Bei Enttäuschungen muss ich direkt zwei Titel bringen.
Erstmal:
Der „Demon Zyklus“von Peter V. Brett
Das erste Buch „Das Lied der Dunkelheit“ war genial! Eins meiner Top 10 Bücher.
Es geht um eine Welt, in der jede Nacht unzählige „Dämonen“ aus dem Boden aufsteigen und für Chaos sorgen. Diese Dämonen sind nahezu unbesiegbar. Mit normalen Waffen kann man nichts gegen sie ausrichten.
Aber es gibt Siegelrunen mit denen man Bannkreise zeichnen kann um sich zu schützen.
Bricht eine Rune, wird zerstört, verdeckt, verdreckt, etc., dann kommen die Dämonen durch und man kann nichts mehr tun – die Menschheit ist also ausgeliefert. Wer Nachts nicht schnell genug im durch Runen geschützten Haus ist, ist quasi tot – egal ob Kind oder schwergerüstete Armee.
Interessante Charaktere, tolle Charakterentwicklungen, spannender Erzählstil, wahnsinns Worldbuilding, eine Fantasywelt, die frisch und originell ist, packende Handlung, etc.
Alles was mir an einem Buch wichtig ist, war vorhanden.
Der zweite Teil hat das Niveau gehalten und sogar noch um einige Nuancen erweitert.
Ab dem Dritten ging es dann abwärts. Er fällt noch nicht so drastisch ab, aber es wird schon sehr repetitiv, die kreativen Ideen bleiben aus, die Charaktere werden „dünner“ und es kommen leider ein paar zu viele Klischees ins Buch.
Dann wird es von Buch zu Buch schlimmer.
Der Autor fängt an massig unnötige kleine Nebenplots aufzumachen, die einen überhaupt nicht interessieren.
Der gesamte Stil der ersten Bücher wird über den Haufen geworfen.
Auf einmal tauchen zig verschiedene Fraktionen auf, die untereinander Kriege und diplomatische Streitigkeiten führen. Dann kommen innerhalb der Fraktionen noch verschiedene Splittergruppen vor, so dass es auch noch innenpolitische Scharmützel gibt.
Das geht so weit, dass man nicht mehr durch blickt, wer jetzt welche Agenda verfolgt.
Die Protagonisten der ersten Teile kommen kaum noch vor und „vergammeln“ im Hauptplot – stattdessen begleitet man sehr lange die möglichen innen- und außenpolitischen Folgen eines impotenten Herrschers und die Versuche diese abzuwenden.
Die Reihe wird zudem sexistischer/sexueller und die Todesrate unter den wichtigen Charakteren nimmt rasant zu.
Meine Vermutung war damals (und heute), dass der Autor versucht hat auf den Game of Thrones Zug aufzuspringen.
Band 2 kam 2010 und Band 4 2015. Also genau die Zeit, in der auch GoT so groß wurde.
Und man hat den Eindruck, dass der Autor auch so ein tolles Ränkespiel zwischen den Fraktionen aufziehen will. Gelingt halt nur nicht.
Und um dafür aber die Zeit zu finden, wird der Hauptplot immer weiter und weiter gestreckt. In Band 4 passiert nahezu nichts für die eigentliche Handlung relevantes.
Am meisten stört mich aber:
Die Dämonen waren zu Beginn der Reihe übermächtig und unbesiegbar. Die Menschheit konnte seit Jahrhunderten nichts machen außer sich in Häusern und Städten zu verkriechen und hoffen, dass alles gut wird. War ein Siegel gebrochen, dann gab es das Dorf danach nicht mehr.
Und auf einmal (ab Band 4), hat jedes Land, jede Fraktion, jedes Dorf, Geheimwaffen rumliegen um gegen die Dämonen zu kämpfen.
Die werden später quasi nur noch nebenbei abgeschlachtet. Eine Bedrohung die die Menschheit seit Jahrhunderten mit der Auslöschung bedroht hat…
Ich habe bei Band 5 aufgehört, obwohl Band 6 wohl der Abschluss ist, weil ich so unendlich enttäuscht und genervt war.
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Und die zweite große Enttäuschung:
Die Sturmlicht Chroniken von Branden Sanderson
Auch hier wieder: die ersten Teile gehörten sowas von in meine Top 3 Buchreihen. Insgesamt finde ich die Werke von Sanderson großartig!
Und jetzt genau zu erklären was die ersten Teile so super macht würde hier den Rahmen sprengen.
Nur so viel: ich habe (bis auf diese Reihe) alles von Sanderson verschlungen und für (ich glaube) den 3. Band der Sturmlicht Chroniken habe ich mir sogar Urlaub genommen, so gut war die Reihe mal.
Warum ist sie es nicht mehr?
Seine bisherigen Buchreihen gingen meist nicht über drei Teile hinaus. Hier schon. Im Sommer kam Band 9!
Und leider verläuft er sich im Laufe der Bücher total.
Die Reihe ist inzwischen leider so unfassbar langatmig geworden, dass ich nach Band 6 oder 7 aufgehört habe.
Gefühlt passiert nichts mehr. Also zumindest nichts, was die über 1000 Seiten rechtfertigt, die seine Schinken haben.
Man könnte wahrscheinlich ganze Handlungsstränge überspringen und würde trotzdem nichts verpassen. Zwischenzeitlich wirkte es auf mich so, als wüsste Sanderson nicht, was er mit Charakter 1-3 machen soll, während 4 und 5 mit wichtigen Dingen beschäftigt sind. Aber einfach nicht erzählen, was die grade machen kann er auch nicht, also lässt er sie durch in die Länge gezogene Passagen eiern, bis Charakter 4 und 5 mit ihren Schwierigkeiten durch sind.
Alles dreht sich im Kreis.
Ich hatte das Gefühl, dass die Handlung nicht voran geht, sondern im Kreis. Die Charaktere kämpfen immer noch mit den gleichen alten Problemen wie am Anfang.
Klar, da ist schon Entwicklung, aber für 7000-8000 Seiten einfach zu wenig.
Im letzten Buch, das ich gelesen habe, dachte ich, dass es die Reihe zum Finale hinsteuert, bis auf einmal noch mehr neue Protagonisten auftauchen. Es gibt immer riesige und toll geschriebene Höhepunkte, die einen wirklich mitreißen, aber nach denen geht es irgendwie nicht weiter. Diese Höhepunkte liest man gerne, aber danach bleibt oft der Eindruck, dass diese Momente völlig irrelevant sind.
Hätte man das große Finale von Band 6 nach 300 Seiten stattfinden lassen, wäre die Ausgangslage kaum eine andere.
Anstatt also so langsam mal anzufangen die losen Fäden zusammenzubringen und das große Ganze sichtbar zu machen, werden wieder neue Erzählstränge und Charaktere angebrochen und dann offen gelassen.
Und zum Schluss:
Es ist so verworren.
Ganz ehrlich, ich komm nicht mehr mit.
Im Buch wird mit Begrifflichkeiten um sich geworfen, da wird einem schwindelig.
Verschmolzene, Dämmerungssplitter, Strahlende, Herolde, Sturmform, Machtform, Splitterklinge, Ehrenklinge, 12 Orden der Strahlenden Ritter, Sprengsel, Götter, Halbgötter die gleichzeitig Sprengsel sind, usw.
Das Werk ist so unfassbar überfrachtet und es gibt keine Möglichkeit mal fix nachzusehen, was denn was noch mal ist.
Und die Bücher holen einen nicht mehr ab. Was Sanderson bei den Mistborn noch super macht, fehlt hier komplett. Hin und wieder eine kurze Erklärung, was genau denn jetzt ein Wogenbinder und was ein Windläufer ist. Wo der Unterschied zwischen einem Lichtweber und einem Strahlenden Ritter ist. Nur weil das in einem Buch vor 4 oder 5 Jahren mal erklärt wurde, weiß ich das jetzt doch nicht mehr alles aus dem Kopf. Dazwischen habe ich doch 100 andere Bücher gelesen…
Sanderson ist immer noch ein super Autor und die Bücher sind trotz allem immer noch besser als das was man sonst so in die Finger bekommt, aber die Reihe verkommt von „Ich will so dringend wissen wie es weiter geht, dass ich mir Urlaub nehme!“ zu „Joa, die nächsten Teile lese ich dann mal, wenn ich mal nichts anderes da liegen habe…“.
Richtig schade!
Lustiger kleiner Funfact:
In der 1-Minute-Show erzählt Nils ganz begeistert wie gut die Buchreihe ist und als ich ihn in einem Moin Moin mal gefragt habe, wie die Reihe für ihn so altert, sagt er auch, dass ihn die anderen Bände nicht mehr catchen.