WM-Studio 2022

Was ungefähr genau so scheinheilig ist, wie hier den großen Moralapostel zu spielen.

54 Beiträge wurden in ein existierendes Thema verschoben: Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar

War sehr interessiert, wie sich das WM-Studio nun nach dem ersten Spieltag darstellen würde und muss sagen, ich fand die Ausgabe extrem stark.
Die beiden Gäste brachten viel Interessantes mit ein und alle 5 haben auf einem Level diskutiert, den ich sehr ansprechend fand.
Seien es Aussagen denen ich mich anschliesse oder bei denen ich klar anderer Meinung bin.

Möchte da auch Etienne mal insbesondere loben, an dessen Aussagen ich mich in Bohndesliga doch öfters mal reibe.
Seinen emotionalen Ausbruch fand ich so nachvollziehbar, wie aber auch tatsächlich sachlich vorgetragen und hat mich dann emotional doch etwas bewegt.

Vielen Dank für diese Ausgabe, liebes Bohndesliga-Team.

Edit: oh kleines PS.
Finde nicht, das Nils soooo oft erwähnen muss, wie schwierig es ist, das ganze zu behandeln.
Das entsteht sicher auch aus einem autenthischen Gefühl von Unsicherheit aber das muss er so nicht haben, finde ich.
Die die ähnlich denken verstehen es sicher ohnehin. Die die anders denken, werden diese Aussagen nicht milder in ihrer Ablehnung stimmen.

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Kann ich nur zustimmen. Ich habe die erste Ausgabe noch stark kritisiert, da das Sportliche zu sehr im Fokus stand. Mir wäre es zwar lieber, wenn man nur die außersportliche Aspekte thematisieren würde. Aber so, wie es gestern war, war es dennoch eine deutliche Steigerung. Bleibt es so, werde ich die Sendung weiterhin verfolgen. :slight_smile:

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Zur Bindendiskussion und dem Einfluss auf die Leistung. Sami Khedira sagte, dass die ganze Erdogan-Foto Diskussion rund um 2018 schon sehr abgelenkt hat. Diese Ablenkung können wir diesmal mit dem Faktor 100 Mal nehmen.

In allen Interviews mit Spielern und Verantwortlichen, in jeder PK, in allen Berichten geht es zu 75% um Katar und die Kritik daran, in welcher Form auch immer. Es wird ja auch nicht mehr über Sport gesprochen, sodass man sich fokussieren könnte, und das andere Thema zumindest kurzzeitig in den Hintergrund schiebt.

Und warum England und Spanien trotz der Diskussion Leistung gebracht hat? Weil die Diskussion dort eben nicht in dem Maße wie bei uns gerade im Umfeld der Spieler geführt wird.

Und das mit der gelben Karte ist sowieso ein Ammenmärchen. Das hätte ganz andere Konsequenzen nach sich gezogen. Diese Binde ist für die Kataris und die FIFA die gleiche Kategorie als würde jemand die Rote Armee-Binde tragen. Würden wir dann hier über gelbe Karten reden?

In Deutschland und gerade bei Kritikern, die nicht so sehr in der Materie sind, scheint da häufig schnell davon ausgegangen werden, dass Deutschland nun den größten Einfluss hat auf weitere Vorgehensweisen der FIFA. Nein, Infantino wird auch im nächsten Jahr wieder 90% der Stimmen bekommen, selbst wenn sich da 7-8 Nationen zusammentun. Eine Stimme von England oder Deutschland ist dort nämlich nicht mehr wert, als eine Stimme von Osttimor. Und die stehen alle hinter dem Mann.

Einzig ein gemeinsamer Vorstoß mit Androhung von Konsequenzen (Austritt von 4-5 wichtigen Nationalverbänden) würde etwas ändern. Aber dazu fehlt einem die Fantasie, da all das dort eben weitaus weniger kritisch gesehen wird, als bei uns.

Auch finde ich die Diskussion, so wie sie hier geführt wurde, recht eindimensional, da hätte ich mir von Tobi ganz wertfrei die ein oder andere Einordnung gewünscht.

Der unbedarfte Zuschauer denkt zum Beispiel nach wie vor, dass es außer Gelb nichts gegeben hätte. Oder das ein Manuel Neuer groß eine andere Wahl gehabt hätte.

Außerdem muss man auch sehen wie die Kritik gelagert ist, das verstehen irgendwie auch die Menschen auf Social Media nicht. Auch Zuschauer boykottieren das Turnier aus mannigfaltigen Gründen. Viele weil es im Winter ist, viele weil es in einem Land ohne Fußballkultur stattfindet, viele wegen der Politik Katars, viele wegen der toten Gastarbeiter, viele aber auch einfach nur wegen der FIFA allgemein. Diese Differenzierung findet hier nicht statt. Ein Mund zu halten der Nationalelf war nämlich ausschließlich Kritik an der FIFA.

Und wer das alles oder ausgebliebene Aktionen mit dem nicht singen der Iraner vergleicht, der sollte sich dann doch irgendwann mal informieren.

Und mal allgemein zu aktuellen Kritikkultur:
Die hanebüchenen Kritikpunkte vieler Personen mit großer Followerschaft ist schon schwierig zu lesen, da dort häufig kaum etwas irgendwie stützbar ist. Diese Leute wollen nun auch durch die Kritik an etwas (das sie nicht wirklich verstehen) oder die Positionierung für oder gegen etwas sich selbst in ein gutes Licht stellen und Aufmerksamkeit generieren, obwohl vieles einfach komplett substanzlos ist. Mehr als „Das ist aber kacke“ würde sinngemäß da aber nicht kommen. Irrational - eindimensional - polemisch. Und die Fans hängen sich da einfach dran, was konstruktive Debatten vollkommen unmöglich macht. Und so ist es leider gerade gefühlt überall.

Noahs Einblicke und Meinungen fand ich wiederum sehr interessant.

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Findest du das mannigfaltig? Am Ende hängen die Punkte doch alle zusammen. Ohne Korruption in der Fifa, wäre das Turnier nicht in Katar, einem Land ohne Fußballkultur, es wären keine Gastarbeiter beim Bau der Stadien gestorben, es gäbe keine Bühne für die Politik Katars und es würde nicht im Winter stattfinden.
Das Korruptionsproblem ist in der Fifa allgegenwertig und am Ende mMn ein fußballinternes Problem wo sich der Fußball selbst reinigen muss. Ich persönlich hätte gar kein Problem wenn die WM in einem Land ohne/wenig Fußballkultur stattfindet, solange sie ein schönes Turnier für die Menschen vor Ort (Zuschauer, Spieler, Journalisten) ausrichten (mal abgesehen von der Umweltbelastung durch den Neubau der ganzen Stadien, aber das ist nochmal ein anderes Thema).
Das Hauptproblem ist doch, dass es in einem Land stattfindet in dem vielen Menschen die Grundrechte verwehrt werden und man bei der FIFA offenbar Geld über Menschenrecht stellt. Man hätte Katar bei der Bewerbung klipp und klar sagen müssen: Ihr dürft euch gerne bewerben, dazu müsst ihr in eurem Land aber erstmal ein paar Dinge ändern, die jedem Menschen Freiheit und Selbstbestimmung garantiern, und dann kommen wir auch gerne zu euch. Da hätte man vielleicht wirklich etwas bewegen können. Denn so wie es jetzt ist, wird sich mit Sicherheit nichts ändern.

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Stichwort Kritikkultur:

Manche Dinge die du in deinem Post behauptest, wie z.B. „da wäre definitiv mehr gekommen als eine gelbe Karte!“ ohne das auf irgendeinen Fakt zu stützen, im Gegenzug aber zu kritisieren, das man „unbedarfte Zuschauer“ in falschem Glauben liesse, ist ziemlich haltlos.
Sie haben den Punkt diskutiert und, je nach Person, relativ klargemacht, warum sie glauben, zu welchem Strafmass es wohl kommen würde bzw. nicht kommen würde.

Kann sein das du recht hast. Kann sein das es nicht so ist.
Einfach zu sagen „doch, so ist das!“ wirkt jedoch ähnlich oberflächlich, wie das, was du anderen vorwirfst.

Hier ebenso. Von oben herab und polemisch.
Wie andere Leute Fragen von Prinzipien und moralischen Werten gewichten, ist nicht deine Sache und so ein arrogante, anmassende Aussage, schwächt deine sonst durchaus nachvollziehbaren Punkte.

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Natürlich, bei vielen Leuten schon. Es gibt aber auch genügend Leute, die die WM nicht schauen, weil sie im Winter ist. Da kenne ich zwei Beispiele persönlich.
Oder auch nur, weil sie eben in einem Land stattfindet, das keine Fußballkultur hat.

Das ist ja alles vielschichtiger als man denkt. Das mit der One Love-Binde würde Millionen Menschen am Allerwertesten vorbei gehen, hätten sie sie getragen oder nun nicht.
Viele denken eben auch, dass man sich nicht in die Kultur (oder wie man es auch nennen möchte) anderer Länder einmischen sollte. Das haben wir nun ja auch schon von Kapitänen anderer europäischer Nationen gehört (Lloris, Hazard). So denken dann eben auch viele Bürger selbst.

So ist es, aber wie oben bereits geschrieben, in vielen Kleinststaaten Afrikas und Asiens genießt Infantino höchste Anerkennung und somit auch deren Zuspruch. Er hat eben auf der Ebene auch Dinge für diese Verbände getan, die damals undenkbar waren (Qualifikationsregularien geändert, Verbände zugelassen, die es vorher nicht gab, mehr Mannschaften bei den Turnieren usw.).

Also müsste man da halt sehr radikal vorgehen, aber da müssten wie gesagt 5-6 Nationen der Wichtigkeit von Deutschland/England/Spanien zusammen stehen, damit es Impact hat. Eine Drohung in die Richtung Austritt, wenn die Struktur innerhalb der FIFA nicht umgestellt wird, wenn verschiedene Verfahren nicht geändert wären etc.

Diese Phalanx der westlichen Staaten, die auch mächtig wäre, sehe ich aber derzeit nicht.

Das ist der Punkt. In 2 Monaten ist das wohl kaum noch Gesprächsthema. Trotzdem wird das einzig gute dieser WM vielleicht sein, das man den Fokus darauf gelenkt hat. Weil ohne diese WM in Katar, wäre das wohl aktuell auch gerade kaum ein Thema, wie in solchen Ländern mit Menschen umgegangen wird.

Nochmal was zur Sendung, habe ich eben vergessen:
Die Aktion von Colin Kapernick kann man auch nicht mit der jetzigen vergleichen, da ging es um einen Sportler, der nur eine Individualstrafe während einer auf dem absteigenden Ast befindlichen Karriere zu befürchten hatte. Das Statement war natürlich wichtig und hat vieles erst in die Öffentlichkeit gebracht. Aber er war halt zu der Zeit nicht mal Starting Quarterback. Der hat aber ja alles richtig gemacht, ist dadurch noch populärer geworden und hat Werbeverträge für hunderte Millionen gemacht. Die möglichen Sanktionen betrafen aber nur ihn, nicht das Team.Und zu der Zeit wurde das ja nicht mal sanktioniert.
Bei Sebastian Vettel, der im letzten Jahr beim Katar-GP das Regenbogenshirt trug, war dies ähnlich.

Das ist dann wieder der Mythos der gelben Karte. Es wurde bereits von Hansi Flick öffentlich in der PK kommuniziert, dass gelbe Karten in Kauf genommen worden wären. Dann wäre im nächsten Spiel ein anderer als Kapitän aufgelaufen usw. Auch Geldstrafen wären in Ordnung gewesen. Man wurde hier aber anderweitig erpresst. Ja, das Wort Erpressung ist offiziell gefallen. Worum es da genau ging, werden wir wohl erst nach der WM erfahren. Ob es dann um Sperren geht. Ob man die EM 2024 abgenommen bekommt (die FIFA ist in dem Falle der UEFA überstellt), ob man an nächsten Qualifikationen nicht teilnehmen darf usw. Das wissen wir Stand jetzt nicht. Aber es geht hier nicht nur um die viel zitierte gelbe Karte.

Und ich finde es auch ein wenig schade, das der DFB und die Nationalmannschaft als einziger teilnehmender Verband, die dies ständig auch in Interviews ansprechen und kritisieren und auch zumindest irgendeine Reaktion vor dem Spiel gezeigt hat weiterhin in Deutschland derart kritisiert wird.

Ja, ich hätte mir auch etwas mehr Einfallsreichtum gewünscht. Aber wir wissen nunmal nicht, worum es tatsächlich bei Sanktionen gegangen wäre.
Ja, da wäre keiner ausgepeitscht oder getötet worden, aber ist es so wenigen Leuten unmöglich auch mal die Perspektive zu wechseln.

Das wurde in der Sendung auch richtig gesagt. Der Verband ist und vor allem war hier in der Verantwortung. Das kann man nicht von einem einzelnen Spieler erwarten.

Das nun in der Öffentlichkeit trotzdem von abgeschnittenen Eiern usw. gesprochen und geschrieben wird, während man ansonsten Toxic masculinity und Diffamierung verurteilt, ist dann auch wieder fragwürdig. Und das ist im übrigen auch der Punkt eines Christoph Kramer gewesen. Nun dort vor Ort vor den Karren gespannt und instrumentalisiert zu werden, obwohl es von offizieller Seite nie eine Regung gab, das ist zu verurteilen. Wie soll sich ein 19-jähriger Jamal Musiala fühlen, wenn er in jedem Interview 9/10 Fragen darüber gestellt bekommt. Auf Twitter Karikaturen von ihm mit abgeschnittenen Testikeln sieht, schlimme Unterstellungen und teilweise Anfeindungen lesen muss? Dabei möchte er lediglich seine erste WM spielen und nicht so eine große öffentliche Verantwortung haben. Oder Moukoko ist 17.

Dieser Blickwinkel sollte ab und an auch mal eingenommen werden. In der Pflicht steht der Verband, nicht Spieler XY.

Es gibt halt keinen Präzedenzfall. Aber siehe oben.

Weshalb? Dem Iran geht es doch hier um ein ganz anderes Thema. Da hätte niemand die Hymne nicht gesungen, wenn es die Situation im Land gerade nicht geben würde, obwohl die Voraussetzungen auch davor schon ähnlich waren. Das ist dann eher der Fall „Es muss erst etwas schlimmes passieren, damit jemand reagiert“. Und mit einem Protest für oder gegen irgendwas in Katar oder bei der FIFA hatte das halt nichts zu tun.
Wenn es in Berlin eine FFF-Demo gibt und in München eine der Verdi, dann sind das beides Demonstrationen, aber beide wegen komplett verschiedenen Dingen. Deshalb ist der Vergleich zwischen eines One Love-Protests und der Aktion der Iraner einfach nicht zielführend.

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Wobei es gerade bei diesen Punkten für mich dazu gehört darauf hinzuweisen, dass es bei Unterdrückung eben nicht um Kultur geht. Kunst, Architektur sowas ist Teil von Kulturen, aber doch keine Dikriminierung und Folter von Minderheiten. Es würde doch auch niemand auf die Idee kommen zu sagen: „Rassismus ist Teil der Kultur der USA“. Daher haben sich gerade die genannten Spieler mit solchen Aussagen keinen Gefallen getan.

Jein, ich weiß zwar was du meinst, aber jeder Spieler ist neben Fußballer doch auch noch Mensch und vertritt auch Werte. (Der ein oder andere mehr nach außen, als der andere). Das wurde ja auch in der Sendung gestern angesprochen. Da sind Spieler dabei die sind Weltmeister, CL-Sieger Multimillionäre. Spieler wie Moukoko oder Musila können noch 5-6 Turniere (WM oder EM) spielen. Jeder hätte auch für sich selbst die Entscheidung treffen können dort nicht anzutreten und dies auch nachvollziehbar begründen können.
Natürlich wäre das unheimlich viel verlangt, aber wie „schwer“ wäre die Konsequenz daraus wirklich? Die meisten Vereinsfans hätten sich vermutlich gefreut wenn die Spieler dort nicht die Knochen hinhalten (siehe Hernandez). Vergleicht man die Konsequenz damit welches Risiko andere Menschen eingehen (Anti-Kriegs Demos in RUS, Frauen in Iran, Flüchtlinge im Mittelmeer), wäre das „Opfer“ doch vergleichsweise gering.

Darum geht es ja letzendlich in der ganzen Kritik. Wenn einem Spieler persönlich wirklich etwas am Thema liegt, hätte es Mittel und Wege gegeben sich auch gegen Widerstände zu positionieren. Im besten Falle natürlich mit Rückendeckung des Verbandes.
Auf der anderen Seite steht es natürlich jedem Spieler frei, auch klar zu sagen, „mir sind die Umstände der WM egal, ich will nur Fußball spielen“.
Mich stört dass die Teilnahme am Turnier als etwas soooo wichtiges und unumstößliches angesehen wird. Keine Karriere eines Spieler würde durch Nichtteilnahme/Protest einen Schaden nehmen. Die meisten der älteren Spieler sind so priviligiert, denen geht es so gut, da wäre es einfach wünschenswert wenn sie mit gutem Beispiel voran gehen und auch mal die persönlichen Interessen zurückzustellen um sich für eine wichtige Sache zu positionieren.
Im besten Fall gäbe es da auch Geschlossenheit Verbandsübergreifend, denn da sehe ich es wie Nils, ich weiß nicht ob sich die Fifa wirklich die Böße gegeben hätte, mehrere Kapitäne zu bestrafen, wenn diese auf dem Platz (z.B. bei der Hymne) die One Love Binde angelegt hätten. Dazu hätten sich ja auch die Schiedsrichter positionieren können und den Spielern keine gelbe Karte zeigen (falls dies wirklich die Sanktion gewesen wäre).

Gründe wieso ich diese WM nicht schaue:

  • Ich kann mich mit der aktuellen Nationalmannschaft nicht mehr identifizieren (meine Entfremdung von der Nationalmannschaft hat irgendwann ab 2016 begonnen)
  • Ich empfinde die gesamte Kommerzialisierung des Fußballs als falsch, zu dem auch die FIFA mit ihren WM-Turnieren gehört
  • Ich halte die FIFA für korrupt, und finde viele getätigte Aussagen höchstproblematisch. In diesem Zusammenhang kann man auch viele andere Funktionäre der Liga bzw. im Sport dazu nennen
  • Ich empfinde die Wahl für Katar als grundsätzlich falsch (die zahlreichen Gründe möchte ich gar nicht auflisten)
  • Diese WM ist ein absoluter Schaden für diesen Sport. Die Entfremdung von der Basis setzt sich fort

Wen mache ich dafür verantwortlich? Meine Kritik geht vorwiegend an die Verbände (FIFA/UEFA), nationale Verbände wie den DFB. Ich werde keinen Spieler für den ganzen Scheiß verantwortlich machen, und erwarten, dass er jetzt in einem Spiel die Scheiße auslöffeln muss, die zig andere vor ihnen hätten verhindern können. Dieses Turnier ist ohnehin eine absolute Farce.

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Ja, mir ist da kein passendes Wort eingefallen, deshalb auch "oder wie man es nennen möchte). Sitten, Gebräuche, Traditionen wäre ja auch alles nicht richtig gewesen.

Auch das wurde aber ja getan. Seit einem halben Jahr dreht sich jeder Pressebericht und somit auch die Interviews zur WM nur um diese Themen. Die Spieler sitzen da zwischen zwei Stühlen, deshalb kamen da doch auch häufig wischi-waschi-Aussagen, aber immer noch mehr als im Ausland. Und dieses „Diese Millionäre sollen mal XYZ“ ist halt wie „Warum hat der denn Depressionen, der hat doch Millionen auf dem Konto“ eine Unverhältnismäßigkeit. Keiner der Spieler dort würde gerne in Katar spielen, und es ist genau wie auch in der Gesellschaft, dass es dort sicher Menschen gibt, die dies viel publiker machen wöllten, aber dann steht man seiner eigenen Karriere im Weg - klar fällt das nicht ins Verhältnis zu irgendwelchen Demonstranten weltweit, die ihre Freiheit oder gar das Leben fürchten müssen, aber die Erwartungshaltung ist doch stark übertrieben, da man das eben nicht vergleichen kann. Aber nur weil jemand etwas negatives geschieht, ist das eigene Leid ja nicht auf einmal positiv. Das ist dieses „Weißt du eigentlich wie viele Menschen in Afrika täglich verhungern“-Argument, wenn man das letzte Stück Pizza nicht mehr schafft.

Und ich bin da bei Tobi, die Binde hättest du einschmuggeln müssen. Mit dieser am Arm wärst du nicht aufs Spielfeld gekommen.

Spätestens nach dem Ersten wäre also auch das kontrolliert worden.

Wie gesagt, man stellt sich das alles wahrscheinlich sehr einfach vor, aber so einfach wird das wohl nicht sein, auch wenn einem nicht die Steinigung droht.

Ich bin übrigens großer Kritiker der WM in Katar, und das seit vielen vielen Jahren, mir geht es hier nur darum, wie mit der Mannschaft öffentlich umgegangen wird, weil sie eben nicht im Regenbogentrikot aufläuft. Diese Spieler sind dann oft auch das Zahnrad eines viel zu groß gewordenen Mechanismus, welches man aber problemlos austauschen könnte.

Ich bin da auch bei Eddy, einfach mal als Klostermann, der zu 95% nicht zum Einsatz kommt abseits eines Spieles eine Aktion starten. Auf dem Spielfeld ist dies nicht nur schwierig, sondern auch unfair einzufordern von der heimischen Couch aus. Wie hoch da der Einsatz ist, spielt da ja keine Rolle.

Und für mich wäre das sogar jetzt fast zu spät so kurz vor der sportlichen Niederlage dann noch was zu tun, weil man ja wahrscheinlich nichts mehr verlieren kann. Das ist dann wie die Norweger, die nach der Nicht-Qualifikation auf einmal meinten an dieser Veranstaltung unter diesen Voraussetzungen sowieso nicht mehr teilnehmen zu wollen.

Das hatte ich schon so verstanden, aber eben auch von den genannten Spielern (Llories, Hazard) wurden ja immer die „kulturellen Unterschiede” vorgeschoben. Daher hatte ich das nochmal geschrieben, weil mich eben dieser Verweis auf die Kultur so stört, wenn man meint sich nicht positionieren zu wollen.

Was ich eben anders sehe ist und warum mich das „in Schutz nehmen“ der Spieler stört, dass sich die Gesellschaft viel schneller ändern würde wenn die Änderungen “von oben” angeschoben werden. Wer kann eher die Welt verändern: ein Kind aus Neu-Köln oder Elon Musk? Große Konzerne und Institutionen müssen als Vorbild voran gehen, wenn man Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit fördern will.
So kann man es auch auf die Spieler übertragen. Die haben sich ihre Privilegien natürlich erarbeitet. Sie haben durch ihre Bekanntheit und Reichweite nun eine Stimme mit Gewicht. Sie tragen unser Wappen und unsere Nationalfarben zur Schau und vertreten damit auch unsere Werte.
Ist das viel erwartet? Natürlich. Aber wie gesagt, die Spieler fallen weich, sind finanziell abgesichert bis ans Lebensende, selbst wenn der Ruhm verblasst. Normalerweise sollte ihnen es leichter Fallen sich auch mal „unangenehm“ zu positionieren. Das wäre eben auch ein Zeichen an die „weniger Privilegierten“, nämlich zu zeigen, seht her wir nehmen auch Konsequenzen auf uns, die in unserer Blase eine Relevanz haben, um uns solidarisch zu zeigen und Missstände aufzuzeigen.
Du sprichst es ja an, keiner würde gerne in Katar spielen, warum tun sie es dann? Keiner wird gezwungen. Nehmen wir doch mal z.B. Kimmich der viel Kritik zu seinem Standpunkt zur Impfung einstecken musste. Hat das seiner Karriere wirklich geschadet? Es gab eine Zeit lang Trubel und viele Berichte, was sicher auch nicht einfach für ihn war, aber heute ist das doch vergessen. So wäre es auch bei einem Boykott oder ähnlichem gewesen. In zwei Jahren bei der EM würden ihnen wieder alle zujubeln.
Wie können wir von „einfachen“ Menschen in Russland erwarten gegen das Regime von Putin und den Krieg auf die Straße zu gehen, und echte Repressalien zu befürchten, wenn bei uns nichtmal jemand, dem es so gut geht, bereit ist gegen ein Konstrukt wie die Fifa, ein klares Statement zu setzen.
Aus meiner Sicht ist die Teilnahme an diesem einen Turnier, sei es als Verband oder Spieler, auf die gesamte Karriere oder sportliche Legacy gesehen einfach zu unwichtig, als dass man sich nicht hätte auch positionieren können, und wenn man schon hinfährt, auch die Konfrontation mit der Fifa zu suchen.

Ist es geil bei einer WM zu spielen? Natürlich. Ist es schwer darauf zu verzichten um ein politisches Zeichen zu setzen? Ja klar.
Ich fände es aber auch geiler, wenn meine Heizung jeden Tag auf der 5 stehen würde und ich Diesel für 1,20 tanken könnte. Geht aktuell aber nicht, weil ich auch die politische Linie ggü Russland mittrage. Ist das unangenehm? Ja sicher. Aber Russland zu unterstützen als wäre nichts gewesen wäre deutlich beschissener, auch wenn ich es dann vielleicht leichter hätte. Das Leid bei anderen wäre dafür umso größer.

Wäre ja kein Problem gewesen.

MMn sollte es auch nicht darum gehen ob es nun einfach ist. Gerade umso schwerer ein Schritt ist, umso mehr Anerkennung verdient er, und umso mehr könnte er bewirken.

Ich würde es übrigens keinem Spieler (vor allem den jungen) zum Vorwurf machen, wenn er sagt, „Leute, ich bin politisch nicht genug gebildet um mich dazu zu äußern, ich habe mich in meinem Leben bisher nur mit Fußball beschäftigt, alles darüber hinaus ist mir momentan zu viel.“ Das wäre wenigstens ehrlich. Teilweise macht es den Eindruck die Spieler/Funktionäre hätten zwar einen Standpunkt, knicken bei Gegenwind aber sofort ein.

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ich fand das sportliche kam in der letzten folge zu kurz.

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Der Vergleich ist doch nicht die Sache gegen oder für die demonstriert wird, sondern dass die einen es wagen Konsequenzen (vermutlich persönlich wesentlich härtere) in Kauf zu nehmen und die anderen nicht. Finde das kann man daher schon irgendwie vergleichen oder zumindest ansprechen

Das ist genau der Punkt, den ich seit dem ganzen Skandal immer wieder sage: Lloris sagt Vorfeld sinngemäß, dass er die Binde nicht tragen wird, wegen kultureller Unterschiede, bla bla bla, muss man nicht gutheißen, tue ich auch nicht, aber es ist zumindest eine klare Aussage. Neuer und Kane sagen aber, dass sie die Binde tragen und auch die Konsequenzen tragen. Drohen aber wirklich Konsequenzen, welche auch immer, tun sie genau das nicht. Und egal ob nun von sich aus oder aber, was ich eher glaube, weil sie es vom eigenen Verband verboten bekommen, stehen sie einfach dumm da.
Und sorry, mit ein wenig Weitblick war es doch zumindest eine Möglichkeit, dass es damit noch Probleme geben kann und wenn ich mir die nicht einhandeln will, halte ich doch im Vorfeld den Mund oder nehme ihn zumindest nicht so voll…

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Aber das ist doch einfach nur „hätte hätte Fahrradkette“! Man hätte daran denken können, dass da noch was kommt. Aber manchmal oder ich zum Beispiel denke da eher an das positivste und das einfach nichts negatives mehr kommt. Und am Ende wurde leider von der FIFA einfach sehr kurzfristig, gerade für Kane und den englischen Verband, diese „Straftat“ angeordnet. Und bis heute weiß man nicht genau, was die Konsequenz wäre.

Vielleicht wäre es nur eine gelbe Karte, vielleicht wäre es aber auch eine rote Karte, vielleicht wären es Punktabzüge gewesen,
Vielleicht …

Eine starke Botschaft nach außen wäre es gewesen, wenn man sich widersetzt hätte.

Aber die Spieler spielen seid ihrer Kindheit Fussball und haben dafür auch viel für sich selbst geopfert. Kindheit, Jugend, …
Und gleichzeitig ist es auch ein Mannschaftsport wo man nicht nur auf sich allein gestellt ist, sondern ein Teil von etwas. Wenn ich als Spieler etwas mache, hat es auch Auswirkung auf die Mannschaft. Selbst, wenn alle dahinter gestanden hätten.

Aber nehmen wir mal das Beispiel, der Spieler würde eine rote Karte bekommen. In Falle von England würde nur Kane von Platz gehen und man spielt zu zehnt.
In Falle von Deutschland, Manuel fliegt plus ein weiterer Feldspieler muss ausgewechselt werden, damit wieder ein Torhüter auf den Platzt steht.

So eine WM kann halt auch nur was einmaliges sein, für jeden neuen Spieler, da man ja nicht weiß was in 4 Jahren ist.

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Aber die Kinder in Afrika… Sagts und beißt in die nächste Lieferando-Pizza.

Aber Online-da sind alle Helden!

Ein Musiala kann ja noch 5 WMs spielen.
Schönen Gruß an Sebastian Deisler, der damals in ähnlichen Sphären gespielt hat. Aber stimmt, Depressionen haben ja Millionäre im Fußball nicht - ich gebe zurück an Robert Enke.

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Damit ist das Thema beendet, sehr gut!

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Interessant, schaue ich mir jetzt an.
Frage mich nur ob es sich lohnt die Folgen davor noch nachzuholen. Vermutlich nicht.

Wäre dann die erste Folge die ich mir anschaue^^ Freue mich dann mal auf den Rückrundenstart.

Also die Folge letzte Woche war schon ziemlich stark, vor allem die erste Hälfte.

Nach der Folge war es auch ziemlich absehbar dass das Format nicht durch laufen wird.

Da hat vor allem Ede recht viele Leuten die nicht boykottiert haben, aber jetzt auch keinen Spaß an dem ganzen haben wie mir, sehr aus der Seele gesprochen, das war schon stark.

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