Thema #20: Q oder X als Anfangsbuchstaben
Film: Queen & Slim von Melina Matsoukas
Erscheinungsjahr: 2019
Laufzeit: 133 Minuten
Wo gesehen: Sky
Daniel Kaluuya hat ein Tinder-Date mit Jodie Turner-Smith und es läuft so mittelmäßig. Richtig schlecht läuft es allerdings erst, als sie auf der Heimfahrt in eine Polizeikontrolle geraten. Es beginnt ein Road-Movie durch den Süden der USA.
Uff, da hab ich mir bei der schnellen Titelsuche ja ein Teil ausgesucht. Das ist wohl, was man einen politisch aufgeladenen Film nennt. Den Film hier groß zu beschreiben und zu besprechen ist echt nicht leicht, da er auf der einen Seite einem wirklich die strukturellen Probleme mit Rassismus in den USA mit dem Dampfhammer ins Gesicht klatscht, auf der anderen Seite aber eine Überästhetisierung an den Tag legt die jedes Katy Perry Video alt aussehen lässt.
Dieser Film ist eine kontroverse Mischung, passt aber wohl zu der Regisseurin, die einerseits natürlich einen ganz anderen Blick auf das Thema Rassismus hat auf der anderen Seite eben durch viele produzierte Musikvideos, für Rihanna, Beyonce etc. genau für diesen Stil der Überästhetisierung steht.
Gefallen hat mir definitiv der knackige Beginn und die kontroversen Thematiken. So bleibt man trotz der doch recht langen Laufzeit interessiert am Ball. Außerdem fand ich die angesprochene Überästhetisierung bei den Landschaftsaufnahmen im Zusammenspiel mit der Musik sehr passend: Südstaaten-Road-Movie-Feeling.
Trotzdem man kommt nicht drumherum um den Inhalt zu reden und dabei ist das Script für mich der Schwachpunkt des Films. Die Dialoge sind zu großen Teilen echte Grütze. Vielleicht erreicht man ja so eine jugendliche Zielgruppe (?) aber nicht nur während dem Tinder-Date (warum muss man eigentlich Tinder nehmen und nicht was Neutrales? Gibt mittlerweile ja 1000de von den Plattformen. Nur so am Rande) sondern durch den ganzen Film fühlen sich die Gespräche zwischen den Beiden immer wie so ein Twitter-Diskussions-Thread über ein streitbares Thema an. Hier mal ein Stichwort eingeworfen, da mal ein Lacher etc. aber 0 Fluss, 0 Chemie, 0 Authentizität (sry für das böse Wort).
Dazu kommen wirklich etliche Entscheidungen der Protagonisten wo ich mich einfach nur frage: Warum? Da sind teils so dämliche Aktionen dabei, dass ich die zumindest nicht mehr nachvollziehen kann, egal wie stark ich mich versuche in die Protagonisten hineinzuversetzen.
Und als Letztes: Das übergeordnete Warum? Was möchte der Film eigentlich jetzt genau? Ich hab keine Ahnung.
Möchte der Film ein cooles überästhetisiertes Road-Movie mal in einem anderen Kulturkreis, wie man es von Hollywood gewohnt ist, sein? Dafür baut der Film aber viel zu viel, vor allem gegen Ende, Politisierung ein, ohne dass man selbst Parallelen ziehen muss. Die sind schon lange da. Gewollt.
Soll der Film dann eben eine Anklage sein? Soll er uns über die Missstände nicht nur aufklären sondern auch schocken? Dafür sind einfach viel zu viele nicht nachvollziehbare Aktionen dabei. Sowohl im Handeln der Personen als auch im Zusammenschnitt der Szenen (Jeder der den Film gesehen hat, wird sich an die Szene mit der Vermischung zwischen blutiger Polizeigewalt und Sex erinnern. Und ich kann nur sagen: What?).
Oder ist der Film klüger als wir alle und ist einfach ein Porträt der verkorksten Welt? Tatsächlich hatte der Film für mich so Ansätze von „Fuck the World“ (Slim fragt Queen woher sie denn weiß ob ein Mandant unschuldig ist. Die Antwortet: „Weiß ich nicht“. „Warum verteidigst du die Leute dann?“ „Weil’s mein Job ist“). Für mich recht ironisch im Zusammenspiel mit so mancher Polizeiaktion in dem Film. Bezweifle aber, dass das so gewollt war. Dazu ist der Charakter der Queen auch einfach zu schwach, in meinen Augen. Was das genau zu porträtieren versucht hab ich auch nicht durchdrungen. Die clevere aufgeklärte Anwaltslady war es für mich jedenfalls zu keinem Zeitpunkt.
Vor dem Fazit noch ein kleiner Exkurs. Der Film hat in den USA ein R-Rating (völlig zurecht für mich). Kann gut sein, dass das R-Rating in den USA mal wieder nur wegen den gefährlichen, weiblichen, nackten Brüsten zu Stande kommt, aber in Deutschland ist der Film mit Begleitperson ab 6 freigegeben. Ich stelle mir gerade den unpassendsten Film vor in den eine Familie mit seinen sechsjährigen Kindern gehen kann. Ich glaub ich hab einen neuen Film der dabei unter die Favoriten kommt.
So bleibt ein streitbares, politisches Road-Movie (in Wikipedia steht ein romantischer Thriller - das war so ziemlich des Letzte was der Film für mich war -) was für mich sehr interessante Ansätze hatte und den Road-Movie-Charakter gut unterstrichen hat, allerdings durch ein aus meiner Sicht wirklich sehr schlechtem Skript leidet. Rein von der Relevanz und um sich selbst über so einen kontroversen Film eine Meinung zu bilden, würde ich den Film aber trotzdem zum einmal Anschauen noch empfehlen. Deshalb noch solide
6 von 10 politische Statements