Danke danke.
Schade das es das überhaupt braucht, aber andererseits. Yeah. 's gibt uns.
Als @RubberduckRider gestern die Interviews postete hab ich mal direkt ein Probeabo abgeschlossen und … woah. Soviel, dass mir aus dem Herzen sprach.
Ich meine längst, dass ich Teil einer offenen, diversen Gesellschaft bin, aber dazu gehört eben auch, dass Minderheiten sichtbar sind.
Es gibt also nie den richtigen Zeitpunkt [für das Outing]. Ständig wird mir gegenüber irgendeine Befürchtung geäußert.
Und wenn ich mich nicht oute, sondern mich selbst unsichtbar mache, trage ich zu einer Welt bei, in der ich eigentlich nicht leben will, und nähre den Boden für Homofeindlichkeit, Queer-Feindlichkeit, Trans-Feindlichkeit.
ch fand schon als Kind immer seltsam, dass niemand in Betracht zieht, ich könnte lesbisch sein.
Sie hat vorausgesetzt, das [Outing] wäre etwas, wofür man Mut bräuchte. Dabei sollte es doch die normalste Sache der Welt sein. Und ja, leider braucht es Mut, offensichtlich – das haben wir ja jetzt auch in der Recherche gesehen: Die vielen Leute, die wir angesprochen haben, was da für Ängste sind, was da für Kummer ist.
Meine damalige Agentin riet mir, es sei besser, wenn ich meine Freundin nicht mit auf den roten Teppich nähme.
Ich wurde damals an der Schauspielschule erst mal abgelehnt mit der Begründung, ich sei nicht weiblich genug. Ich wurde da noch als Frau gelesen und hatte mich auch noch nicht als Typ geoutet.
Du kannst zu schwul, zu lesbisch, zu irgendwas sein. Und die Entscheidungsträger*innen darüber sind Heteros, die überhaupt keine Ahnung haben, wovon sie da kulturell sprechen. Sie argumentieren mit »dem Publikum«, und das ist natürlich Quatsch.
Die Homosexualität sollte bei mir, weil ich ja Türke bin, irritieren oder unerwünscht sein.
Ich stand mal in einer großen Runde auf einem Agenturempfang, da war ein Regisseur, der mich kennt, und der posaunte auf einmal herum und winkte mich so ab, als würde ich nicht dazugehören: »Ja, aber du bist ja auch Lesbe!« Ich bin also aus dem Pool der für Männer begehrenswerten Frauen oder Frauenrollen raus.
»Aber man könnte doch jetzt hier bei dem Schnitzler-Stück ein paar Männerrollen zu Frauenrollen machen oder von Frauen spielen lassen, das ist doch nicht mehr zeitgemäß, dass da im Krankenhaus 14 Männer über die Bühne laufen und eine Frau.« Und dann heißt es: »Da kriegen wir ein Besetzungsproblem.«
Weibliche Hauptrollen in Film und Fernsehen sind meistens heterosexuell, außer es geht darum, dass zwei Lesben versuchen, ein Kind zu bekommen.
Richtig, oft wird vergessen oder geleugnet, dass es Menschen gibt, die sich als nicht-binär verstehen und damit unabhängig von »männlich« und »weiblich« identifizieren.
»Da kannst du ja was mit Stimme und mit Gestik machen.« Da war ich erst mal total perplex: »Wie, mit Stimme?» – »Na ja, dann kannst du ja vielleicht so ein bisschen anders reden und so.« Dann habe ich gesagt: »Du, ich rede bestimmt nicht anders, nur weil ich jetzt eine schwule Rolle spiele.«
»Lars, 27, schwul«. Das war’s. Als ob damit irgendwas gesagt wäre – außer dass die Figur im ersten Atemzug auf ihre Sexualität reduziert wird, als würde man sie ihr sofort ansehen.
Meine erste Rolle war eine Postbotin, da war die Beschreibung: »wildes Haar, gelbes Kostüm«.
Deswegen ärgert mich auch das Totschlagargument, dass Männerrollen nur von Männern gespielt werden können.
Bei Klassikern wird oft vorgebracht, sie erfüllten einen Bildungsauftrag, seien auch für Schulklassen. Und beim Film heißt es: »Nein, nein, hier können wir auch keine Räume eröffnen, denn der soll ja die Realität abbilden.«
Man darf auf keinen Fall einen Aufstand machen, dann ist man kompliziert, hysterisch.
Man muss einfach nur die Kameraführung und die Perspektive davon anschauen, dass in solchen Filmen immer die Frau gezeigt wird und du den Mann nur spürst, der Mann sein darfst, wie er in sie eindringt. Und die Reaktion in den Augen – in den Augen der Frau, aber gar nie im Mann. Es wird aus der Männer-Perspektive, mit dem männlichen Blick erzählt.
Ich habe das Gefühl, dass da Filmemacher*innen nachkommen, die versuchen, ein neues Narrativ zu schaffen.
Ich habe mal eine Sexszene mit einer Kollegin gespielt. Für die Szene wurde die Kollegin gedoubelt mit einer Darstellerin, die 15 Jahre jünger war als sie selber. Also, ich war Mitte vierzig, meine Kollegin war auch Mitte vierzig. Das Double war dreißig.
Was so großartig ist an dem Film Porträt einer jungen Frau in Flammen : Da gibt es bis auf diesen Typen, der dieses Bild bringt und abholt, einfach keine Männer im Film.
Redakteur*innen, Produzent*innen sollten den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, und daran glauben, dass die Zuschauer*innen das gucken wollen. Die Gesellschaft ist viel weiter und diverser, als die Entscheidungsträger*innen meinen. Wir leben nicht mehr in Zeiten von Charleys Tante. Man sollte das Publikum auch nicht für dumm verkaufen. Alles andere ist doch nicht mehr zeitgemäß.
Redakteurinnen, Produzentinnen sollten den Mut haben, Verantwortung zu übernehmen, und daran glauben, dass die Zuschauerinnen das gucken wollen. Die Gesellschaft ist viel weiter und diverser, als die Entscheidungsträgerinnen meinen. Wir leben nicht mehr in Zeiten von Charleys Tante. Man sollte das Publikum auch nicht für dumm verkaufen. Alles andere ist doch nicht mehr zeitgemäß.
Zu uns wird immer gesagt: »Ich will das nicht wissen.« Aber wenn ein heterosexueller Kollege mit seiner Partnerin auf den Teppich geht, erfahre ich das auch über ihn. Da sagt aber niemand: »Warum behelligt der mich damit?«
Ich meine, in meinem Privatleben denke ich so gut wie nie daran, dass ich homosexuell bin. Das spielt nur eine Rolle, weil die Gesellschaft sich darauf geeinigt hat, dass das nicht einer Norm entspricht.
Ich bin zum Performer gemacht worden, weil es Menschen wie mich in diesem Beruf noch nicht gab in Deutschland. Da wurde mir eine Art von Futurismus an den Leib getackert, und gleichzeitig wurde damit gesagt: Das geht jetzt im Schauspiel noch nicht, deswegen musst du ein Performer sein.
Ich kann sagen, dass die Rollenangebote der letzten Jahre oft waren: Geschlecht, Geschlecht, Genital, Spekulation.
Es gibt Geschichten, die über was ganz anderes stattfinden, und die Hauptfigur ist zufällig auch lesbisch oder schwul oder trans oder wie auch immer. Da gibt es einen Mann, der ist unten an seinem Auto beschäftigt, geht nach oben in die Küche, macht sich sein Brot, küsst mal kurz seinen Partner und geht wieder an die Arbeit.*
Im Prinzip sollte jeder alles spielen dürfen. Es sollte keine Grenzen geben. Es ist bloß gerade so, dass heterosexuell, weiß, cis und ohne Behinderung alles spielen darf, und der Rest darf meistens nur sich selber spielen.
Es ist eine Übergangsphase, damit die Gruppe, die bis jetzt nicht zum Vorschein kam, auch mal an die Rollen und auch an die Jobs rankommt.
Mir geht es auch darum, eine positive Identität zu zeigen. Bisher, wenn ich homosexuelle Charaktere in Filmen sehe, sind es meistens Opfer, leidende Figuren. Ich will, dass das aufhört. Dass Homosexualität, Queerness eine positive Identität in dieser Welt wird.