Ist zwar schon wieder eine Weile her, aber was soll’s:
Ghostbusters (2016) ist ein Film, der extrem schwer zu beurteilen ist und das liegt eben daran, dass er einen Rattenschwanz an verhunztem Marketing, verärgerten Fans des Originals und der ganzen Debatte im Vorfeld hinter sich zieht. Sowohl der Regisseur, als auch der Cast haben sich keinen Gefallen damit getan, alle kritischen Stimmen im Vorfeld als sexistisch und frauenfeindlich abzustempeln. Weiterhin sagte Regisseur Paul Feig, dass er damit etwas Neues und Eigenes kreieren wollte, was einfach Quatsch ist. Der 2016er Ghostbusters zitiert, kopiert und parodiert das Original, wo es nur geht. Ganz schlimm stechen hier dann die Cameos der Hauptprotagonisten aus dem Original heraus. Die spielen hier komplett andere Charaktere und das macht insofern wenig Sinn, als dass der Film dennoch hier und da kurz auf die Ereignisse von vor 30 Jahren verweist. Also, was denn nun? Reboot oder doch eine halbe Fortsetzung? Und leider muss man auch sagen, dass vor allem der Bill Murray-Cameo schwach umgesetzt wurde und einen sehr unbefriedigt zurücklässt. Ist schon traurig, dass der Film „Zombieland“ einen besseren Bill Murray-Cameo als ein Ghostbuster hatte als das verfluchte Reboot.
Hinzu kommt noch, dass der neue Film sich nicht so wirklich wie ein Ghostbusters anfühlt und das liegt daran, dass die ursprüngliche Idee, an das ganze Geister-Phänomen wissenschaftlich und physikalisch heranzugehen, ad absurdum geführt wird. In den ersten beiden Filmen diente der Protonenstrahler als eine Art Haltevorrichtung für die Geister, um sie damit vorsichtig in die Fallen zu bewegen. Wenn man sich den neuen Ghostbusters ansieht und erkennt, dass die vier Damen mit den Protonenstrahlern wie mit Lichtschwertern durch die Gegend hüpfen und mit unzähligen Geistern Bowling spielen, dann muss man einfach sagen, dass hier jemand das Original nicht verstanden hat. Die ganze Wissenschaftler-Nummer im neuen Film ist sowieso eine schlechte Fassade, da man hier ab Minute eins niemandem abkauft, von Physik auch nur eine leise Ahnung zu haben, was im Original noch nicht ganz so war. Dazu kommt dann noch, dass die Atmosphäre im neuen Film eine ganz andere ist. Während die ersten beiden Ghostbusters-Filme teilweise sehr makaber waren, fehlt Paul Feigs Film jeglicher Grusel oder eine halbwegs düstere Stimmung. Man sitzt da und erlebt von Anfang an einen kunterbunten und lachhaften Popcorn-Film, der mehr Gags bereithält als drei Komödien zusammen. Als großer Fan der ersten beiden Filme kann man hier also durchaus enttäuscht werden.
DENNOCH fand ich persönlich Ghostbusters (2016) gar nicht verkehrt. Losgelöst von der fürchterlichen PR, von den fragwürdigen Aussagen im Vorfeld, von den schlechten Cameos und von dem Original, ist das grundsolides Popcorn-Kino. Und ja, man kann das losgelöst davon sehen. Ich halte auch das Original, ehrlich gesagt, nicht gerade für den heiligen Gral der '80er Jahre, da für mich beide Filme klar sichtbare Schwächen und sich stellenweise grobe Patzer erlaubt haben. Natürlich ist die Grundidee ein Kult und auch ich habe beide Filme zunächst gefeiert, aber wenn man die sich mit größerem zeitlichen Abstand ansieht, dann ist da leider viel Mist drin. Halbgare One-Liner und fragwürdiges Pacing findet man nicht unbedingt im letztjährigen Reboot.
Ghostbusters (2016) funktioniert für mich aus zahlreichen Gründen. Der Film hat eine klare, durchdachte Struktur, ein gutes Pacing, eine halbwegs nachvollziehbare Entwicklung der Geschichte, hier und da einen gelungenen Lacher und ein funktionierendes Quartett. Hörst du das, Suicide Squad? Gerade Kate McKinnon und Chris Hemsworth haben mir eigentlich stets gefallen. Selbstverständlich artet der Film am Ende in einem riesigen CGI-Feuerwerk aus und es gibt eine Menge Szenen, die völlig übertrieben und unnötig waren, aber am Ende des Tages ist das trotzdem rundes Popcorn-Kino, das man auch mit der Familie schauen kann, weil hier nicht alle zwei Minuten Gags unter der Gürtellinie gezündet werden und mit Fäkalsprache um sich geschossen wird. Am besten funktioniert der Film also dann, wenn man die Vorgänger komplett ausblendet und den Film als eine bunte und nette Nonsense-Geisterjäger-Komödie betrachtet. Er ist nicht mehr und er ist nicht weniger. Wenn du bis hierher durchgehalten und alles gelesen hast, verleihe ich dir hiermit die Fleißige-Lesebiene-Medaille. Glückwunsch!