So, jetzt habe ich endlich alle Filme durch, die ich mir anschauen wollte.
Hatte eine Liste, damit ich möglichst viele der Kategorien gesehen habe, und heute habe ich noch die letzten Animationsfilme gesehen.
Darum hier mal meine Tipps und meine Einschätzung der Kategorien.
Best Picture:
Wie oben schon diskutiert wurde, und ich auch schon mal ganz am Anfang gesagt habe: Dieses Jahr eher eine düstere, bedächtige, „seriöse“ Aufstellung. Viele gewichtige Dramen, wenig Genre-Abwechslung. Die Filme sind trotzdem alle recht gut bis sehr gut.
„Nomadland“ und „The Trial of the Chicago 7“ hätte ich jetzt nicht in diese Kategorie getan, einfach weil ich die jetzt nicht derart grossartig finde, aber mit den anderen acht kann ich mich einigermassen anfreunden.
Ein Favorit ist aber schwierig zu bestimmen.
MEIN Favorit wäre entweder „The Father“, weil der brilliant eine Erzählung strukturiert, wo man sich wirklich im Verstand einer Person fühlt, welche langsam dement wird, oder aber „Promising Young Woman“, weil der Style hat, tolle Schauspieler, gutes Skript und mich von Anfang bis zum Ende gepackt hat.
Als Gewinner schätze ich aber „Mank“ ein. Einfach, weil der so viele Nominationen hat und einmal mehr ein Film von Hollywood für Hollywood über Hollywood ist. Und man weiss ja, wie sehr die Academy das liebt.
Best Director:
Hier hätte es für mich stärkere Kandidaten gegeben. Bin sehr froh dass „Promising Young Woman“ hier dabei ist, und bei „Druk“ hat der Regisseur auch tolle Arbeit geleistet. Wirklich gut rüber gebracht, wie man in einer Gesellschaft in der Getrunken wird immer wieder in diese Feierei/Sauferei-Stimmung kommen kann.
Aber auch hier denke ich wird die Auszeichnung an „Mank“ gehen. Wie gesagt tu ich mich dieses Jahr schwer mit den Tipps, aber im Zweifelsfall gibst du diesen Oskar dem gleichen Film wie du „Best Picture“ gibst.
Best Actor:
Hier gibt es für mich eigentlich nur eine korrekte Antwort, und die ist Anthony Hopkins für „The Father“. Chadwick Boseman und Riz Ahmed haben auch starke Leistungen gezeigt, aber für mich stand Hopkins in seiner Rolle einfach am meisten raus. Das ist mein Favorit, und ich denke er hat auch gute Chancen ihn auch zu erhalten.
Hätte Gary Oldman den Oskar nicht schon für „Darkest Hour“ erhalten wären seine Chancen sicher gut, aber dieses Jahr vermutlich eher nicht.
Best Actress:
Ganz starke Kategorie dieses Jahr. Bin mit allen Nominationen einverstanden.
Mir hat Carey Mulligan extrem gefallen in „Promising Young Woman“ und ich würde es ihr gönnen. Aber ich denke hier wird er an Vanessa Kirby gehen, was ich auch völlig in Ordnung finde. Ihren Film halte ich für nicht ganz so gelungen wie es viele sehen, aber ihre Darstellung ist absolut überwältigend.
Best Supporting Actor:
Eher eine Schwache Kategorie dieses Jahr, finde ich. Alleine schon dass Sacha Baron Cohen für „Chicago 7“ drin ist zeigt, dass man hier nicht gerade die Top-Auswahl hatte. Cohen ist in seinem Film sicher nicht schlecht, er spielt die Rolle auf jeden Fall gut, aber eine Oskarnomination hätte ich jetzt dafür nicht gegeben. Ehrlich gesagt, da gab es im gleichen Film alleine schon stärkere Kandidaten.
Mein Favorit, und auch die Person die ihn vermutlich erhalten wird ist wohl Daniel Kaluuya für seine Rolle als Fred Hampton in „Judas and the Black Messiah“… wo er ehrlich gesagt genauso gut als Hauptrolle gesehen werden könnte. Alleine darum denke ich sind seine Chancen gut, weil all die anderen Rollen viel, viel weniger gross und zentral sind… abgesehen von LaKeigh Stanfield im gleichen Film. Wo ich mich fragen muss, wer laut der Academy die Hauptrolle war in dem Film.
Best Supporting Actress:
Für mich absolut Glenn Close in „Hillbilly Elegy“. Wobei der Film rechten Backlash gesehen hat, weswegen ich nicht denke, dass sie ihn kriegen wird. Ich denke Maria Bakalova könnte hier gute Chancen haben, einfach weil sie in einem eher mittelmässigen Film positiv herausstach UND weil sie Rudy Gulliani blosstellen konnte.
Ich persönlich denke aber hier könnte es wieder Olivia Colman sein. Das wäre mein Tipp. Einfach so ein Bauchgefühl, keine Ahnung.
Best Original Screenplay:
Keine schlechte Kategorie dieses Jahr. Ich denke, aufgrund des Themas und der Brisanz wird der an „Judas and the Black Messiah“ gehen. Ich persönlich fände es schön, wenn er an „Promising Young Woman“ gehen würde, da dieser einfach kreativer ist und halt wirklich gut geschrieben, aber ich gehe nicht davon aus, dass der Film hier eine gute Chance hat. Halt genau WEIL er so kreativ und frei ist und sich etwas weniger ernst nimmt als die anderen Anwärter in dieser Kategorie.
„Sound of Metal“ ist auch sehr gut geschrieben, die Story kommt wirklich gut zusammen. Aber wie gesagt: Vermutlich „Judas and the Black Messiah“.
Best Adapted Screenplay:
Ehrlich, dass „Borat Subsequent Moviefilm“ hier drin ist halte ich für einen absoluten Witz. Nicht nur halte ich das für die falsche Kategorie (aber darüber kann man immer streiten), das SKRIPT halte ich in diesem Film jetzt auf jeden Fall NICHT für Awardswürdig.
Das gleiche ehrlich gesagt für „Nomadland“.
„One Night in Miami“ und „The White Tiger“ sind da beides stärkere Anwärter denen ich es gönnen würde. Mein Favorit ist aber „The Father“, und ich glaube der wird auch gewinnen.
Best Animated Feature Film:
Eine etwas durchzogene Kategorie dieses Jahr. „Over the Moon“ halte ich für einen nicht sehr gelungenen Film. „Farmageddon“ ist unterhaltsam und gelungen, aber der Plot ist dann doch ein bisschen fest einfach „90 Minuten füllen“ um für mich weit oben zu stehen, auch wenn ich immer eine Schwäche für Stop-Motion habe. Die verbleibenden drei sind aber sehr gelungen. „Onward“ hat mir sehr gut gefallen. „Wolfwalker“ ist einfach wunderschön anders und wäre ehrlich gesagt mein persönlicher Favorit.
Aber in dieser Kategorie läuft es in der Regel auf etwas stilistisch eher konventionelles raus, weswegen es wohl „Soul“ werden wird. Stilistisch ist der Film kreativ genug um bei vielen Leuten ein „WOW, mal etwas völlig Neues!“ hervorzurufen, aber dann doch konventionell genug um niemanden abzuschrecken.
Darum ja… wird wohl an „Soul“ gehen. Und ehrlich gesagt: Damit wäre ich auch glücklich, halte den Film nämlich für spitze. „Wolfwalker“ hat für mich einfach das gewisse Etwas mehr, rein wegen des visuellen Stiles.
Best Production Design:
Das ist immer eine schwierige Kategorie. Filme wie „News of the World“ sind natürlich immer lobenswert, wenn die ganze Einrichtungen und Häuser und Planwagen nachstellen müssen um es wie im Wilden Westen aussehen zu lassen. Tenet gefällt mir, weil es halt dieser Mix aus SciFi-Ästhetik in einer bodenständigen Realität ist. Ich persönlich würde es aber entweder an „Ma Rainey’s Black Bottom“ oder „The Father“ geben. Beides Filme, wo die reduzierten, kleinen Kulissen halt wirklich einen eigenen Charakter haben müssen und darum so extrem wichtig werden.
Ich denke aber der Gewinner wird „Mank“ werden. Auch in dieser Kategorie liebt es die Academy, wenn ein Film Filmsets und Hollywood sauber nachstellt.
Best Cinematography:
Keine sehr auffällige Kategorie dieses Jahr. Keiner der Filme hat wirklich schlechte Kamera, aber keiner stach so richtig für mich raus.
Am ehesten noch „Nomadland“, weil der die Kamera gut nutzt um zwischen Intimen, nahen Momenten und Aufnahmen von den grossen Landschaften hin und her wechselt und damit narrativ eine bestimmte Wirkung erreicht.
Meine Vermutung ist hier aber auch wieder „Mank“. Schwarz-Weiss halt, und eine authentische Nachstellung der Ästhetik der damaligen Filmzeit. Und ich denke, der Film hätte es durchaus auch verdient, auch wenn ich mich frage, ob man bei dem Film gross über die Kamera reden würde, wenn er nicht in Schwarz-Weiss wäre.
Best Make-Up and Hairstyle:
Da gibt es für mich nur eine korrekte Antwort: Pinocchio.
Best Costumes:
Eine starke Kategorie. Bei „Mank“ habe ich einfach das gleiche Problem wie ich immer habe bei dieser Art von Film, nämlich dass mir die Kreativität etwas fehlt, wenn man einfach die Kleider einer solchen Epoche realitätsgetreu nachstellt. Ähnlich sehe ich es bei „Ma Rainey’s Black Bottom“. „Mulan“ hat auf jeden Fall aufwändige Kostüme, genauso wie „Pinocchio“, aber mein Favorit hier ist auf jeden Fall „Emma“. Wo man Kostüme aus einer bestimmten Epoche nachstellte ABER kombiniert mit einer verspielten, kreativen Ästhetik welche selber auch etwas zum Narrativen beiträgt.
Ich würde für „Emma“ stimmen, und ich denke „Emma“ wird es auch holen.
Best Original Score:
„Soul“. Für mich keine Frage. Alleine die Stücke welche man in der „andern Welt“ immer hört machen in meinen Augen etwa 70% der wunderbaren Stimmung dieses Filmes aus.
„Soul“ ist mein Favorit, und „Soul“ wird es auch machen.
Best Sound:
Jetzt hat man sich doch entschieden, die beiden „Sound“ Kategorien zusammen zu legen. Ist halt immer etwas schade, weil man so zwangsläufig gewissen Künstlern auf die Füsse tritt, da die Experten halt doch einen Unterschied kennen zwischen Sound Mixing und Sound Editing.
Aber dieses Jahr spielt es glaub nicht so eine Rolle, da es einen Film gibt, der Soundmässig raussticht. Und das ist „Sound of Metal“. Es ist schwierig die Qualitäten der anderen Nominationen einzuschätzen, wenn du sie direkt neben einen Film stellst, wo der Sound derart zentral ist, dass er auch dem unaufmerksamsten Zuschauer auffallen wird.
Best Editing:
Ich persönlich würde diese Auszeichnung an „The Father“ geben. In diesem Film war es extrem wichtig, dass der Schnitt, der Rythmus wie der Film zwischen einzelnen Szenen wechselt richtig sitzt. Deswegen wäre das mein Favorit.
Ich denke aber, dass auch hier „Sound of Metal“ eine gute Chance hat. Da „Sound Mixing“ ja jetzt wegfällt als eigene Kategorie könnte die Art wie der Sound in den Film geschnitten ist bei Editing plötzlich mehr eine Rolle spielen, was bei „Sound of Metal“ dazu führt, dass der Schnitt plötzlich mehr Aufmerksamkeit kriegt.
Best Visual Effects:
Eine sehr spannende Kategorie dieses Jahr!
„Mulan“ hat hier nichts verloren, die Effekte dort sind zum Teil ganz ok, zum Teil aber auch nicht sehr gelungen.
Die anderen Filme jedoch haben alle ihre eigenen Arten, wie die Effekte im Film genutzt werden und sind darum schwierig zu vergleichen.
In „The One and Only Ivan“ hat man den Protagonisten, der völlig CGI ist. Allerdings muss der sich hier mit den neuen „Planet der Affen“-Filme messen, und da bin ich der Meinung sah Caesar irgendwie besser aus.
„Love and Monster“ hat einige sehr spektakuläre Kreaturen, welche zum Teil wirklich grossartig umgesetzt werden. Allerdings sah man da im dritten Akt, wo man eine Kreatur permanent gross und deutlich im Tageslicht sah dann doch eine gewisse Künstlichkeit.
„The Midnight Sky“ hat eine Menge Effekte, aber viele davon sind Raumschiffe und Dinge im Weltraum, was man halt schon sehr oft ähnlich gesehen hat. Mir gefiel der Film visuell dennoch extrem gut, und die Effekte fügen sich nahtlos in den Rest des Bildes ein, weswegen der Film für mich ein schöner zweiter Platz ist.
Aber für mich der klare Sieger, und der Film bei dem ich auch erwarte dass er die Auszeichnung erhält ist „Tenet“. Die Art wie er vorwärts und rückwärts laufende Schauspieler und Stunts und Kulissen zusammenfügt ist schon extrem spektakulär. Deswegen für mich die klare Nummer 1.
So, das waren alle Kategorien, welche ich gesehen habe. Vielleicht kommen bis am Sonntag da noch „International Feature Film“ oder „Documentary“ dazu, aber für den Moment ist das so, wie ich es sehe.
Ach, und bevor mir jemand sagt, dass ich wohl völlig falsch liege, weil die Bookies das ganze anders sehen und die Favoriten ganz anders verteilt sind:
Ich schaue mir extra nie im Voraus an, wie die Wetten stehen oder wer als „Favorit“ gehandelt wird. Ich versuche wirklich aus meinem eigenen Bauchgefühl heraus einzuschätzen wie die Awards gehen werden.
Deswegen liege ich auch mit schöner Regelmässigkeit immer wieder daneben