In Vorbereitung auf den Film - der vielleicht den Thread hier wiederbelebt - hab ich Ready Player One jetzt dann auch mal zu Ende gelesen und um es mit den Worten vom genialen Ian Malcom aus Spielbergs klassischem Dinosaurier Film Jurassic Park zu sagen
Wow, ich bin echt sprachlos, wie sehr dieses Machwerk auf Marketing ausgelegt ist, ganz nach dem Motto, die Fans werden sich freuen und überlegen fühlen, alle die „obskuren“ Referenzen wieder zu erkennen. Dann auch noch in so einfachen kurzen Sätzen verfasst, dass sich das gut lesen und gut übersetzen lässt um möglichst viele Leute zu erreichen. Das Buch hat gefühlt keinen Lektor gesehen sondern nur den Marketing Chef. (Das würde auch so tolle Passagen wie die Pamphlete zum Atheismus und zum Masturbieren, die einem quasi mit der Keule unvermittelt übergezogen werden. Oder so tolle Sätze wie (aus dem Gedächtnis und aus dem Englischen frei übersetzt): „Ich bezahlte OASIS einen Haufen Geld für limitlosen Speicherplatz und ich würde ihn an sein Limit testen.“ Oder „Es sieht hier aus wie in Rivendell“ sagte Aech und nahm mir damit die Worte aus dem Munde. Ich nickte und sagte „Es sieht hier genauso aus wie Rivendell aus den Herr der Ringe Filmen.“)
Die Story, wenn man sie denn so nennen will, ist flach und hat so gut wie keinen Spannungsbogen, da Wade fast jedes Hindernis ohne Probleme bewältigt weil er z.B. 157 mal Ritter der Kokosnuss gesehen hat und sich jede Textzeile gemerkt hat, natürlich ein Crack in allen Computerspielen ist, sämtliche Bücher oder Filme aus dem Nerdiversium auswendig kann. Hilft auch nicht, das Cline nicht in der Lage ist, Aktion gut zu beschreiben. Entweder kommen dann so hochspannende Szenen raus wir: „Die nächsten 10 Minuten waren wie der Showdown aus einem John Woo Film. Einer von denen, in dem Chow Yun Fat mitspielt, wie Hard Boiled oder The Killer. […] Die Wachen erwiederten mein Feuer, aber ihre Kugeln prallten harmlos von meiner Panzerung ab. Mir ging nie die Munition aus, weil jedesmal wenn ich schoß, wurden neue Geschosse in mein Magazin teleportiert“
Ja, da hat man richtig Angst um den Protagonisten.
Interessant wird es dann, wenn Cline keine Vergleiche zu Filmen ziehen kann oder will: „Es war eine chaotischer, atemberaubender Anblick, als hätte jemand mehrere Bienen- und Wespennester zusammen geklatscht und auf einen Riesenameisenhügel fallen gelassen.“
Der Mann ist nicht in der Lage, in Prosaform ordentlich etwas zu beschreiben, entweder ist etwas immer wie Film xyz und tut die Sache damit ab oder scheint auf Koks sich die passenden Worte zusammenzuklauben.
ARGH!
Ok, ruhig bleiben.
Unterm Strich: Ich finde es extrem befremdlich, das ein Buch, in dem die Protagonisten dadurch hervorstechen, dass sie mit ihrem Popkulturwissen sich über andere stellen und sich allein dadurch definieren, so hoch gelobt wird. Denn der Rückschluss ist, dass gerade die Leute, die das Buch so feiern nicht viel anders sind. Bei einem vorsichtigen Blick in die Kommentare bei negativ Kritiken tauchen immer wieder die Argumente auf, das man/frau das Buch halt nicht gut fanden, weil sie die ganzen Anspielungen nicht verstehen und kein echter Nerd sei. Irgendwie ist das die Big-Bang-Theory-tisierung der Popular Kultur Fan Szene (ich kann das Wort Nerd, Geek oder was auch immer echt nicht mehr hören).
Ich kann den Hype nicht nachvollziehen. Ein gewolltet-bemühtes Abarbeiten von Nostalgielisten mit einer unterirdischen Prosa auf schlechtestem Fan Fiction Niveau.
Rant Over
Schiele allerdings Richtung Armada - das scheint ja noch schlechter zu sein und der kleine Masochist in mir ist schon neugierig wie das sein kann.