Bedingungsloses Grundeinkommen: Vor- und Nachteile

Hallo,

hier könnt ihr die Diskussion fortführen, die aus dem Gespräche zu Nachrichten und News aus der Welt II Thread stammte (Ursprung war das Hartz IV Urteil des Bundesverfassungsgerichts) und über das Für und Wider diskutieren.

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Knackpunkt ist der Begriff des menschenwürdigen Existenzminimums, auf das laut Grundgesetz jeder ein Recht hat.

Am grundsätzlichen System, das seit 2005 existiert, wird Hubertus Heil (SPD) aber wohl festhalten. Vor Gericht hatte er die Sanktionen verteidigt. Der Sozialstaat müsse Mittel haben, die Mitwirkung der Leistungsbezieher einzufordern. „Zur Menschenwürde gehört auch, dass Menschen sich anstrengen. Sonst wäre das ein bedingungsloses Grundeinkommen“, sagte der Minister. Das wolle er nicht.

Interessante Aussage. Menschenwürde ist also an Bedingungen geknüpft und wer die nicht erfüllt hat keinen Anspruch mehr auf Artikel 1 GG?

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Und u.a. deswegen steht die SPD dort wo sie jetzt steht. Und manche dort haben es immer noch nicht verstanden.

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Ja , genau das hat er gesagt. Und absolut nicht im zusammenhang mit der leistungsbeziehung von Hartz IV und dem bedingungslosen grundeinkommen

Immerhin schon mal etwas!

Na immerhin die Jusos haben kapiert wieso die SPD da ist, wo sie ist.

Darf ich fragen was deiner meine nach der richtige Weg wäre?

Sanktionen, wenn richtig angewandt, sind ja schon ein richtiges Mittel damit Leute eben auch bewegt werden, etwas zu machen.

Meiner Meinung nach sind Sanktionen also schon richtig, der H4 Grundbetrag ist nur zu gering.
Wäre dieser höher dann könnte man auch besser mit Sanktionen arbeiten, ohne die Leute gleich kaputtzumachen.

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Ist dem so?

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Alle Berichte die ich dazu kenne, sagen genau das Gegenteil.

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dahinter steckt ja ein menschenbild.
nämlich das des misstrauens gegenüber anderen menschen und dass erziehung nur über strafe (gut) funktioniert.
sanktionen sind wichtig, da hartz4 empfänger sonst dazu verleitet werden, auf kosten der steuerzahler auf der faulen haut zu liegen.

ich frage mich, wo so ein menschenbild herkommt.

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Naja, wenn jemand, der jetzt nicht an irgend einer Krankheit leidet, antriebslos vor sich hinlebt ohne job, bringt es denke ich schon etwas,
wenn das Amt sagen kann “also XY, wenn sie nicht mal anfangen sich zu bewerben, kürzen wir ihnen XX% des Geldes”.
Die leute wollen doch das Geld haben, oder wo liegt mein Denkfehler?

Wobei wie gesagt das ganze system überholt gehört.
Es ist lachhaft, wie kurz die ALG1 Zeit ist,für jemand der 10, 20, 30 Jahre gearbeitet hat und wie krass dann der Absturz auf ALG2 ist.

Der Denkfehler ist, dass diese Sanktionen nun schon seit vielen Jahren keine Wirkung zeigen. Dazu sollte es meines Wissens nach schon einige Berichte geben. Danach haben Sanktionen eher den gegenteiligen Effekt.

Wichtig sollte es sein, das Existenzminimum im Grundgesetz (als zugehöriger Teil der Menschenwürde) zu verankern. Wichtig sollte es auch sein, das Arbeitslosigkeit in unserer Gesellschaft nicht mit “der liegt mir auf der Tasche” gesehen wird, sondern sich das gesellschaftliche Bild ändert. Auch als Arbeitsloser sollte man das Recht haben, nicht jeden Job annehmen zu müssen, als Arbeitsloser sollte einem nicht 10% Sanktionen drohen, wenn man nicht zum Termin kommt. Das ist halt alles ein System das gegen die Menschen arbeitet und nicht für sie.

Sanktionen sind halt ein einfacher Weg zu sagen: Du bist nicht nützlich, also bekommst du auch “nix”.

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Es ist einfach ein ekelhafter Satz, Menschenwürde ist an nichts geknüpft, jeder hat sie verdient. Und das so in einem Satz zu verwenden lässt ein traurig und Fassungslos zurück.

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Nein es bringt nichts, dazu gibt es viele Studien…

Hier ein Auszug:

Drittens haben Sanktionen bei den jeweiligen
Haltungstypen deutlich unterschiedliche
Folgen. Sie reichen von der Erfahrung der
Entwürdigung bei motivierten Leistungsethikern
über trotzige Abkehr bei „Schwarzarbeitern“
zu Stress bei Labilen. Eines ist ihnen aber
gemeinsam: Nützlich im Sinne der angezielten
Wirkung auf Vermittlungserfolge sind sie nicht.
Es bestätigen sich die Zweifel an den Sanktionen,
die andere Forschungen ebenfalls nahelegen:
Sie wirken demotivierend (Kolbe 2012) und
haben negative Einflüsse auf die Lebensführung
wie etwa kriminelles Verhalten oder steigende
Aggressionen (Ames 2009) und befördern
damit auch Entsolidarisierungstendenzen.
Insofern haben sie nicht nur für die Betroffenen
verheerende Konsequenzen, sondern
werfen ein gesellschaftliches Problem auf.

Quelle: https://www.fh-dortmund.de/de/ftransfer/medien/fob12/Prof._Dr._Fischer_FB_8_Folgen_von_Sanktionen_im_Bezug_von_Arbeitslosengeld_II_2016.pdf

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Also eher quasi deiner Meinung nach, das Grundniveau lassen und mit Boni arbeiten?

XX Bewerbungen geschrieben = 10% mehr ALG

eher mit Motivation als mit Demotivation arbeiten?

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Sinnvoller wäre es allemal. Noch sinnvoller wäre es als Staat dafür Sorge zu tragen, dass genügend Jobs zur Verfügung stehen

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Zum Beispiel. Klingt für mich sinnvoller, aber da gibt es sicher viele Modelle die sich dafür anbieten würden.

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Hubertus Heil sagt dass das sonst ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre als wäre das etwas schlechtes. (Mal ganz davon abgesehen dass es keines ist, denn es ist ja auch ohne Sanktionen an Bedingungen geknüpft.)

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Naja, es kann doch nicht aufgabe des staates sein, für jeden Jobs zu haben bzw zumindest nicht in den Jobs, die die Leute gelernt haben.

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Ich weiß nicht. Man müsste die Bewerbungen dann qualifizieren.

Es bringt ja nichts wenn der Maurer 10 Bewerbungen für sie ausgeschriebenen juristischen Stellen bewirbt und umgekehrt.

Wenn ich mich mittels bot, der auromatisch meine kontaktdaten ausfüllt und lebenslauf anhängt, online auf alle offenen stellen eines karriereportals bewerbe bekomm ich dann 1570 % mehr ALG?

das wäre ja das selbe in grün.

alle menschen sind gleichwertig, egal ob sie arbeit haben oder nicht.
deshalb gib den leuten genug zum leben und zur gesellschaftlichen anteilnahme, die sich das (im moment) nicht selbst erarbeiten (können).

fast alle menschen wollen sich konstruktiv in ihre gemeinschaft einbringen. daher erfährt man (selbst-)anerkennung, was ein grundbedürfnis ist.

was es braucht ist v.a. chancengleichheit. und das bedeutet gleiche chance auf bildung.
und dass auch händische arbeit wieder aufgewertet wird, ist in dem zusammenhang wichtig. wenn man als einfacher arbeiter nur wenig mehr zum leben hat (oder sogar weniger) als man durch soziale leistungen erhält, dann ist die arbeit (und somit der mensch, der sie ausführt) so weit abgewertet, dass sie kaum einer machen möchte.

nicht arbeit führt zur menschenwürde, sondern das menschsein an sich.

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