Hallo Leute, ich habe zwar den Eindruck, dass man nicht so richtig davon ausgeht, dass sich Theologen in diesen Gefilden herumtreiben, ich bin aber trotzdem hier. Deswegen habe ich aus meiner Sicht eine kleine Kritik an diesem P&P. Eins vorweg: Ich bin evangelischer Theologe, von daher geht es mir auch nicht darum, den Katholizismus zu verteidigen oder etwas Ähnliches, aber in diesem P&P finden sich dann doch einige Ungenauigkeiten.
Zum Ersten: Warum sollte es die katholische Kirche jucken, wenn man die Gesetzestafeln findet? Das klingt jetzt erstmal banal, aber im katholischen Glauben ist das, was in der Bibel steht, erstmal zweitrangig. Wichtiger ist da ein Papsturteil; Tradition steht zudem gleichwertig neben der Bibel. Das kann man auch ganz leicht nachvollziehen: In der Bibel ist nicht von einem Papst (bzw. von dem, was zum päpstlichen Machtapparat dazugehört) die Rede. In der Bibel ist z. B. auch nicht die Rede von einem (heute so praktizierten) monogamen Ehemodell, ist aber in der katholischen Kirche heilig. Es gibt genug weitere Beispiele dafür. Wenn man nun die Gesetzestafeln mit den 10 Geboten finden sollte, warum sollte es dann den katholischen Glauben erschüttern, wenn der Papst sagt, dass ihn das nicht interessiert und es seit 2000 Jahren anders praktiziert wurde? Denn wenn sich in der Geschichte eins gezeigt hat, dann gibt es nichts, was sich in einer derart gleichbleibenden Konstanz präsentiert, wie die katholische Kirche.
Zum Zweiten: “Bruder” ist eine Anrede für einen Mönch, nicht für einen Priester. Dazu kommt der Ordensname, die es in Klöstern gibt, nicht für gewöhnliche Priester.
Zum Dritten: Welche Rolle spielt das Judentum? Es geht hier ja auch durchaus um Inhalte, die auch das Judentum zentral betreffen - aus benannten Gründen sogar noch eher als den Katholizismus.
Zum Vierten: Ein “Konzil” tagt öffentlich. Dass es also eine Geheimmission beschließt und durchführt, würde daraus eben keine Geheimmission mehr machen.
Aber ein kleines Detail hat mich sehr gefreut: Die Schrift, in der die alttestamentlichen Texte verfasst wurden und die man heute noch verwendet, ist zwar der Sprache nach Hebräisch, doch diese Schrift ist ihrem Ursprung nach Aramäisch. Die “ur-hebräische” Schrift würde heute vermutlich tatsächlich (wie im P&P geschehen) kaum noch jemand erkennen, geschweige denn entziffern können.
Ok, einen Beitrag über Religion in einem Internetforum abgesetzt. Was kann schon schiefgehen?