Schulpflicht zu kurz/lang/genau richtig?

Was glaubt ihr, ist die Schulpflicht zu kurz oder zu lang oder genau richtig?

Unsere Welt entwickelt sich immer weiter, neue Technologien, neue Wissenschaftliche Erkenntnisse usw., aber es wird darüber diskutiert bzw. auch umgesetzt (G9 -> G8), die Schulpflicht sogar zu verkürzen.

Müssten wir die Schulpflicht nicht eigentlich verlängern?

Letztendlich gehen mehr Menschen studieren usw. und gleichen das ja irgendwie aus. Bleiben da aber nicht eventuell Leute auf der Strecke zurück, die sich das nicht leisten können?

Der Hauptschulabschluss ist heute kaum noch etwas Wert (wenn überhaupt noch etwas) und ich denke das gleiche Schicksal blüht auch, über kurz oder lang, dem Realschulabschluss.

Ich klammere mal mit Absicht das Thema Wirtschaftlichkeit aus.

Ich rede von uns nicht als Deutsche oder Europäer, sondern als eine menschliche Zivilisation.

Haben wir als Spezies überhaupt eine nachhaltige Zukunft, wenn wir unsere Schulpflicht nicht anpassen?

Als Zusatzfrage:

Wäre unter diesem Blickwinkel nicht auch eine Anhebung des Alters, ab dem man Volljährig wäre, nötig?

Nein. Die Dauer der Schulpflicht (also bis Klasse 9/10) ist mit das einzige, was ich nicht am derzeitigen Schulsystem bemängeln würde.

Denke nicht, dass unser Überleben an die Dauer der Schulpflicht gekoppelt sein wird.

Nein. Denke 18 ist ein gutes Alter für die Volljährigkeit. Vieles (wie Alkohol oder Wählen) ist ja auch teilweise schon davon eh abgekoppelt, sodass ein ändern der Volljährigkeit gar nicht notwendig ist.

5 „Gefällt mir“

Der Maurer oder der Dachdecker muss ja nicht 13 Jahre zur Schule, da sind 9 bzw. 10 Jahre ja vollkommen ausreichend. Es sollte also meiner Meinung nach so bleiben, wie es ist.

Man könnte das Schulsystem natürlich auch komplett hinterfragen und verschiedene Schüler je nach Begabung und Vorlieben fördern.

Durch Naturwissenschaften hab ich mich gequält, dafür konnte ich mit 12 schon besser Sprachen als viel beim Abi.

Verkürzen würde ich die Schulpflicht auf keinen Fall, da man beim Schulabschluss schon ein gewisses Alter bzw. eine gewisse geistige Reife haben sollte. Ich kenne ja noch Leute, die mit 14 von der Hauptschule abgegangen sind, das könnte evtl. ein wenig früh sein.

1 „Gefällt mir“

Edit: Okay, habe meinen Beitrag wieder gelöscht. Du wolltest ja die Wirtschaftlichkeit ausklammern.

Überleben vielleicht ja, aber ein gewisse Entwicklung denke ich schon. Prinzipiell könnte die Menschheit auch als Jäger und Sammler überleben. Um das reine Überleben geht es mir eigentlich nicht.

Aber das hat auch auf einige Berufe von früher auch zugetroffen, die heute durchaus Mathematik und andere Dinge (wie z.B. Englisch und andere Fremdsprachen) auf einem höheren Level brauchen als früher.
Außerdem geht es ja bei der Bildung eben nicht um reine Fachbezogene Ausbildung.

Nach einer Schule kommt für die meisten ja noch eine Berufsschule, wo man dann trotzdem weiter in der Schule ist, aber man hauptsächlich fachbezogenes Wissen vermittelt bekommt, aber wenig in Richtung Allgemeinbildung passiert.
Ich denke man muss mehr wissen, als nur wie man eine Mauer mauert, selbst wenn es das täglich Brot ist.

Es geht ja auch um politische, wirtschaftliche Bildung usw. Die politische Systeme aber auch soziale Strukturen werden immer komplexer insbesondere auf der Ebene der Gesetzgebung.

Nein. Man darf teilweise bereits deutlich früher verschiedene Kraftfahrzeuge bedienen, verschiedene Alkohole sich einverleiben und teilweise wählen. Man spricht also jüngeren Menschen eine deutlich größere Verantwortung zu als früher, von der man ausgeht, dass sie diese auch übernehmen können.

Die Menschen dann diesem Verhalten entgegensprechend länger an andere zu binden und in die schule zu zwingen halte ich nicht für sinnvoll.

Edit: hier stand etwas missverständliches bezüglich dem JGG. Klarstellung und ausführliche Erläuterung dann im späteren Posts erfolgt.

Mir fehlt noch irgendwie eine Stellungnahme zu diesem Aspekt:

Hier fehlt mir die Begründung noch irgendwie.

Ein Heranwachsender zwischen 18 und 21 Jahren kann nach dem Jugendstrafrecht bestraft werden, muss es aber nicht:

Soweit der Beschuldigte zum Zeitpunkt der Tat bereits 18 aber unter 21 Jahren alt ist, gilt er als sog. Heranwachsender und die zentralen Normen des JGG sind auf ihn anzuwenden (§ 105 ff. JGG). Das Jugendgericht hat hier zu prüfen, ob der Reifezustand des Angeklagten zur Tatzeit noch einem Jugendlichen gleich zu stellen ist,

https://www.solinger-tageblatt.de/ratgeber/extrathemen/recht-service/jugendstrafrecht-4519771.html#:~:text=Bei%20Beschuldigten%20die%20zum%20Tatzeitpunkt,nicht%20mehr%20anwendbar%20(Erwachsene).&text=In%20diesen%20Fällen%20ist%20trotz,wären%20(§%2032%20JGG).

Naja, dass grade Studierende einfach zu lange studieren, ist ja oft der Fall. Hier will man wohl schon vor dem Studium Jahre einsparen.

Ich weiß nicht wie derzeit das Gefühl von Studierenden ist. Früher war es so, dass jeder (der studiert hat) gesagt hat, er macht das, weil er danach einen geilen Job kriegt. Das ist aber nun mal nicht mehr so. Studierende wissen auch nicht, was sie nach ihrem Studium mit eben diesem machen sollen. Die sind genauso auf der Suche, wie jeder andere Real- oder Hauptschüler. Nur dass sie mehr Zeit bis zur ersten Arbeitssuche verbracht haben.

Von daher verstehe ich es, dass man diese Schulzeit einkürzen will, auch um das system zu entlasten. Aber bringt es nichts, wenn dadurch die Noten etc. schlechter werden und nicht mehr individuell gefördert werden, kann. Von daher befürworte ich weiterhin das G9 (außer halt jemand überspringt freiwillig eine Klasse)

Also ich kenne Bäcker, die haben eine bessere politische Bildung als fast jeder Abiturient, den ich kenne. Da hatte ich einfach viele Leute, die einfach alles auswendig gelernt, oder sogar gut beschissen haben.

Allgemeinbildung? Und wer legt fest, was das ist? Ich kann dir kaum irgendeine Pflanze mit Namen benennen, kann dir aber zu mindestens 100 Staaten die Hauptstadt nennen, was ist nun Allgemeinbildung. Wenn sie im zehnten Schuljahr von der Schule abgehen, haben sie ja in allen Fächern die Grundlagen gelernt. Wenn sie es für ihren späteren Beruf brauchen, wird es in der Berufsschule gelehrt.

Aber es muss sich ja nicht jeder mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen besonders gut auskennen. Man sollte einen Grundstock an Wissen haben, für mich wichtige Dinge, die man in Geschichte, Geografie oder Sozialkunde gelernt hat, haben andere gar nicht interessiert. Die haben trotzdem Abi gemacht und das würde sich ja nicht ändern.

Du kommst mit einem Artikel der 5 Jahre alt ist. Das ist im Rechtsbereixh ungefähr so als wäre aktuell grade Leben auf der Erde entstanden.
Aber wie gesagt, ein anderes Thema.

Was die andere Frage angeht, warum ich es nicht für sinnvoll halte? Wie gesagt, Ich kann nicht auf der einen Seite sagen, dass der Mensch bereits früher in der Lage ist mehr Verantwortung zu tragen und auf der anderen Seite ihm dann diese zu nehmen.

Zählt ein Mensch nicht als volljährig ist er weiterhin nur beschränkt Geschäftsfähig und die Eltern stehen weiterhin in der Haftung. Irgendwann muss ein Mensch nun mal verstehen und lernen , dass er eigenverantwortlich für sein Handeln ist und jede Art von Handlung eine gewisse Konsequenz hat die man dann zu tragen hat.

Und mal ehrlich, wir fanden es sicherlich alle doof bereits mit 14/15/16 und teilweise auch noch mit 17/18 Das wir nicht einfach immer das machen konnten worauf wir Bock hatten sondern die Eltern da durchaus noch was zu melden haben.

Das ist natürlich klar, aber unter Garantie nicht, wenn z.B. der PoWi Unterricht gut ausgestaltet ist.
Es ist natürlich klar, dass da ein gewisses Interesse vorhanden sein muss, aber das ist ja bei allen Sachen so.
Ich denke aber doch, dass wenn man sich länger mit einem Thema, auch erzwungener Maßen, beschäftigt, etwas hängen bleibt.

Im Grunde alles, was unsere Gesellschaft betrifft. Wenn ich eine Mauer mauern will, muss ich ja nicht zwingend wissen wie die Politik zumindest in etwa funktioniert. Wenn ich aber in einer offenen, demokratischen Gesellschaft aktiv leben will, muss das jedoch wissen.

Es geht nicht um irgendwelches Spezialwissen, dass man auswendig lernt, sondern um Themenbereiche wie Politik, Wirtschaft, Soziales etc.
Das Problem unserer Gesellschaft ist ja nicht etwa Unwissenheit (auch wenn es gerne so hingestellt wird), sondern Halbwissen, dass man nicht bereit ist zu hinterfragen.

Im Prinzip geht es darum den Horizont zu erweitern. Es geht darum zu zeigen, dass es mehr gibt.

Das ist auch nicht das, was ich gemeint habe. Was heute als fachspezifisches Wissen gilt, ist übermorgen schon Alltagswissen bzw. sollte es sein, ist es aber oft nicht, obwohl es ständig benutzt wird (so ziemlich alles was z.B. die IT betrifft).

Denke hier nicht in zu kurzen Maßstäben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir oft nur im zeitlichen Spektrum der eigenen Existenz denken und nicht weiter darüber hinaus.

Dann musst du mir bitte eine Quelle dazu liefern. Klar ich könnte einfach glauben, was du da sagst, aber ich hätte schon gerne eine Quelle.

Ja ok das verstehe ich, aber zur Zeit ist ja die Schulpflicht bis 16, das heißt es sind ja durchaus noch 2 Jahre bis zur Volljährigkeit. Das heißt so 100% selbstständig ist man, vom Gesetz her, noch nicht.

Ich halte es auch für schwierig, Dinge wie Bildung, was auch allgemeingesellschaftlich einen Sinn hat, mit z.B. Alkohol trinken und Autofahren zu vergleichen, welche im Prinzip erst mal persönlicher Natur sind.
Mit dieser Argumentation könnte man die Schulpflicht schon mit 14 beenden, weil man bereits strafmündig ist und die Verantwortung für Straftaten mehr oder weniger übernehmen muss. Oder gleich ab sieben, wo man zumindest schon Deliktfähig wird.

Das stimmt so per se nicht.
1)Stehen die Eltern nur in der Haftung, wenn sie die Sorgfaltspflicht verletzen und nicht per se (auch wenn du das so nicht gesagt hast, klingt es so).
2)Eltern sind auch noch nach dem Erreichen der Volljährigkeit für ihre Kinder verantwortlich in dem Sinne, dass sie den ersten Bildungsweg finanziell usw. ermöglichen müssen (bis 25, wenn ich mich nicht irre).
Auch müssen sie für die Kinder sorgen, wenn diese pflegebedürftig werden (zumindest habe ich das so im Kopf, kannst mich gerne korrigieren, wenn es anders ist).

Ja aber das müssen sie ja schon mit 7 und erst recht mit 14. Das ist für mich kein gutes Argument.

Das kann sein, halte ich aber für wenig relevant.

Warum habe ich das Gefühl, dass wir hier einer Hausarbeit zum Thema zuarbeiten? Sei es wie es ist.

Einer Verkürzung sollte man auf keinen Fall zustimmen, denn das kann eigentlich nur zum Ziel haben, kaum gebildete Menschen möglichst früh in die Zwänge des Wirtschaftskreislaufs und somit mehrheitlich in prekäre Verhältnisse zu entlassen.
Zu einer Verlängerung habe ich gerade keine fundierte Meinung.

Ich will auf jeden Fall klarstellen, dass das Ziel der Schulbildung eigentlich nicht ist, dem Schüler einen Abschluss in die Hand zu drücken. Stattdessen soll der Schüler zu einem mündigen Staatsbürger herangezogen werden. Was das eigentlich heißen soll und ob das wirklich erreicht wird, ist diskussionswürdig und abhängig von sozialer Stellung und politischer Einstellung.

Grundsätzlich gibt es meines Erachtens wesentlich wichtigere Umbaustellen für unser Bildungssystem:

  • Aufhebung des Föderalismusprinzips
  • Verlängerung der Grundschulzeit auf mindestens 6 Jahre, besser 7 oder 8
  • Konsequenter Umbau zu Gesamtschulen mit Lernmodulen unterschiedlichen Leistungsniveaus statt linearer Klassenstufenprogression
  • starke Vermischung sozialer Schichten durch entsprechende Schulzuweisung
  • Entprivatisierung/Entkommerzialisierung des Schulbetriebs

Ja, ich bin für mehr Staat als weniger, aber natürlich unter echter Einbeziehung des Bürgers abseits von wutschnaubenden Twitter-Scheindebatten.

2 „Gefällt mir“

Nö, eigentlich nicht. Ich komme aus einem ganz anderen Bereich. Hat mich einfach interessiert, weil mir der Gedanke schon länger im Kopf rumschwirrt.

Aber wäre das ohne einer Verlängerung insgesamt nicht irrelevant? Oder geht es dir vor allem um die Trennung in die drei Richtung (Gymnasium, Haupt- und Realschule)?

Wie genau meinst du das? Kannst du das weiter erläutern?

Aber das wird doch meines Wissens gemacht, oder nicht?

Ich war an zwei Gesamtschulen und in beiden gab es solche Unterteilungen:
In einer Schule konnte man in jedem Hauptfach verschiedene Niveaus haben (Mathe z.B. A = Gymnasium, B = Real usw.). In der andren Schule konnte man ganz in den gymnasialen Zweig oder den Realzweig bwz. Hauptzweig rein.

Amen.

Die Inhalte, die individuellen Bedürfnisse, das Vorbereiten auf die jeweiligen wirtschaftlichen Gegebenheiten, die soziale Herkunft, digitales Lernen, … Es gäbe vieles zum Verbessern.

Die Schulzeit wurde verkürzt, weil andere Länder nach dem englischen System Zeit sparen konnten. Da sah sich Deutschland im Nachteil, wegen ein oder zwei Jahren. Die Kinder kamen früher in die Schule und sollten früher gehen. Es ging von Anfang an um die Wirtschaft.

Wenn einige Schüler länger brauchen, sollte man ihnen die Zeit geben, finde ich. Ich muss aber sagen, dass ich meine Zeit auch nur abgesessen habe. An manchen Stellen ging es wahrscheinlich nur ums Trainieren des Gehirns, denn gewisse Inhalte aus den Naturwissenschaften, Fremdsprachen, Kunst oder Mathe werde ich nie wieder verwenden.

Die Frage ist halt auch, wenn es keine Schule mehr gibt, was ist der Ersatz bzw. Nachfolger? Niemand möchte gelangweilte Jugendliche ohne Beschäftigung.