The Dark Tower:
Endlich konnte ich den Film nachholen.
Als er rauskam hatte ich die Bücher noch immer nicht fertig gelesen und wollte den Film auch nicht schauen, bevor ich mit der ganzen Geschichte durch war. Ich wusste nicht, ob sich der Film nur am ersten Buch orientierte, aber ich wollte das Risiko nicht einnehmen.
Aber sehen wollte ich ihn auf jeden Fall. Denn als ich den Trailer sah und realisierte, worum es sich handelte war ich sofort von der Idee begeistert. Idris Elba als Roland und Matthew McConaughey als Walter? Wow! Super Casting! Überhaupt nicht, wie ich mir die beiden im Buch vorgestellt hatte, aber sobald ich das Casting mitbekam dachte ich mir sofort: “DAS ist inspiriertes, passendes Casting!”
Und im Film muss ich auch sagen, dass die Action zum Teil echt cool ist. Rolands Art zu schiessen hat so richtig Wucht, seine Reflexe werden extrem gelungen dargestellt, und sie haben in der Choreographie der Action einige echt gelungene Momente, vor allem bezüglich des Nachladens der Revolver, welches im Buch immer auf sehr eigene Art dargestellt wurde.
Da haben wirs also: Gutes Casting für Roland und Walter. Und einige gute Momente bezüglich der Action.
Das wars. Das ist alles Positive, was ich zu dem Film zu sagen habe.
Was für eine Grütze! Wow!
Als der Film im Kino war hörte ich nur Negatives darüber. Und ich dachte mir: “Vermutlich ist der Film einfach extrem unzugänglich für die meisten Leute, da die Bücher halt extrem komplex und bizarr sind.”
Nur weil der Film gefloppt war muss das gerade bei einer solchen Geschichte nicht heissen, dass der Film schlecht war.
Aber in diesem Fall war es leider nicht so, dass das Mainstream Publikum den Film einfach “nicht begriffen” hat. Der Film ist einfach nur schlecht. Vermutlich für die Fans der Bücher noch schlimmer als für Leute welche die Bücher nicht kennen.
Ich glaube, wenn man die Bücher nicht kennt, dann sieht man einfach einen extrem generischen, teils recht langweiligen Film, der eher in 80er oder 90er Jahre gepasst hätte. In eine Zeit, wo Fantasy-Filme oft darin bestanden, irgendwelche Fantasy-Helden in die “Realität” oder in die “Gegenwart” verfrachtete (in der Regel um an Kulisse und Kostümen zu sparen) und hier in einem Amerikanischen Ort mit einem oder mehreren Teens zusammenbringt um dann irgend ein Abenteuer zu erleben. Der Plot ist generisch. Das Design der “Fantasy”-Welt ist langweilig und uninspiriert. Die Charaktere sind platt und die “Charakterentwicklungen” überstürzt und unglaubwürdig. Und man merkt überall, dass einzelne Dinge wohl “Anspielungen” auf den Originalstoff sein sollte, welche aber keinen Unterschied machen, ob mans jetzt versteht oder nicht.
Aber für den Fan der Bücher…
Ich weiss gar nicht wo ich ansetzen soll.
Vielleicht einfach mal bei der Frage, warum zum Teufel man JAKE zur Hauptfigur gemacht hat, und nicht Roland? Was für eine bekloppte Idee ist denn das? Die Bücher sind EXPLIZIT Rolands Geschichte. Es beginnt und endet mit ihm und alles dreht sich um IHN und seine Suche nach dem Turm. Und jetzt macht man ihn zu Jake’s Sidekick?
Wie ich oben geschrieben habe ist Idris Elba eine sehr gelungene Besetzung für den Charakter des Rolands, aber das Skript wird ihm leider überhaupt nicht gerecht. Das gleiche gilt auch etwas für Walter, aber der Charakter hat wenigstens genug zu tun um ein bisschen Farbe in die Geschichte zu bringen. Aber nochmals: Warum Roland als Nebencharakter? Das will mir nicht in den Kopf.
Und zu Jake… Was hat man mit dem Charakter gemacht?
Seine Rolle wurde völlig umgeschrieben und er wird plötzlich nicht nur zum Protagonisten, sondern auch zu diesem Überwesen, diesem Teenager mit “verborgenen Kräften”, welche die Antagonisten plötzlich unbedingt haben wollen.
Warum? Das hat rein gar nichts mit seiner Rolle im Buch zu tun!
Hier muss ich vielleicht einlenken, dass meine Kritik nicht einfach ist: “Oh, es ist anders als im Buch, also schlecht!”
Darum geht es nicht. Man kann Dinge vom Buch ändern. Himmel, wenn man versucht so eine komplexe Geschichte in einen 90-Minuten Film zu packen… naja, um ehrlich zu sein: Dumme Idee, gleich von Anfang an.
Aber WENN man schon einen 90-Minuten-Film daraus machen will… sollte man sich dann nicht die wichtigsten Elemente der Bücher nehmen und die Geschichte darum herum packen?
Stattdessen wurde alles mögliche aus den Büchern genommen und in einen Topf geschmissen. Manche wichtigen Dinge wurden rausgelassen, viele unwichtige Dinge wurden reingeworfen, vieles wurde völlig ohne Bedenken auf die Konsequenzen geändert… und was man zum Schluss erhält ist ein Brei, ein Matsch aus zersplitterten Elementen der Vorlage, welche für den Nicht-Fan zu generisch wirkt und für die Fans des Buches wie ein Schlag ins Gesicht ist.
Ich habe keine Ahnung, wie man dazu kommt im 2017 Buchverfilmungen noch auf diese Art zu machen.
Ich dachte wirklich, dass man diese Art von untreuen “Adaptionen” inzwischen nicht mehr macht. Schlechte Buch- oder Videospielumsetzungen, ja. Die gibt es immer noch und die wird es auch immer geben. Aber diese Art von eigenartigen Dingen…
Und wer immer noch nicht genau weiss, was ich hier meine: Diese Verfilmung ist etwa ähnlich wie die “Super Mario Bros” Verfilmung von 1993. Durch die Namen der Charaktere und seltsamer Plotelemente und Gimmicks erkennt man zwar schon, woher die Inspiration stammt, aber es macht keinen Sinn als eigenständiger Film und es macht keinen Sinn als Übersetzung der Originals.
Fazit: Eine Verschwendung eines guten Grundmaterials und zweier hervorragend gewählter Schauspieler. Was für ein Dreck.
PS: Nur falls es unklar war. Ich sage nicht, dass der Film so schlecht sei, wie der “Super Mario Bros.” Film. Dafür hat er dann doch etwas zu viel Talent und grundlegendes Filmemacher-Know-How dahinter. Ich brauchte es als Vergleich dafür, wie unverständlich und unerklärlich die Elemente des Originales Verwurstet wurden. Es geht bei dem Vergleich mehr ums Konzept der Adaption, als um einen direkten Qualitätsvergleich.