Ich lese weiter recht langsam meiner Vlad’schen Obsession hinterher:
- Das Osmanische Reich (Josef Matuz)
- Corpus Draculianum Bd.3
- Who’s Afraid of Gender? (Judith Butler)
- Die Welt im Rücken (Thomas Melle)
Neu:
5.
Tolle Literatur zu Vlad III mit ein paar Schwächen im Detail. Teils streift man gefühlt die Populärwissenschaft, ich mag es nicht, dass die Fußnoten ganz am Ende sind statt einfach unten im Text. Manchmal übertreibt Märtin es mit Blockzitaten, die teils so lang sind, dass ich 1x lachen musste. Florescu und McNally, die eindeutig populärwissenschaftliche Arbeiten zu Vlad III anboten, werden etwas zu unkritisch hingenommen, aber um sie herum kommt man wohl nie.
Märtins größter Verdienst ist, dass er nicht einfach nur Vlad III behandelt, sondern über den gesamten Balkanraum vor und während seiner Herrschaft(en) berichtet, Viel interessantes zu Hunyadi und den Osmanen ist hier rauszuziehen (z.B. wieso ihre Bögen zeitweise so viel besser waren). Zudem gibt es einen Exkurs zur Grausamkeit im Spätmittelalter, da Vlad III durch Propaganda extreme Grausamkeiten zugesprochen wurden, um ihn zu dämonisieren (sicher nicht gänzlich zu unrecht). Allerdings ist das Spätmittelalter generell - auch Europa - ein Peak, was Gewaltanwendung angeht. Das Pfählen, dem Vlad III einen Beinamen verdankt, war nicht nur bei ihm ein Ding, sondern bei den Osmanen und den Europäern ebenso. Außerdem gibt es viele nette Karrikaturen, Fotos von Waffen/Klöstern/Denkmälern, was das ganze abrundet.
Die C.H.Beck Wissen-Bücher mögen zwar in ihrer Zitierfähigkeit nicht ideal sein, eignen sich aber wunderbar für eine einführende Lektüre in etliche Themen. So liest sich Vlad III hier ebenso gut weg und es gibt ein paar Details, die ich noch nicht wusste (bspw. Alexandru I. Aldea betreffend, einem Woiwoden der Walachei von 1431-1436. Vlad III löste ihn für seine erste, kurze Herrschaft ab.)
Die Eingliederung Vlads in die größeren Wirren des Balkangebietes fallen hier in dem Umfang weg, dafür gibt es im 2. Teil aber eine detaillierte Aufarbeitung des Vampir-Mythos, wo dieser historisch herkommt, was er (nicht) mit Vlad III zu tun hatte, wie die Literatur Vampirstoffe verarbeitete (Stokers „Dracula“ wird am meisten Platz gewidmet) und wohin das im Bezug auf Filme führte. Wie gesagt als Einführung sehr gut zu lesen.
Aktuell lese ich eine Studie zur „Geschichte des frühen Siebenbürgens (895-1324)“ von Gyula Kristo. Diese Zeit deckt sich zwar nicht mit meiner Obsession mit Vlad III, aber Transsilvanien hat mich schon immer interessiert. Mich juckt zwar die spätere Zeit mit den Siebenbürger Sachsen (die Bezeichnung ist irreführend) mehr, aber ich will einen Überblick vom Ganzen.