The Last Man on Earth (Amazon Prime)
Für eine Adaption von “I Am Legend” ist der schwarz-weiss Film von 1964 schon ganz nah dran am Roman. Auch wenn der aus heutiger Sicht etwas hüftsteif wirkt, der Roman auch nur teilweise umgesetzt wird und das Ende überhaupt nichts mit dem Roman zu tun hat. Da der Roman zu denen gehört, die mich bis heute am stärksten beeindruckt haben, ist das immer so eine Sache, denn das Ende ist verdammt düster und ich denke auch nicht, dass der Suizid von Robert Neville am Ende des Romans jemals bei einer Verfilmung umgesetzt werden wird.
Immerhin, von den drei Sachen, die mir am stärksten vom Roman in Erinnerung geblieben sind, ist der Nachbar drin, der die ganze Zeit nach Neville ruft.
Kurz zur Einordnung, eine Seuche hat die Menschheit dahingerafft (ja, ist eigentlich eine tagesaktuelle Geschichte, wenn man so will) und soweit Robert Morgan (für den Film wurde der Name von Neville auf Morgan geändert) weiss, ist er der letzte, lebende Mensch auf Erden. Die anderen vor der Tür? Die nach deren Tod wiedergekommen sind? Das sind Vampire, die nur eins wollen, sein Blut. Nachts verbarrikadiert sich Morgan in seinem Haus, tagsüber sucht er die Vampire und pfählt und verbrennt diese. Nur seinen untoten Nachbarn, den hat er bisher nicht gefunden und der ist auch jede Nacht vor dem Haus und verlang von Robert Morgan, dass dieser ihn reinlässt. So verbringt er seine Nächte mit dem Lärm, den die Vampire um sein Haus veranstalten. Aber allein und isoliert und der Kern der Story ist halt, was die Einsamkeit mit einem anstellt. Bis Morgan eines Tages einen Hund findet, der noch lebt (auch die Hunde wurden infiziert). leider wird das im Film recht kurzfristig abgefrühstückt, da fehlt am Ende die emotionale Wucht des Romans.
“Because he wanted the dog, because he needed the dog.” Und nachdem Neville im Roman ein Kapitel damit verbracht hat, das Vertrauen des Hundes zu gewinnen, als lakonischer Schlusssatz: “In a week, the dog was dead.” Das klappt in der Verfilmung leider nicht so ganz.
Interessant ist auch, wie das hier aufgelöst wird. Als Robert Morgan eine Frau namens Ruth findet und es schafft, diese mit nach Hause zu bringen, stellt sich dann doch heraus, dass die Frau auch infiziert ist. Was Morgan da erst begreift, es gibt quasi zwei “Arten” von Vampiren, die blutdürstigen hirnlosen, die nachts immer in sein Haus reinwollen, und eine zweite Gruppe, die gelernt hat damit zu leben und die Krankheit unter Kontrolle zu bekommen, die auch ihren Intellekt behalten hat. Aber tagsüber kann Morgan die nicht auseinanderhalten und bringt im Endeffekt beide Arten um. Das wird im Film nur angedeutet und zum Finale gibt es eine Verfolgung durch die Stadt bis zu einer Kirche, in der Morgan dann von Mitgliedern der neuen Gesellschaft umgebracht wird. Was der Film nicht so ganz vermitteln kann ist, dass es Morgans Anwesenheit ist, welche die neue Gesellschaft so aus dem Gleichgewicht bringt, zusätzlich dazu, dass er die zwei Gruppen nicht auseinanderhalten kann, wenn er tagsüber Vampire in deren Schlaf erledigt.
Deswegen soll Neville im Roman auch hingerichtet werden, bevor Ruth Ihm ein Medikament gibt, dass Ihm einen Suizid ermöglicht.
“To them he was some terrible scourge they had never seen, a scourge even worse than the disease they had come to live with. He was an invisible specter who had left for evidence of his existence the bloodless bodies of their loved ones. … A new terror born in death, a new superstition entering the unassailable fortress of forever. I am Legend.”
Und man kann garnicht hoch genug einschätzen, wie viel Einfluss der schmale Roman auf vieles in unserer Popkultur hatte, vom ersten “Dawn of the Dead”, über Stephen Kings “The Stand” bis zu “28 Days Later” oder eigentlich immer, wenn eine Plage in der Fantasie der Menschen etwas mehr auslöst als “nur” viele Tote.
Insofern ist “The Last Man on Earth” sehr nah dran am Original, durchaus sehenswert, erreicht aber nicht ganz diese Düsternis der Vorlage.
Ist vielleicht auch besser so.