Ich habe vor zwei Tagen Cyberpunk 2077 abgeschlossen.
90 Stunden habe ich auf der Series S mit dem Spiel verbracht, bevor mir die Credits präsentiert wurden.
Mit sehr gemischten Gefühlen lässt mich das Spiel zurück. Während der Spielzeit dachte ich sowohl „Eines der besten Spiele die ich je gespielt habe!“, als auch „Was für ein Dreck!“. - Beide Aussagen sowohl auf die Technik bezogen, als auch auf die Geschichte und das Universum, welche mir präsentiert wurden.
Um mal mit dem Punkt zu beginnen, den man wohl in erster Linie mit dem Titel verbindet: Die Technik.
Ich kenne nur den aktuellen Stand nach dem kürzlich veröffentlichten „Riesen-Patch“ (v. 1.05!?!?). Sprich: Ich habe mir das Spiel erst nach diesem Patch zugelegt und nicht bei Release gekauft und dann gewartet.
Unspielbar ist CP nicht mehr. Die heftigen Bugs, Abstürze und alle weiteren Unzulänglichkeiten, die man von der Release-Version kennt, sind nicht mehr vorhanden; zumindest nicht in dieser heftigen Form.
Je weiter meine Spielzeit voranschritt, desto instabiler wurde jedoch das technische Gerüst. Zu Beginn des Spiels gibt es eine Szene, in der man in einem Wohnwagen steht. Hier habe ich meinen ersten „Bug“ gefunden: Kantenflimmern bei einer (!) der Fensterscheiben.
Am Ende des Spiels hatte ich drei Missionen offen, die ich nicht abschließen konnte, weil missionsrelevante Dinge (einmal ein Dialog und zweimal ein Telefonanruf) nicht getriggert wurden. - Soviel zur Spannweite, was die Qualität der Spielfehler angeht.
Des Weiteren haben mich während der gesamten Spielzeit immer wieder auftretende kleinere Bugs (Fahrzeuge hängen in Gebäuden fest, NPCs laufen durch Autos, optionale Missionsziele werden nicht als „erledigt“ anerkannt u. ä.) gestört und damit - und das ist der Kern des Technik-Problems - die Immersion gebrochen.
Der eine (!) Komplett-Absturz ist (auf die Spielzeit bezogen) dahingehend fast zu vernachlässigen…
Lief CP allerdings ohne Probleme und die schwache Technik lies mich in Ruhe, so war ich von Night City und den Badlands, von den Lichteffekten, von den Character-Modellen, von den Dialogen und auch von der durchaus gelungenen deutschen Sprachausgabe sehr angetan. - Richtig super finde ich die Stimme von Keanu Reeves. Ein hoch auf David „Hank Moody“ Duchovny.
Auch die Geschichte und die Probleme, mit denen ich selbst und die Menschen aus Night City zu kämpfen hatten, haben mich immer wieder in ihren Bann gezogen und mich angenehm an Sci-Fi-Dystopien wie beispielsweise „Blade Runner“ erinnert. Dies gepaart mit den RPG-Elementen hat mich wirklich gut unterhalten; ebenso wie das Missionsdesign (vor allem das der Hauptquests) und die authentisch präsentierte Welt.
Lasse ich die Technik als negativen Aspekt aussen vor, so habe ich nun nur noch Kritikpunkte, die mich subjektiv gestört haben, die ich aber dem Spiel / den Entwicklern nur bedingt ankreiden kann.
Der sechsmonatige Skip zu Beginn des Spiels hat mir zum Beispiel ebenso wenig gefallen, wie das Ende, wo wir dann auf einer Raumstation sind. - Warum zum Teufel bin ich da im Weltraum? Was habe ich da verpasst?
Einen weiteren Kritikpunkt möchte ich jedoch gerne hervorheben, da dieser mir in der letzten Zeit - um nicht zu sagen in den letzten Jahren - in verschiedenen Spielen begegnet ist: Der Umgang mit der Open World, nachdem man das Spiel (= die Hauptquest / die Geschichte) beendet hat.
Es gibt bei CP eine Stelle im Spiel, bei der man darauf hingewiesen wird, dass man nun so lange nicht andere Missionen anwählen kann, bis die aktuelle abgeschlossen ist. Dies soll einem klar machen, dass das Spiel nun auf das Ende hin zusteuert.
Gleichzeitig vermittelt das Spiel jedoch auf viele verschiedene Arten, dass der Spieler NACH dieser Mission wieder in die Welt zurückkommt und das erledigen kann, was noch offen ist.
Allerdings ist dies nicht so. Nachdem der Abspann beendet ist, wird der Spieler (inkl. seiner Belohnungen für das abschließen des Spiels) zu dem letzten Speicherpunkt VOR der letzten Mission gesetzt. Sprich: Die Hauptquest / die Geschichte ist somit nicht beendet; die Problematik (hier: der Chip ist in meinem Körper) ist wieder vorhanden.
Wer CP2077 bisher nicht gespielt hat - oder meiner etwas kryptischen Erklärung nicht folgen konnte - wird eventuell nicht verstehen, was ich meine.
Horizon: Zero Dawn und Mad Max sind ebenso vorgegangen. Bei beiden Spielen wurde der Spieler NACH dem Abschluss der Hauptquest wieder auf den letzten Spielstand VOR dem Ende gesetzt. Mad Max hat dafür sogar Figuren wiederbelebt, die in der finalen Mission gestorben sind.
Ich verstehe nicht, weshalb die Entwickler so etwas machen. Ich konnte mich bei allen drei Spielen aus diesem Grund nicht motivieren weiter die Welt zu erkunden, obwohl ich grundsätzlich Lust drauf gehabt hätte.
Denn plötzlich ist die Grundproblematik des Spiels wieder vorhanden, obwohl ich diese kurz zuvor gelöst hatte.
Das ist ein Umgang mit der Open World, der mir absolut nicht gefällt. Ich möchte nach dem beendet des Spiels in eine Welt gesetzt werden, in der die Hauptquest gelöst ist!
Damit komme ich zum Ende meines Posts. - Cyberpunk 2077 ist zwischen Beginn und Ende eines der Spiele, das mir noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird. Die Entwickler präsentiert Figuren, Missionen, Ansichten und Darstellungen, die authentisch sind und deshalb gerne in Erinnerung bleiben.
Vor allem das unglückliche Ende des Abenteuers und das (noch immer) recht schwache technische Gerüst sollte man so gut es geht versuchen auszublenden.