Midsommar:
Hmmm… muss sagen, bin ein bisschen enttäuscht.
Habe schon viel gutes von dem Film gehört. Und zu Beginn des Filmes war ich auch sehr angetan.
Ich wusste nicht, dass der Film von Ari Aster, dem Macher von „Hereditary“ war, aber etwa eine Viertelstunde in den Film wurde es mir klar. Die Handschrift ist definitiv die gleiche und das ist auf jeden Fall etwas positives. Aster scheint Horrorfilme zu machen, welche voll und ganz darauf setzen, dem Zuschauer ein ungutes Gefühl zu geben. Aber nicht durch Jump Scares, sondern durch langsame, kalkulierte Inszenierung der Szenen, untermalt mit einer ganz eigenen Soundkulisse.
Und die Inszenierung bleibt von Anfang bis zum Schluss sehr, sehr hochwertig und gut.
Weshalb es mich dann doch etwas überrascht, wie sehr unkreativ der Rest des Filmes daher kommt.
Als jemand, der bereits einige Horrorfilme gesehen hat muss ich gestehen, war ich überrascht wie extrem der Film schlussendlich nach Schame F abläuft. Überraschungen gab es für mich fast keine. Der grosse „Schocker“ zum Schluss ist, dass es um Menschenopfer geht und das Leute für die Gesellschaft und die Ernte lebendig verbrannt werden. Ok… Ich sage jetzt nicht, an welchen Film mich das „erinnert“ um nicht einen der beiden Filme zu spoilern, aber ich kann nur sagen dass „erinnern“ das vielleicht falsche Wort war. Denn es ist nicht „ähnlich“ wie ein anderer Horrorklassiker, es ist das genau gleiche Ende.
Und auch sonst war ich überrascht, wie sehr der Film eigentlich der Struktur klassischer Slasherfilme folgt. Ok, man hat die Gruppe junger Leute (inklusive dem Nerd und dem sexbesessenen Deppen), welche dann einer nach dem anderen verschwindet. Man weiss, mit Sicherheit, dass einige von ihnen sterben, sieht aber nicht alle Tode… und dann im „Finale“ entdeckt einer der verbliebenen Charaktere beim rumrennen nach und nach, was für ein gräuliches Schicksal seine Freunde alle erlitten hat. Das ist effektiv der Aufbau eines JEDEN Slasher-Filmes aus den 70ern, 80ern und 90ern. Sowie einer ganzen Menge der neueren, welche oft dafür kritisiert werden, wenn sie zu generisch sind.
Ich denke, was man zur Verteidigung vielleicht sagen könnte ist, dass es in dem Film nicht um den PLOT geht, sondern um das innere Trauma der Protagonistin. Und dass vieles in dem Film eine Art Spiegelung und Verarbeitung dessen ist, was ihr zu Beginn zugestossen ist. Und dann spielt der übergeordnete Plot nicht so wirklich eine Rolle, sondern die Details sind dann wichtiger, sodass man zum Schluss eine neue Perspektive auf alles hat.
Nun, wenn DAS die Idee war, dann ist es recht an mir vorbei gegangen. Ich meine, es ist relativ offensichtlich, dass es um das Traume der Protagonistin geht, aber irgendwie muss ich gestehen: Ich habe es vermutlich nicht ganz verstanden. Denn abgesehen von gewissen Momenten die relativ deutlich sind, sowie einiger Zeilen eines der Monologe in der Mitte des Filmes scheint der Rest eigentlich relativ unabhängig des angesprochenen Traumas zu laufen, und der Film wäre genau gleich abgelaufen, wenn man den Anfang nicht hätte, und das Protagonistenpäärchen einfach ein Päärchen wäre, welches normale Beziehungsprobleme hatte.
Keine Ahnung, wie gesagt, vielleicht habe ich den Film einfach nicht verstanden. Aber ich kann ihn nur bezüglich dessen beurteilen, was ich mitbekommen habe, und da war es schlussendlich trotz der wirklich genialen Inszenierung ein eher generischer Film, den ich unter anderen Titeln bereits mehrfacht gesehen habe.
Immerhin: Florence Pugh ist immer gut, die Schauspielerin mag ich sehr, und sieh zeigt auch hier wieder eine sehr gelungene Darstellung ihres Charakters.
Fazit: Toll inszeniert, mit ganz starker Atmosphäre. Aber vom Plot und Inhalt her dann doch überraschend generisch, sodass ich dann doch recht enttäuscht zurückblieb.