(Ja, ich weiß, dass du in deinem Post später auch das Schulsystem kritisierst, du ein Problem damit hast. Aber es ist nicht zu leugnen, dass du exakt das geschrieben hast, was du verneinst )
Ich habe die Diskussion im Umfrage-Thread nicht verfolgt (500 Beiträge nach ca. 24 Stunden kann man so schnell nicht nachholen ).
Dennoch, und weil das ja auch allgemein zum Thread passt, möchte ich dazu gern sagen, dass ich die Vielfalt der Fächer durchaus zu schätzen wisse.
Auch ich hatte nicht auf jedes Fach bock, muss aber sagen, dass ich dankbar bin, Einblicke in diese Bereiche während meiner Schullaufbahn gehabt zu haben und in manchen Situationen lässt sich sogar an längst vergessenens Wissen anknüpfen, falls man zufällig (in einer Diskussion im Alltag oder bei Recherchearbeiten) erneut drüberstolpert. Das, was man in der Schule erlebt und gelernt hat, ist nicht komplett verloren, nur einiges weit ins Hinterstübchen gerrutscht
Zum Begriff des Abiturs als „Allgemeine Hochschulreife“ finde ich das System, so wie es gestaltet ist, durchaus sinnig.
Ziel soll es ja sein, dass man mit diesem Abschluss prinzipiell für alle Studienfächer geeignet ist (mal abgesehen vom NC).
Weiß man schon vorher, dass man nur in eine bestimmte Richtung möchte, würde ja auch eine „Fachgebundene Hochschulreife“ genügen, welches man über die Fachoberschule bekommen könnte.
Wenn man nicht mal unbedingt auf die Uni muss/will, würde sogar das Fachabitur für den Zugang auf FHs ausreichen.
Wenn man sich für das „Standard-Abitur“, also „Allgemeine Hochschulreife“ entscheidet, muss man eben mit allen Fächern leben, die es für dessen Erwerb zu belegen gilt.
Da u.a. Mathe mit Integralen angesprochen wurde: Auch wenn das für manche unnötig erscheint, aber für technische Studienfächer gehört dies zu den absoluten Grundlagen und der Umgang mit diesen sollte bereits vor dem ersten Semester sitzen, da an dann die wirkliche Vertiefung stattfindet.
Ähnlich könnte ich es mir z.B. in Bezug auf Deutsch vorstellen.
In meinem Bereich brauche ich bestimmt nie eine Gedichtsanalyse. Da ich aber das Abi habe und somit Zugang zu allen Studienfächern, wäre ich ohne dieses Vorwissen in einem Deutsch-Studium sicherlich aufgeschmissen.
Manche versteckte Kompetenzen, wie das längere Konzentrieren und ständiges Wiederholen eines längeren/komplizierten/unbeliebten Textes, um tieferes Verständnis zu erlangen, beachtet man dabei gar nicht, nimmt man evtl. auch nie wahr.
Aber allein, dass man sich damit beschäftigt hat, ja sogar sich drüber aufgeregt hat und dann bspw. Begründungen sucht, warum dies unsinnig ist, schult dabei doch in gewisser Weise deutlich über den rein fachlichen Gewinn hinaus.
Dennoch möchte ich nicht bestreiten, dass es viel Optimierungsbedarf gibt und es schon wünschenswert und sinnvoll wäre, auf die individuellen Stärken eines einzelnen einzugehen und diese zu fördern.
Allerdings bedarf dies eben auch deutlich mehr (Fach-)Personal, Geld und Zeit.
Bei der Menge an Menschen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit, weswegen das jetzige Bildungssystem meiner Meinung nach ein guter Kompromiss ist, der aber eben auch noch weiter verbessert werden kann, um der Utopie einer absolut gerechten und auf den Einzelnen abgestimmten Bildung zumindest ein Stück näher zu kommen.