So, jetzt hab ich auch den Joker gesehen.
Achja, und ihr könnt euch ruhig dieses Lied geben:
Was soll ich sagen? Er hat mich vollstens abgeholt.
Joaquin Phoenix, meine Güte.
Also, das, was mir sehr im Kopf geblieben ist, zuerst:
Was zum Film an sich:
Ich finde es hammer, wie der Film die Geschichte um Arhur Fleck bzw. Joker erzählt.
Während des Films habe ich mir mehrmals gedacht: „Wait! Das ist interessant!“ Denn wenn man den Film nicht schon mit Arthur Fleck als Protagonisten begonnen hätte, wäre man jetzt „auf der Seite“ von anderen Leuten. Und demnach hätte es auch sehr gut sein können, dass der Film z.T. aus anderen Perspektiven erzählt hätte werden können.
Dass dem aber nicht so ist, sondern konsequent bei der „Schiene von Joquin Phoenix“ bleibt, finde ich mutig. Und es hat sich gelohnt.
Was mich überrascht hat, und was ich gelungen finde, ist, wie sich der Film in das Batman-Universum einfügt, wenn auch etwas eigensinnig. Dass durch die aufstände z.B. die Eltern von Bruce getötet werden…
(Das eröffnet dann nur die Situation, dass wenn Bruce dann zu Batman wird, der Joker dann locker 50, 60 oder 70 sein müsste, je nachdem wie alt er eben zu der Zeit des Films war. Aber das finde ich kein großes „Problem.“)
Auch noch meisterhaft hingezaubert fande ich den doppelten Plottwist, der immer noch den „wahren“ Kern des Jokers wahrt. Zuerst kennt man ihn nur als Arthur Fleck, dann als unehelichen Sohn von Thomas Wayne, womit man wieder ganz auf Seiten von Arthur Fleck steht. Und dann die Enthüllung, dass er adoptiert wurde, seine Eltern somit unbekannt sind. Man könnte sagen, hier könnte Arthur Fleck vom Zuschauer „Sympathie einbüßen“. Tut er aber nicht, denn es ist nicht seine Schuld, dass ihm so übel mitgespielt, und dass er als Kind misshandelt wurde.
Soundtrack und musikalische Untermalung: Sehr gelungen.
Einerseits wie gewohnt Filmmusik als Begleitung, andererseits trägt sich aber auch viel zur Stimmung bei, um sie korrekt zu deuten, ähnlich wie bei Leone-Western. Andererseits aber auch Lieder aus verschiedensten Jahren, die zum Topos des „Joker“ passen.
Und gegens Ende hin Cream mit „White Room“. Mann, das hat mir richtig Freude bereitet.
Die Visuals sind exakt getroffen, und sehr angenehm gestaltet. Man hat richtig einen „guten“ Eindruck von Gotham bekommen. (Was mir aufgefallen sind: In einigen Shots sind in der Tat die „Super Ratten“ durch die Gegend gekrochen!). Allen voran das Outfit des Jokers. Es ist keineswegs so Comic-artig wie einst Jack Nicholson, oder so drüber wie Jared Leto’s Joker und gleichzeitig nicht so modern wie Heath Ledger’s Joker. Sondern eine geschickte Kombination aus allen. Und vor allem: Gut creepy.
Bild und Klang harmonieren auch des öfteren sehr prägnant, wie etwa wenn Rhythmen der Musik an das bildlich gezeigte angepasst werden.
Und da ich schon Heath Ledger genannt habe: Ich habe vor dem Film jemanden sagen gehört: „Meine Meinung darüber, dass Heath Ledger der beste Joker ist, wird der Film nicht ändern können.“
So habe ich nicht gedacht. Ich mags nicht zu sagen, dass Heath Ledger besser oder schlechter als Joaquin Phoenix ist.
Bei der Joker-Darstellung von Ledger fand ich immer, dass er die Durchtriebenheit, die Planung, das Kalkül eines Mannes, der die Welt brennen sehen möchte gut transportiert hat. Ledgers Joker wirkte auf mich eher in Kontrolle über sich, zwar nur noch knaoo im Zaum gehaltene Emotionen, aber immer noch kontrolliert.
Was mir zum Joker von Ledger aber dann gefehlt hat, war immer der Zugang.
Und das ist, wo Joaquin Phoenix ansetzt. Schon in den ersten 20 Sekunden feuert der Phoenix ein wahres Feuerwerk ab, das man als Zuschauer nicht versteht, aber mitfühlen kann. Phoenix’s Joker arbeitet eher damit, zu zeigen, wie er durch einen gewissen Eigenanteil, aber durch einen allergrößten Anteil der Leute um ihn herum zu dem gemacht wurde, was er dann ist.
Die Emotionalität hinter dem Joker, seine „Entstehungsgeschichte“, die beteiligten Leute, seine tragische Vergangenheit, Schicksalsschläge und seine Erfahrungen, dass er einmal ein niemand ist, einmal der uneheliche Sohn von Thomas Wayne, und dann adoptiert, von seiner Mutter belogen und misshandelt, da sie seine Lachanfälle für Fröhlichkeit halten wollte und nicht als das erkannt hat, was sie sind.
Insgesamt ist so der Joker, dargestellt von Phoenix, für mich greifbarer, emotionaler und näher, und damit für mich persönlich der bessere Joker, da er mir mehr gibt, worauf ich achten kann und was ich verstehen kann. Auch fand ich es toll, dass Phoenix nicht immer so kontrolliert als Joker aufgetreten ist, wie Ledger. Phoenix’s Joker war immer etwas labil, ganz wackelig, und seine Pläne waren nie „Masterpläne“ von langer Hand geplant. Ein wenig Planung, etwas Glück, und viel Improvisation und Verrücktheit haben zusammengeholfen, um Pläne umzusetzen.
Was Joaquin Phoenix hier abliefert, ist einfach auf einem anderen Level, und sollte unbedingt gesehen werden