob und wie man diesen Grundsatz anlegen muss, kann oder darf. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das auch geht. Und wie.

Und ja, gebe ich gerne zurück die Frage: was bedeutet es für zukünftige Kritiken? Wo ziehen wir die Linien?

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Was ja keiner getan hat.

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Das finde ich einen interessanten Punkt. So wie du das gerade schreibst, erinnert mich das etwas an diese Roman Polanski Diskussion, die hier vor einiger Zeit gefuehrt wurde, inwiefern man Kuenster und Werk voneinander trennt.

Disney hat ja keine Weltansicht, so wie Hollywood insgesamt, opportunismus ist das höchste credo, aber wenn man dann eine Idee/Ideologie/Bewegung für sich verwertet, dann sollte man das Gefühl gewinnen sie seien der Sache mit allen ihren fasern des Körpers devoted to.
Aber rational ist da kein Land zu holen, drum wird die klaviatur der Gefühle gespielt.
Mulan verbindet Werte die für sich genommen Nobel sind und korrumpiert den Noblen Kern, was es in meinen Augen so übel macht, dann noch in Betracht wer die Zielgruppe ist.

Und es hat auch nochmal ne andere schwere als Werbekriegsfilme die es auf allen Seiten gibt.

Ich belasse es mal dabei.

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Naja hier gibt es einen Feinen aber doch großen Unterschied.

Polanski verarbeitet oder verleitet oder Teilt seine verfehlungen ja nicht auf der Leinwand, oder propagiert sie…natürlich darfst du ihn so bewerten wie du willst und seine Werke… Aber es ist definitiv ein anderer schnack.

Das Bezog sich auch nicht auf den Inhalt des Filmes, sondern dass viele ja auch kritisieren, wo der Film gedreht wurde und das sich bei der chinesischen Regierung bedankt wurde.
Da finde ich ist es schon in gewisserweise eine aehnliche Situation. Hier hat es nichts mehr mit dem kuenstlerischen Ausdruck zu tun, sondern rein die Umstaende unter denen das Werk entstanden ist.

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Ah ok. :slight_smile:

Ich wollte dich jetzt nicht herausfordern oder auflaufen lassen, ganz und gar nicht! Es interessiert mich wirklich, weil ich das auch als Herausforderung für euer Format sehe.

Meiner Ansicht nach, lassen sich Unterhaltung und Politik im nämlich nicht trennen.
Ich halte jedes kulturelle Produkt eingebettet in einen soziologischen und politischen Kontext. Denn kein_e Urheber_In produziert gänzlich losgelöst und isoliert von solchen Kontexten. Daher tendiere ich auch dazu in Filmen immer eine Form der Ideologie zu sehen. Figuren, Figurenkonstellationen, handelnde Subjekte, Dialoge, Repräsentation, das was nicht gezeigt wird, Kulissen, Kostüm u.v.m., dass alles sendet Botschaften und beinhalten Codes, die wir als Rezipienten dekodieren. Und die Intention von Künstler_Innen und Akteur_Innen in Filmproduktionen ist eine Sache, die Rezeption eine Andere. Diese Positionen lassen sich immer hinterfragen. Und ihre Motivation.

Ideologie und Propaganda sind für mich unterschiedliche Konzepte. Eine Ideologie lässt sich schon anhand der Figuren und ihren Handlungen erkennen und welche Werte sie transferiert. Das klingt jetzt abstrakt, aber selbst welches Familienbild man im Film sieht oder welches Bestreben eine Figur äußert, ist schon ideologisch besetzt. Da kommt man, meiner Ansicht nach, nicht drum herum. Selbst ein Film wie Alles steht Kopf transportiert beispielsweise Werte, genauso wie Batman.

Und Propaganda ist wiederum ein bewusstes Mittel zu Verbreitung und Legitimierung einer Ideologie, deren Werte bestritten werden können Wie Top Gun, Pearl Harbour oder auch Black Hawk Down.

Ich würde schätzen, dass es zum einen nicht der letzte Film sein wird und man andere Filme dahingehen nachträglich noch mal kritischer einordnen müsste, sollte?
Wenn man wirklich einen Film als reine Unterhaltung betrachten möchte, losgelöst von allen Kontexten, kann man das gerne im eigenen Mikrokosmos machen, aber innerhalb einer Gesellschaft und ihren Werten, sehe ich unvermeidbar eine Form der ideologischen Einordnung.

Ich schätze, es kommt auf die Kritiker_Innen an, welche Haltung sie selbst haben. Aber ich sehe Filme nie gänzlich als unpolitisch an, auch wenn es die Leute gerne möchten. Es ist nachvollziehbar, denn es ist ja Unterhaltung, die uns von der Realität ablenken kann. Gleichzeitig sind Filme auch selektive Ausschnitte der Realität.
Ich bin nicht ausreichend vertraut mit der Historie von Filmkritiken selbst, aber das sich Auffassungen/Betrachtungsweisen ändern, halte ich für normal, genauso wie man sich immer mehr der eigenen Position bewusst sein sollte, aus der man spricht und für welche Darstellungen und Inhalte man sich sensibilisiert.
Die Frage ist schwierig und ich würde schätzen, dass ihr durchaus selbst dafür eine Strategie entwickeln könnt. Ich traue dir sehr viel politisches Verständnis dafür zu, auch wenn es einfacher ist, nur den Unterhaltungswert eines Films zu betrachten.
:slight_smile:

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Ok, verstehe ich. Ich dachte nur, ich hätte was in der Ausgestaltung oder Ausformulierung im Film übersehen. Und mit “Disneys Weltansicht” meinte ich eben diese, auch von Dir schon mehrfach angesprochenen, Werte, Ansichten, Ideale, Klischees, mit denen sich die Filme oder der Konzern immer wieder schmücken.

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Dune

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Tatsächlich muss ich sagen, dass mich hier Denis Villeneuve am Ball bleiben lässt. Der Trailer sieht interessant aus, die Welt ist es bestimmt auch. Aber ich habe vorher nichts von Dune gesehen oder gelesen. Daher weiß ich nicht, ob ich auch ohne Villeneuve so gespannt wäre. :smiley:

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:beangasm::beangasm::beangasm: es sieht so toll aus, ich freu mich Mega auf den Film, es wird so gut.

Dezent enttäuscht, tbh… die ganzen Fratzen aus den Marvel Filmen tun dem Film nicht gut mMn.

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