Jallikutta - Zorn der Bestien
Mein zweiter Film des Shivers Film Festival 2021. Und ganz ehrlich, ich kann noch nicht wirklich sagen, was ich da gerade gesehen habe.
Das Shivers fragt sich selbst, ob sie verrückt geworden sind, eine 90 minütige Bullenjagd ins Programm zu nehmen. Und ich habe mich das selbe gefragt. Eine wirkliche Antwort habe ich nicht gefunden.
Was ich gefunden habe, ist ein extrem hektischer Film, in dem es vordergründig um die Jagd nach einem Bullen ging, der dem Schlachter entflohen ist. Irgendwo ging aber auch um eine geplatzte Zwangshochzeit, um eine geplante Flucht und um einen angeblichen Freier der Hühner kaufen wollte. Es ging um Geschrei, es ging um Stille. Es ging um verlorene Existenzen, es ging um Wohlstand. Es ging um Ehre, es ging um falschen Stolz, es ging um Verläumdung. Es ging um Primitivität, um toxische Männlichkeit. Es ging um Leben und Tod.
Und es ging um die Jagd und Kritik an der Jagd.
Es gibt einige Filme, die eine eindringliche Hektik erzeugen, die den Zuschauer mitreißt. Zuletzt hat das Adam Sandler in Uncut Gems eindrucksvoll zur Schau gestellt. In Jallikutta wird eine ähnliche Hektik erzeugt. Hauptsächlich weil hunderte von Menschen darin auftauchen, die sich durchgehend anschreien, auf sich schießen, wild umher rennen und mit Taschenlampen oder Feuerfackeln um sich leuchten.
Hervorzuheben ist definitiv der Schnitt und das Sounddesign! So ungewohnt dieser indische Film für das Hollywoodauge sein mag, so berauschend ist er für die Ohren. Mit einfachsten musikalischen Mitteln wird hier auf extrem hohem Niveau gearbeitet. Hut ab dafür.
Doch obwohl ich all das über diesen Film aufgeschrieben habe muss ich mir dennoch eingestehen, dass ich ihn wohl einfach nicht so recht verstanden habe. Aus meiner Sicht sind hier 10 Handlungsstränge zu viel enthalten, die irgendwo anfangen und sich dann einfach verlaufen. Es fällt schwer einem Charakter zu folgen, weil es so durcheinander geht, dass man den Überblick verliert wer überhaupt wer ist. Das mag zum Teil an den schnellen Untertiteln liegen oder vielleicht sogar gewollt sein, doch so kann nicht mal ansatzweise eine emotionale Bindung zu den „Protagonisten“ entstehen.
Die einzige wirkliche Bindung hatte ich zu dem entlaufenen Bullen. Denn am Ende bemerkte ich, dass ich mir die Frage viel zu spät gestellt habe wer die Bestie ist, die mit dem Titel des Films beschrieben wird.
2,5/5 - vermutlich einfach weil ich ein Banause bin und es mir zum ersten Mal eingestehe. Oder ich schaue zu wenig indische Filme.