Was würde ein anderes Wahlsystem ändern und wie könnte es aussehen?

Im seriösen Umfrage Thread ist gestern die Diskussion um ein neues Wahlsystem aufgekommen.

Da ich an der Thematik interessiert bin und ich mich gerne tiefgründiger über die einzelnen Ideen unterhalten möchte, aber das für den genannten Thread unpassend ist, erstelle ich diesen Thread zur Auslagerung.

Kurzzusammenfassung für alle die die Diskussion im anderen Thread nicht mitgelesen haben

@spameule hat in einer Umfrage, mittels eines verinfachten Beispiels, neben der Zweitstimmenwahl für den Bundestag wie wir sie kennen, noch eine Variante mit unbegrenzten Stimmen und eine mit Schulnotensystem gegenübergestellt.
Daraufhin wurde in Frage gestellt ob das Notensystem nicht einfach als Ja(1)/Nein(6) Stimmabgabe benutzt werden würde.
@Ghetelen warf dann ein den Bundestag auf exakt 500 Abgeordnete mit einer 0.2% Hürde festzusetzen.

Referenzposts

Der seriöse Umfrage Thread
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Vielleicht um die Diskussion in Gang zu bekommen eine ‘simple’ Frage.

Bist du mit dem aktuellen deutschen Wahlsystem - speziell bezogen auf die Zweitstimmenabgabe - zufrieden?

  • Voll und ganz.
  • Weitesgehend.
  • Überhaupt nicht/Nein.
  • Ich kann mir nicht vorstellen wie es logistisch anders möglich wäre.
  • Ich will nur möglichst ohne Aufwand wählen und so ist es aktuell.
  • Wahlen sind mir egal/stören mich.

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Was es ändern würde: Ich würde nicht mehr die Partei wählen.

Ich finde die derzeitige Form der Demokratie ungenügend und sehe mich durch keine Partei vertreten. Allein TTIP und die Proteste darum haben gezeigt wie weit es mit dieser Demokratie her ist.

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Hallo! Ich finde es sehr cool, dass sich hier Leute für Unterschiede zwischen den Wahlsystemen interessieren. Ich habe mich als Sozialwissenschaftler auch ein bisschen damit beschäftigt. Bin jetzt kein Experte, aber ich glaube, dass man am deutschen Wahlsystem noch einiges verbessern kann, auch wenn es überraschenderweise im internationalen Vergleic h recht vernünftig zu sein scheint.
Ich persönlich finde, dass ein Wahlsystem primär darauf ausgelegt sein sollte, die Meinung/ die Position der Wähler möglichst gut wiedergeben sollte.
Leider habe ich gerade keine Zeit alles durchzulsen, was du geschrieben hast, kann hier aber mal eine Empfehlung dar lassen. CGPgrey hat eine Reihe zu Wahlsystemen gemacht, die das ganze sehr anschaulich erklärt. Ist zwar eher auf USA/GB ausgerichtet, man kann aber auch was allgemeines daraus ziehen.

Die Probleme von First-Past-The-Post (Einstieg in Wahlsysteme):

“The Alternative Vote explained” (Warum Präferenzwahl so viel besser ist):

Link zur Playlist mir allen Videos: https://www.youtube.com/playlist?list=PLEcHCTVM79BMISVn4AV5EXSglGDzRgwgG

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Interessant wäre es, wenn man die Zweitstimme, im Falle des Nichteinziehens der gewählten Partei ins Parlament, einer anderen Partei geben kann. Also, dass man direkt auf dem Wahlzettel ne 1. und 2. Zweitstimme hat. Dann könnte man nämlich versuchen Die Partei in den Bundestag zu holen. Smilie!

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Das funktioniert doch aber nur bei direkten Kandidaten und nicht bei der Wahlliste. Denn ich möchte ja nicht nur es eine Partei Überhauptschaft, ich möchte ja auch sie viel macht bekommt.

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@lord_denti Werd ich mir bei Zeit mal anschauen. :slight_smile:

@Knibbla die Idee der zweiten Zweitstimme/Ausweichstimme/Ersatzstimme ist durchaus interessant; Würde den kleinen Parteien - die man potenziell nur nicht wählt weil sie keine realistische Chance haben die 5% Hürde zu bewältigen - und den eigenen politischen Interessen deutlich mehr Gewicht geben, da man die Ausweichstimme immernoch so vergeben könnte wie im aktuellen System und somit seine eigentliche Zweitstimme ehrlich nutzen könnte.
Abgesehen davon wäre es auch leicht umsetzbar und Komfort ist fürs Wählen in diesen Ausmaßen (60 Mio. Wahlberechtigte) zwingend erforderlich damit überhaupt irgendwas existiert das man Wahlbeteiligung nennen kann.

Verstehe aber nicht was der Einzug der PARTEI in einer Demokratie verbessern soll.
Ich weiß noch das ich das Kotzen bekommen habe als ich den Wahlspot zur Bundestagswahl 2017 gesehen habe; Dort hieß es ungefähr ‚Wenn dir egal ist wer regiert, wähle Leute denen es auch egal ist wenn sie regieren.‘ MMn versucht sich da eine Gruppe zu profilieren indem sie Satire vortäuscht.
Wenn dier Gewählte kein Interesse hat als Abgeordneter mitzuwirken, dann hat er sich garnicht erst anzubieten! Die PARTEI empfinde ich eher als lähmend, denn als unterhaltsam/geistreich oder gar förderlich.

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Zugegebenermaßen ist das ganze auf Deutschland bezogen schwierig, da wir im Moment ein relativ komplexes System haben. Grundsätzlich finde ich den Präferenzansatz aber deutlich besser, als dass man sich für das “kleinere Übel” entscheiden muss. Auch wenn ich die Partei der Humanisten voll cool finde, muss ich trotzdem die Linken wählen, wenn ich meine Stimme zumindest irgendwie dafür nutzen möchte, dass meine Einstellung zumindest irgendwie auch repräsentiert ist. Präferenz ist da sicher nicht der Heilsbringer, aber ich denke es könnte helfen.

Demokratie als solches funktioniert nicht, weil sie auf Sand gebaut ist: der Großteil der Wähler ist politisch uninformiert und lässt sich von billigen Versprechen / Propaganda / etc. an der Nase herumführen.

Gibt es eine bessere Alternative? Nein.

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Na dann, können wir ja auch nichts machen!

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Aber das ist ja kein Problem der Demokratie, sondern nur der gesellschaftlichen Auslebung dieser. Man könnte die Wähler ja politisch informieren oder zumindest ihnen gewisse “Werkzeuge” an die Hand geben, womit sie die üblichen in die Irre führenden rhetorischen Mittel entlarven könnten.

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Das “Werkzeug” haben sie theoretisch: noch nie war es so einfach an Informationen zu kommen wie heutzutage. Die meisten nutzen es nur einfach nicht. “Ausländer machen uns arm, Ausländer raus!” oder “Reichensteuer jetzt, Gerechtigkeit für alle!” sind billige Parolen, die bei Menschen eben gut ankommt und sie “da abholt wo sie sind”. Jedem Menschen zu verkaufen, dass er sich bitte erst mehrere Stunden bzw. Tage informiert bevor er wählt ist unrealistisch und wird niemals passieren.

Die Idee ist schön, aber arg unwahrscheinlich.

Mit Werkzeug meinte ich eher die geistigen Fähigkeiten gewissen Argumentationsstrukturen entlarven zu können. Was meiner Meinung nach weit aus wichtiger ist als reines Wissen. Denn theoretisch kann immer jemand mit einer 100-Seitigen Studie daher kommen und sagen dies sein der Beweis, dass seine Variante funktioniert. Diese Studie zu überprüfen erfordert aber jede Menge Zeit, und das hat man in einer Diskussion meistens nicht.

Auch wenn mir bewusst ist, dass das nicht passiert weil es von den aktuellen ‘Machtinhabern’ ausgehen müsste die sich damit selbst ins Knie schießen würden.

Aber exakt das stört mich seit etlichen Jahren an Wahlen. Ist es denn so schwer in Bürgerbüros o.ä. Wahlflyer zu JEDER Partei die zur Wahl steht - von ihnen selbst erstellt, selber Umfang und keine Goodies - auszulegen; Sodass jeder interessierte Bürger in den Flyern blättern könnte und sich seine engere Auswahl mit nach Hause nehmen kann?
Ich weiß das die Parteien teilweise zur Wahl Stände in Fußgängerzonen haben oder Klinkenputzen, aber ich will nicht von irgendwem zugetextet werden und Billig-Gummibären oder nen Kugelschreiber hinterhergeworfen bekommen.

EDIT: Ich weiß auch das es brauchbare Zusammenfassungen der Wahlprogramme gibt, aber das erfordert schon den eigenen Antrieb sich zu informieren. Für politisch uninteressierte muss Information nunmal so zugänglich sein das man keine vermeindliche Hürde mehr ausmachen kann und auch bereit ist sich zu informieren; In der Konsequenz eine anständige Wahl abgeben kann.
Bspw.: http://www.bpb.de/politik/wahlen/wer-steht-zur-wahl/bundestagswahl-2017/?pk_campaign=nl2017-09-13&pk_kwd=254473

Wie willst du es denn schaffen, die Leute dahin zu bringen? Warum sollten plötzlich alle denken “Ui, ich werde mir jetzt jedes Programm anschauen und auf Umsetzbarkeit überprüfen!”? Das ist die Grundvoraussetzung dafür, dass der Willen nach politischer Bildung steigt.

Glaub ich selbst nicht und sprechen ja auch Studien dagegen.

Das Problem ist das nur Wählerversprechen gemacht werde, dann aber Klientelpolitik durchgeführt wird.

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Weil sie das Programm kompakt in ihrer Hand halten.
Weil dadurch die taktile Greifbarkeit auch im Geist ankommen kann, seh es als einen Trigger.
Im Endeffekt bin ich fest davon überzeugt dass jeder Mensch - egal wie intelligent oder aus welchem/r ‘Stand’/‘Schicht’ stammend - politisch interessiert ist, insofern als dass er an dem was ihn angeht interessiert ist; Nur ist es einfacher sich Ausreden zu suchen und das politische Interesse zu ersticken.

Die Studie zeigt überhaupt gar nichts. Politische Information misst sich nicht mit “Joa, ich find Politik interessant!”.

In einer Zeit, in welcher der Wunsch nach taktiler Greifbarkeit immer weiter abnimmt?

Menschen wollen einfache Antworten auf schwierige Fragen. Das liefern alle Parteien.

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Es sagt zumindest etwas über die generelle Bereitschaft zur eigenen politischen Bildung aus.

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Nein, das sagt sie eben nicht aus. Wenn jemand sagt, er interessiere sich für Politik, sagt das rein gar nichts darüber aus, ob das wirklich so ist.

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