The Godfather Part II:
Irgendwie lustig, wie anders ich so einen Film schaue, verglichen damit wie ich vermutlich einen neuen Film schauen würde.
Wenn ich heute einen Film sehe, welcher einen faszinierenden, ikonischen Charakter etabliert, und mir dann nach einem Jahr gesagt wird, dass ein Film rauskommt, der quasi ein Prequel ist, und den „Ursprung“ dieses Charakters zeigt, dann bin ich erstmal eher skeptisch und extrem kritisch. Und primär werde ich es vermutlich immer als unnötige Geldmacherei anschauen.
Aber wenn ich mir heute „The Godfather II“ anschaue, bei dem ich weiss, dass er ein Klassiker ist, welcher den Ursprung des Ikonischen Vito Corleone zeigt… nun, dann wirkt es auf mich wie die logische Fortsetzung des ersten Teils. Natürlich handelt dieser Film (unter Anderem) von Vitos Jugend. Dieser Aspekt der Godfather-Geschichte gehört genauso dazu wie die klassische „I make him an offer he can’t refuse“-Zeile.
Ich finde es immer wieder spannend bei mir selber solche Dinge, solche Unterschiede in der Einstellung zu beobachten.
Der Film selber gilt ähnlich wie der erste Teil vielerorts als Meisterwerk. Ich kenne sogar viele, welche ihn als den besten Teil der Reihe halten… und diejenigen welche damit nicht einverstanden sind denken das in der Regel nur nicht, weil bei denen der erste Teil so ein hohes Ansehen hat, dass kein Spielraum mehr nach oben ist.
Und auch hier, wie schon beim ersten Teil, muss ich sagen: Ja, ist verständlich. Ist verständlich, warum dieser Film zusammen mit dem ersten Teil ein so hohes ansehen hat.
Teil I und II zusammen formen einfach diese 6+ Stunden, welche einen Charakter, seinen Werdegang und der tiefere Kontext seiner Person innerhalb seiner Familie so detailliert aufbaut und beleuchtet, wie man es nur von wenigen Werken kennt.
Die Geschichte von Michaels Leben, seinem Stemmen gegen den Schatten seiner eigenen Familie, seinem Übergang in genau das Fahrwasser das er hatte vermeiden wollen, und den Punkt den er schlussendlich erreicht, wo er das „Familiengeschäft“ zwar übernimmt aber dies auf Kosten seiner ganzen Familie ist wirklich in dem Ausmass sehr einzigartig.
Die beiden Filme kommen so stark zusammen, dass man der zweite Teil den ersten nochmals auf eine Ebene hebt, welche er alleine nicht hatte… und das obwohl er allein für sich gesehen schon sehr gut ist.
Das Casting ist einfach brilliant.
Zu Al Pacino muss man vermutlich gar nicht viel sagen. Seine ganze Karriere war geprägt von dieser Art Gauner-Rollen, aber dass er mit der Rolle als Michael Corleone gleich von Anfang an den Zenit dieser Art Charakter ergreift ist eindrücklich! Ich weiss, dass ihn vermutlich mehr Leute mit „Scarface“ in Verbindung bringen, da „The Godfather“ mehr für Brandos Darstellung in Erinnerung geblieben ist (nicht nur… aber ich glaube man kann schon sagen, dass Brandos Vito Corleone DIE Ikone der Reihe war, obwohl sie eigentlich mehr um Michael geht), aber ich halte nicht nur die „Godfather“-Filme für die besseren Filme, ich halte auch Pacinos Darstellung als Michael Corleone die beste seiner Karriere (oder zumindest von den Rollen in denen ich ihn gesehen habe).
Auch loben muss man das extrem inspirierte Casting von Robert DeNiro als jungen Vito Corleone! Was für ein Geniestreich!
Auch wenn der junge DeNiro nicht gerade viel Ähnlichkeit mit Marlon Brando hatte, so fällt es kein bisschen schwer in seiner Darstellung den jungen Don Corleone zu sehen.
Und zum Skript muss man gar nicht mehr viel sagen. Die Filme sind fantastisch geschrieben. Mit viel Subtilität, mit einer Menge Feingefühl für Charakterentwicklung und der wirklich brillianten Idee, den zweiten Film in quasi nochmals zwei Filme zu teilen.
Denn das ist es, was man im zweiten Teil praktisch hat: Zwei Filme, welche parallel zueinander läuft. Und dies rechtfertigt auch, dass der Film so lange ist, denn beide „einzelnen“ Filme nehmen sich genau so viel Zeit beim Aufbau des Plotes und der Charaktere wie sie es einzeln getan hätten. Man überhastet nichts, man nimmt sich Zeit, und so wirkt (fast) alles sauber ausgearbeitet und gezeigt.
Einziger Kritikpunkt würde ich hier den weiblichen Rollen zuschreiben. Diese kommen leider viel, viel zu kurz, und das obwohl sie thematisch (die Mütter und Frauen dieser machtbesessenen aber familienverbundenen Männer) eigentlich extrem wichtig wären.
Gerade bezüglich der Doppelstränge von Vitos und Micheals Geschichte hätte man da mehr draus machen können.
Denn ein Teil des Filmes geht darum, wie Vito das grosse Familienoberhaupt war, der augenscheinlich die Nähe zu seiner Familie hatte und diese wachsen lassen konnte, während Michael als Familienoberhaupt versagt, und das Familiengefügt, unter anderem durch seine Nachlässigkeit seiner Frau gegenüber, wieder zerfallen lässt. Da hätte man die Möglichkeit gehabt durch den Umgang mit den jeweiligen Ehefrauen und Müttern einen Kontrast zu ziehen… stattdessen sind diese Charaktere sowohl in Vitos als auch in Michaels Geschichte permanent im Hintergrund.
Ist natürlich ein Produkt seiner Zeit und auch ein bisschen des Genres. Ein Film von einem Mann über mächtige Patriarchen, für primär ein Männliches Publikum (damals) aus den 70ern… da dürfte es wohl niemanden überraschen, dass die Frauen da eher stiefmütterlich behandelt werden. Es fällt halt nur sehr auf, wenn man bedenkt, wie wichtig diese Rollen doch eigentlich thematisch wären.
Aber dieser Film ist sehr gut. Grossartig sogar. Wobei ich hier natürlich nichts Neues oder Revolutionäres sage. Zu sagen, dass die ersten zwei „Godfather“-Filme fantastisch sind ist ein bisschen wie zu sagen, dass die ersten „Silent Hill“-Spiele extrem unheimlich sind… auch wenn dir nicht 100% aller Leute zustimmen werden, so sagst du dennoch absolut nichts Neues.
Darum zum Fazit:
Wirklich ein meisterlich gemachter Film. Eine Fortsetzung welche so solide an den ersten Teil anknüpft, dass man die beiden Werke kaum mehr trennen kann.